Warum sich aufgeklärte Menschen von Gott berühren lassen
Antwort auf einen Post auf Facebook, der zunächst den Religionen vorwirft, in der Geschichte der Menschheit die zerstörerischten Kräfte zu sein. Und schließlich wundert sich der Poster, warum heute in einer aufgeklärten Welt selbst aufgeschlossene Menschen immer noch Religion so wichtig nehmen.
21. Februar 2021
Zunächst zum Vorwurf der den Religionen zugrunde liegenden Gewalt. Schrenks Kritik ist in jedem aufgezeigten Fall berechtigt. Die Verallgemeinerung aber ist meines Erachtens ein Fehlschluss. Nur die Beispiele aufzuzählen, in denen Religionsführer Gewalt verherrlichten, sie lebten und aus der Gewalt versuchten, für sich oder ihr Anliegen Nutzen zu ziehen, verzerrt die Geschichte und das Religiöse. Es gab und gibt viele gegenteilige Beispiele. Das gewichtigste der christlichen Tradition ist Jesus. Einer sei hier noch angeführt: Franz von Assisi, der im fünften Kreuzzug Sultan al-Malik al-Kamil in Ägypten traf. Dazu aus einem Interview mit dem franziskanischen Bruder Jürgen Neitzert, 2019: „Als junger Mann hatte Franziskus selbst im Militär gedient und die Leiden des Krieges am eigenen Leib gespürt. Deshalb wandte er sich ab von jeglichem kriegerischen Bemühen. Franz kam in das Lager der Kreuzfahrer in Damiette an der ägyptischen Nordküste, sah deren Lebensweise, die er für schlecht befand und prophezeite ihnen ihre Niederlage. Nahe Damiette war ein Feldlager, in dem sich der Sultan von Ägypten, al-Malik al-Kamil, aufhielt. Franz wollte zu ihm, wohl um ihn zu bekehren – damals gab es noch keinen interreligiösen Dialog. Doch er stellte fest, dass die Menschen dort gläubig waren, zu Gott beteten, dass der Sultan ein frommer Mensch war. Der Sultan wiederum war den Christen gegenüber sehr gewogen, hatte in seinem Reich mit den Kopten viele Christen. Insofern war es für den Sultan nicht ungewöhnlich, dass er mit einem christlichen Mönch wie Franziskus zu tun hatte. Er hatte den Kreuzfahrern viele Friedensangebote gemacht und erwartete vielleicht, dass Franziskus kam, um Frieden zu bringen. Und obwohl die Erwartungen beider nicht erfüllt wurden, wurde Franziskus während der drei Wochen Aufenthalt in dem Lager gut aufgenommen. Wir gehen davon aus, dass er davon Impulse mitgetragen hat.“)
Doch nun zu meinem Hauptanliegen, aufgestachelt durch die Bemerkung des Postenden, wonach es ihn verwundert, dass heute in der aufgeklärten Welt noch immer, selbst gebildete Menschen ihr Leben religiös ausrichten. Ich versuche es ja auch, aber ich will hier eine viel bedeutendere Frau, die christliche Mystikerin Simone Weill als Zeugin aufrufen (und am Schluss noch Heinriich Böll):
Simone Weill (1909 – 1943), eine französische Philosophin und Sozialrevolutionärin, zunächst eine agnostisch orientierte Gewerkschafterin, wandelte sich im letzten Lebensdrittel zur christlichen Mystikerin.
In Wikipedia ist nachzulesen: Weills Denken war von christlicher Mystik sowie von platonischen und buddhistischen Einsichten geprägt, darüber hinaus auch von der jüdischen Tradition, wozu sie sich aber nicht bekannte. Auf sie geht der Gedanke der „décréation“ zurück, der „totalen Selbstentäußerung des Menschen vor Gott“.
Ein Auszug aus ihrem Lebenslauf: Im Dezember 1933 vermittelte Simone Weill Leo Trotzki trotz erheblicher Meinungsverschiedenheiten eine Unterkunft im elterlichen Haus in Paris und nutzte die Gelegenheit zu einer persönlichen Diskussion. Auf ihre Vorwürfe wegen der Brutalität gegenüber den Matrosen von Kronstadt, die in der Exekution vieler Beteiligter gipfelte, antwortete Trotzki: „Wenn Sie so denken, warum nehmen Sie uns dann auf? Sind Sie denn von der Heilsarmee?“ Der Kronstadt-Aufstand im Winter 1921 war gegen die Regierung Sowjetrusslands, die Politik des Roten Terrors und den Kriegskommunismus gerichtet.
Im Sommer 1935 reiste Weill mit ihren Eltern nach Spanien und Portugal und war von der Religiosität der armen Fischer in Póvoa de Varzim berührt. Der portugiesische Fado (Musikstil) hinterließ in ihr einen unauslöschlichen Eindruck: Sie kam zur Ansicht, dass das Christentum die Religion der Sklaven sei. …
Im Spanischen Bürgerkrieg unterstützte Weill im Sommer 1936 in einem kurzen Einsatz die Republikaner.
Ab 1936 traten für Simone Weil religiöse Fragen in den Vordergrund. Im Frühjahr 1937 reiste sie zum ersten Mal nach Italien und wohnte der Pfingstmesse im Petersdom bei. Sie war von der Schönheit der Kunst und Landschaft Italiens beeindruckt. Sie schrieb aus Umbrien an ihre Eltern: „Nie hätte ich solch eine Landschaft, eine so prächtige Menschenart und so eindrucksvolle Kirchen erträumt. […] Als ich dort in der kleinen romanischen Kapelle aus dem zwölften Jahrhundert, Santa Maria degli Angeli, diesem unvergleichlichen Wunder an Reinheit, wo der heilige Franz so oft gebetet hat, allein war, da zwang mich etwas, das stärker war als ich selbst, zum erstenmal in meinem Leben auf die Knie.“ (Ganz ähnlich beschreibt es die 1943 von den Nazis ermordete holländische Jüdin Etty Hillesum in ihren Tagebüchern.)
Heinrich Böll würdigte Simone Weill mit folgenden Sätzen: Die Autorin liegt mir auf der Seele wie eine Prophetin; es ist der Literat in mir, der Scheu vor ihr hat; es ist der potentielle Christ in mir, der sie bewundert, der in mir verborgene Sozialist, der in ihr eine zweite Rosa Luxemburg ahnt; der ihr durch seinen Ausdruck mehr Ausdruck verleihen möchte. Ich möchte über sie schreiben, ihrer Stimme Stimme geben, aber ich weiß: ich schaffe es nicht, ich bin ihr nicht gewachsen, intellektuell nicht, moralisch nicht, religiös nicht. Was sie geschrieben hat, ist weit mehr als ‚Literatur‘, wie sie gelebt hat, weit mehr als ‚Existenz‘. Ich habe Angst vor ihrer Strenge, ihrer sphärischen Intelligenz und Sensibilität, Angst vor den Konsequenzen, die sie mir auferlegen würde, wenn ich ihr wirklich nahe käme. In diesem Sinne ist sie nicht ‚Literatur als Gepäck‘, aber eine Last auf meiner Seele. Ihr Name: Simone Weil.“
Ich schließe mit einem religiösen Geständnis von Simone Weill: „In meinen Überlegungen über die Unlösbarkeit des Gottesproblems hatte ich diese Möglichkeit nicht vorausgesehen: die einer wirklichen Berührung von Person zu Person hienieden, zwischen dem menschlichen Wesen und Gott. Ich hatte wohl unbestimmt von dergleichen reden gehört, aber ich hatte es niemals geglaubt.“
Es heißt „TUT!“, nicht „SCHAUT ZU!“
Nachdenken und Anstöße über Kirche als Gemeinschaft
Jesus Leben und seine Konsequenz im Tun sind eine große Ermutigung und Aufforderung, seinem Beispiel zu folgen. Manchmal sagt er es auch deutlich: Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe (Joh 13,15, Fußwaschung). An anderer Stelle (Lk 22,26): „Bei euch aber soll es nicht so sein, sondern der Größte unter euch soll werden wie der Jüngste und der Führende soll werden wie der Dienende.“ Im Zentrum jeder Messe ist die Wandlung mit den Einsetzungsworten: „Tut dies zu meinem Gedächtnis“. Jesus sagt also nicht: Schaut zu beim Gedächtnis oder einer von euch soll stellvertretend gedenken. Jesus spricht immer von Handlungen und Haltungen und zeigt sie vor. Zentrale Aussage seiner Botschaft ist die Botschaft der Gemeinschaft, das Füreinander- da-Sein. Ein Christ weiß um das „Sakrament der Gemeinschaft“!
Das „Sakrament der Gemeinschaft“ ist vernachlässigt
Die kirchlichen Gemeinden sind jedoch lange vor den Corona-Einschränkungen (und den neuerdings angebotenen Livestream-Gottesdiensten) zuschauende Gemeinden geworden, die für sich stellvertretend etwas machen lassen. Alles ist zugespitzt auf das Hinschauen auf die kaum noch verstandene liturgische Symbolik. Das „Sakrament der Gemeinschaft“ ist vernachlässigt, wenn nicht verschlampt worden. Jetzt in der Corona-Zeit, wäre es höchste Eisenbahn, sich vorzubereiten auf die Zeit nach Corona, wenn das lange vor Corona schon immer mehr abhanden gekommene Gefühl für Gemeinschaft vielerorts noch viel ausgeprägter geschrumpft sein wird. Corona lässt die kirchlichen Gemeinden vom Baum der Erkenntnis essen, dass sich die Gemeinschaft – Mahlgemeinschaft, Stützgemeinschaft, Feiergemeinschaft – immer mehr verflüchtigt. Korrekter formuliert: sie verflüchtigt sich nicht mehr und mehr, sondern es wird offensichtlicher, dass der Kitt von Brauchtum und Tradition endgültig seine Gemeinschafts-Klebekraft verloren hat.
Jetzt vorbereiten, was Gemeinschaft heißt
Jesus-Nachfolge – Kirche, Glauben – aber ist Gemeinschaft! Daher ist es höchste Eisenbahn, in die Gemeinschaft, in alle Ausprägungen von Gemeinschaft zu investieren und diese Investitionen jetzt vorzubereiten. Dann kann mit diesen Investitionen sofort begonnen werden, sobald Treffen wieder möglich sind, und Kirche das Gemeinschafts-Zeugnis gestalten kann.
Gemeinschaft ist eine Einstellung, keine Aufgabe
Gemeinschaft ist keine Führungsaufgabe, Gemeinschaft ist eine Aufgabe aller, die zu einer Gruppe gehören. Es geht also nicht um organisieren, administrieren, strukturieren, sondern darum, dass jede und jeder etwas tut, etwas beiträgt. Zunächst muss dafür das Gefühl geweckt und gepflegt werden, etwas beitragen zu können und zu sollen. Gemeinschaft ist zudem nicht in erster Linie eine Aufgabe, sondern eine Einstellung. Wir können Geschmack auf Gemeinschaft machen – das kann eine Aufgabe von Pfarrleitung und engagierten Menschen in der Pfarre sein. Sie müssen aber selber selber Gemeinschafts-Sehnsucht „versprühen“.
Versprühen von Gemeinschafts-Sehnsucht
Die Tischgemeinschaft muss wirklich Tischgemeinschaft sein, muss ein Tun sein. Dazu muss die Pfarre ein einladendes Ermutigen entwicklen. Wenn wir zusammenkommen, um uns an Jesus und sein Tun zu erinnern, dann darf das nicht wie in einem Konzert oder Theater geschehen, sondern wie bei einem Hochzeitsmahl. Alle Gäste können dort etwas von sich einbringen, sich an den Vorbereitungen beteiligen, etwas zum Essen mitbringen, mitreden, mitsingen, mittanzen, selber Erinnerungen vortragen, … Es gibt keine hervorgehobene Rolle ausgenommen jene der Braut und des Bräutigams. Wir müssen uns als Gleich Begnadete verstehen und einander auch so behandeln. Das hieße, dass wir selber viel mehr Gastfreundschaft im kleinen Kreis pflegen. Wir können natürlich nicht putschen und die kirchliche Tradition des Priesteramtes umstoßen, indem wir Messe und Wandlung radikal entmystifizieren, entklerikalisieren. Aber Nachbarn können Nachbarn einladen, mit ihnen über biblische Themen sprechen, sich über diese austauschen – was sie heute bedeuten! -, miteinander essen und trinken, Freundschaft leben, sich miteinander freuen oder trösten, wenn es sich anbietet auch spielen, singen, tanzen, … Die kleinen Tischgemeinschaften (oder wenn noch weniger möglich ist: die Hausgemeinschaften) halten dann auch in virtueller Gemeinschaft mit Livestream-Gottesdiensten wirklich Mahlgemeinschaft, nicht nur symbolisch, geistig-geistlich Mahl.
Die Stützgemeinschaft lässt die nicht allein, die nicht mehr mitkönnen bei der Freude, nicht mehr am Tisch sitzen wollen oder können, jene, die mit Sorgen so voll bepackt sind, dass sie für sich schon nicht und erst recht nicht für die Gemeinschaft Kraft haben. Und auch jene, die über die Gemeinschaft spotten oder sie beschimpfen. Sie alle sind uns als Gemeinschaft anvertraut, zugemutet. Wir gehen ihnen nach, suchen sie auf. Der Nachbar/die Nachbarin klopft beim Nachbarn/bei der Nachbarin an, Wer jemandem vom Einkauf kennt, geht dieser Bekanntschaft nach, wenn dieser Mensch plötzlich fehlt. Wer davon erfährt, sucht von sich aus Kranke oder Verzweifelte in seiner/ihrer Umgebung auf. Es ist ein Nachgehen, das nicht Dienst ist (pfarrlicher Besuchsdienst), sondern gemeinschaftliches Selbstverständnis. Jeder Mensch aus unserer Gemeinschaft hat wenigstens einen Menschen, dessen Wohl er/sie sich ein Anliegen sein lässt. Fehlt dieser Mensch plötzlich länger, löst das eine Unruhe aus, die Anstoß ist, ihm nachzugehen. SOS Menschenrechte hat das Buddy-System AMIGO (http://www.sos.at/index.php?id=266) entwickelt – Österreicher/innen sind Zugewanderten helfende Begleiter/innen. – Davon könnten Pfarrgemeinden etwas lernen!
Die Sorge um die Armen, Kranken, Verzweifelten, Mutlosen, Gescheiterten, … ist keine Aufgabe eines Arbeitskreises. Sie ist Caritas-Angelegenheit. Und Caritas ist Angelegenheit jedes Christen, jeder Christin. Das heißt schon auch spenden, aber vorrangig heißt es: da sein, an der Seite derer sein, die beim Tempo der Gemeinschaft und Gesellschaft nicht mehr mitkönnen. Es heißt, sich anrühren lassen von deren Not.
Die Feiergemeinschaft (Gemeindegottesdienste, Feste, besondere Veranstaltungen, Mitmachen bei Ortsfesten, …) ist Ausdruck der großen Gemeinschaft der Pfarre. Wenn sie sich trifft, stärkt sie das Gemeinsame und die vielen kleinen Gemeinschaften. Sich im Großen eingebunden zu wissen, gibt Kraft. Das Feiern der Gemeinde darf niemanden ausschließen. Wer kommt, wird eingebunden ins Feiern. Deren/dessen Rolle erschöpft sich nicht im Zuschauen, sondern hat das Mittun zum Ziel. Das heißt aber für jene aus der Gemeinde, die sich gut kennen, sich nicht abzuinseln, sondern diese Menschen (die „Neuen“, die „Seltenen“, die „Unbequemen“, …) aktiv hereinzunehmen. Die Feiergemeinschaft braucht also Animateure und Animateurinnen des Teilnehmens.
27. Jänner 2021
Die Spaltung der Gesellschaft
Ich sinniere viel über die Spaltung der Gesellschaft und den rauen Ton, der über den Graben, den Spalt geworfen wird. Facebook ist einer der Übungsplätze dafür, beim Sturm aufs Kapitol haben etliche umgesetzt, was sie geübt haben. Die Chancenlosigkeit, da ein Einbremsen, gar ein Nachdenken zu erreichen, macht mich sprachlos, hilflos. Wenn aktuell immer noch 3/4 der Trump-WählerInnen meinen, Trump sei der Wahlsieg gestohlen worden, zeigt das, dass die Erzählungen der Aufwiegelnden und zum Heil Verlockenden viel mehr bewirken, als argumentatives Dagegenhalten. Mir schaudert, wenn ich daran denke, dass Joe Biden jetzt die aufgehetzte gespaltene amerikanische Nation versöhnen, befrieden soll. Wie könnte das gehen? Mit fundierten Argumenten geht’s nicht. Es braucht wahrscheinlich Gegen-Narrative, erzählt von charismatischen und sehr bekannten Menschen. Der Papst könnte einer von ihnen sein. Und bei uns: jede/r einzelne kann durch sein Verhalten und Leben eine befreiende Geschichte erzählen. Sie nicht argumentieren, sie erzählen! Vielleicht müssten wir wieder lernen, Märchen zu erfinden und zu erzählen. Noch besser wäre, sie zu leben – jesuanische, franziskanische, ettysche, weilische … Aber auch das schützt nicht davor, dass die Menschen den Schreiern zulaufen, und die anderen verstoßen. Und doch: es scheint mir langfristig die einzige spaltenüberwindende Möglichkeit zu sein.
Ergänzend dazu, weil ich glaube, dass Feuer am Dach ist, unter dem wir noch halbwegs friedlich zusammenleben: Wenn ich über die gegenwärtige aufgestachelte Stimmung nachdenke, verstehe ich immer mehr, wie es Hitler und andere gewalttätige Schreier schaffen konnten, so viele Menschen jubelnd hinter sich zu sammeln und durch sie an die Macht zu kommen bzw. dort weiter bejubelt zu werden. Es braucht: Feindbild-Pflege, die eine schon vorhandene Stimmung bedient und befeuert, beharrendes Behaupten und Unbarmherzigkeit gegen die „Feinde“. Das verspricht „Erlösung“. Die vorbereitende wichtigste Haltung des Dagegenhaltens muss daher sein, wo immer es geht, sich für an den Pranger gestellte „Feinde“ einzusetzen und auch Gutes über sie zu erzählen. 22. Jänner 2021
Das Gutsein Gottes, spürbar in der Schöpfung
Gotthard Fuchs sieht in der neuen Ausgabe von „Christ in der Gegenwart“ (3_2021) in seiner Kolumne „Mystik im Alltag“ im Impfstoff etwas den Sakramenten Ähnliches. Heilung wird von ihm erwartet. Man glaubt an die Impfung. Mit dieser Parallele Impfstoff-Sakrament steigt er in seinen Artikel ein. Er schreibt dann schon sakramenten-theologisch, dass der Vergleich hinkt. Darum geht es mir in diesem Nachdenken nicht. Mir geht es um eine Aussage in der Kolumne. Gotthard Fuchs rezipiert im Zuge seiner Erläuterungen die Sakramententheologie, wonach Sakramente Wert und Wirkung schon in sich haben. Sie hängen also nicht vom Glauben und davon ab, ob der Spender gläubig lebt. Christus ist Heilsmittel und Heilsmittler … In weiterer Folge schreibt Fuchs: „Noch in jeder Heilspflanze zeigt sich etwas von diesem gottgeschenkten Gutsein der Schöpfung. „Mir ist das zu einfach und einseitig. Wenn sich in den guten Dingen dieser Welt das Gutsein Gottes zeigt, was zeigt sich dann in den schlechten Dingen? Sein Schlechtsein? Mit schlechten Dingen meine ich nicht, was Menschen Schlimmes tun oder Gutes verweigern. Ich meine die in der Natur angelegten Katastrophen gegen den und Verletzungen des Menschen: Erdbeben, Vulkanausbrüche, zerstörerische Meteoriteneinschläge, … Aber auch die kleinen Bösartigkeiten: Schwere Krankheit bringende Stechmücken etwa (inklusive Todesfolgen), tödlich giftige Bisse von Tieren, todbringender Verzehr giftiger Pflanzen. … (Nicht nur Menschen sind davon betroffen, auch Tiere.) Auf solche Beispiele würde mir Michael Rosenberger und mit ihm viele Kirchliche wohl antworten: Ja, manches ist für uns unbegreiflich, zudem müsse der Mensch lernen, richtig damit umzugehen, den Gefahren klug vorzubeugen, … Das auch, wir müssen Schutz lernen, richtiges Verhalten. Unser Schutzwissen stützt sich aber auf die Erfahrungen, dass dieses und jenes Tod und Krankheit bringt. Es müssen im Lauf der Geschichte viele tausend schlimme-tödliche Erfahrungen stattgefunden haben, damit der Mensch jetzt „gewitzt“ sein kann. Das hieße aber, Gott wäre ein zynischer. Er kalkuliert die todbringenden Erfahrungen der ahnungslosen, der unwissenden, sich nicht schützen könnenden Geschöpfe ein. Oder aber: die Menschen, die lange vor uns gelebt haben, wären in seinen Augen wertloser, sie brauchte es, um unser Schutz-Wissen aufzubauen … In der Logik des von Gott geschenkten Gutseins der Schöpfung wäre das folgerichtig. Oder? Es muss daher einen anderen Blick auf die Schöpfung geben, wir dürfen nicht beim einseitigen stehen bleiben, der die Schönheit der Natur als Gottes-Beweis anführt. Wir müssen erkennen, dass wir uns Gott nicht denken können. Dass alle unsere Erklärungen verharmlosend sind, unwissend verharmlosend. 20. Jänner 2021
Sonntagsgedanken
Sonntag ist. Was heißt das heute noch? Für Dich vielleicht noch mehr als für mich, der den Sonntag schon ganz verloren hat. Mir geht dabei viel ab. Der Sonntag unterscheidet sich nicht mehr von einem Montag oder Donnerstag. Die Woche hat den Rhythmus verloren, in Corona-Zeiten zusätzlich. Aber es ist noch viel mehr verloren – die Stärkung, die aus dem „Sakrament“ der Gemeinschaft kam. Wenn gemeinsame Rituale, gemeinsames Bezeugen, gemeinsames Hören, gemeinsames Singen, gemeinsam angestoßenes Nachdenken und gemeinsame Freude verschwinden, verschwindet damit auch das Gefühl, dazuzugehören, irgendwo Teil eines großen Ganzen zu sein. Der Verlust des Sonntags wirft den Menschen, wirft mich auf meine Kläglichkeit zurück.
Ich wünsche Dir, liebe Leserin, lieber Leser, dass Du Dich nicht zurückgeworfen, sondern vorwärtsgetragen fühlst. Dass Du spürst, es geht voran. Dass Du in Dir auch ein bisschen Sonntag, Gemeinschaft und Dazugehören spürst. 17. Jänner 2021
Livestream-Gottesdienste
(Ich kann dieser Form der Gottesdienste nichts abgewinnen, das wissen meine FreundInnen, darunter auch Menschen in seelsorglicher Verantwortung). Im Folgenden meine Refelxion auf einen Livestream-Gottesdienst vom 6. Jänner 2021
Ich hab einer WGF im Livestream „beigewohnt“ – ich meine nicht die veraltete Verwendung des Wortes, sondern seine gehobene Verwendung: bei etwas zugegen sein, etwas miterleben. Also ein vor dem PC in seinem Wohnbereich sitzendes Miterleben. Damit wird das Wort beiwohnen im wörtlichen Sinn akut: ich habe gewohnt und war beim Geschehen in der Kirche dabei. Wie wohnt man? Man lümmelt vielleicht, lässt sich von der Katze umschmeicheln, isst eventuell ein Joghurt, macht sich vielleicht ein Bier auf, schaut den Vögeln im Futterhaus zu oder erschlägt eine Spinne. Vielleicht bohrt man in der Nase oder muss mal kurz aufs Klo … es gibt so viel zum Wohnen, da gehört auch das Beiwohnen dazu. Um nicht falsch verstanden zu werden: ich bin sehr für Feiern im Wohnumfeld, dann aber mit Einbindung, mit „Realpräsenz“ der Feiernden, mit echter und nicht mit zuschauender Gemeinschaft. Nicht mit Zauberflair, sondern mit einer den Alltag bezaubernd erleben lassender Gemeinschaft: hinhören auf die Botschaft, Gespräch darüber, sich miteinander freuen, sich bestärken, um Not zu lindern, miteinander essen und trinken, teilhaben lassen an seinen Gütern (an seinem Guten) und das alles im Bemühen, dem Vorbild der Mahlgemeinschaft Jesu nachzufolgen und sich um Erinnerung zu bemühen.
Zu all dem Inhaltlichen aber noch was Formales: ich bin mindestens fünf, wahrscheinlich zehn Minuten im Internet herumgeirrt, bis ich endlich zum Livestream kam. Der mir zugesandte Link brachte mich auf die Homepage einer Pfarre im Seelsorgeraum. So viel ich mich aber bemühte, ich wurde nicht Livestream fündig. Irgendwie kam ich von dort auf eine österreichweite Seite, in der allerdings nur ein paar Livestream-Gottesdienste (von irgendwo) angeboten wurden, zwei davon von irgendwann (Weihnachten). So versuchte ich es über die Homepage der Pfarre, aus der der Gottesdienst übertragen wurde. Dort wurde ich auf deren Facebook-Seite verwiesen. Und tatsächlich landete ich dann auf einer Unterseite jener Pfarre des Seelsorgeraums, die ich anfangs meiner Bemühungen schon aufgerufen hatte, dieses Mal aber samt entsprechender Weiterleitung zum Livestream-Link. Geschafft! Aber – so meine Vermutung – die Gottesdienste werden eher wenig internet-vertraute Kirchenmitglieder aufrufen wollen. Die werden, wenn sie überhaupt PC und Internet-Zugang haben, auf einer solch detektivischen Odysee durch das Internet vor der Zielerreichung aufgeben. Warum muss das so versteckt bzw. kompliziert gemacht werden?
Dazu eine Ergänzung, geschrieben am 8. Jänner
Die drei Könige wollen noch nicht weiterziehen. Sie beraten erst, wie sie das Geschenk, das sie bekommen haben, verlustlos nach Hause bringen können: den inneren Frieden. Er kommt aus der Begegnung, aus der unmittelbaren. Der Stern wartet schon ungeduldig auf sie, um sie zu begleiten. Doch der Stern schenkt den Frieden nicht, er tut nur Kunde davon. Der innere Friede braucht wahre Begegnung. Wenn sie heimziehen, müssen sie sich nicht nur von Betlehem trennen, sondern auch voneinander. Wie kann Begegnung in getrennten Zeiten geschehen, ist ihre Frage. „Versucht es mit Erinnerung und Nachahmung!“ – Wer hat das vorgeschlagen? – Und noch einmal kommt der Vorschlag: „Versucht es mit Erinnerung und Nachahmung und ladet zu diesem Tun die Menschen ein, die um euch sind.“ Leibhaftiges Dabeisein, das haben die drei Könige verstanden, darum geht’s. Leibhaftiges Mittun-Können, nicht als Theaterbesucher etwas sehen. Erleben, nicht bloß andere beim Erleben erleben!

Dein Licht kippt die Ordnung
(Text, veröffentlicht vom Bibelwerk Linz in der Reihe „aufatmen“ – Advent 2020, 6. Jänner 2021)
Siehe, Finsternis bedeckt die Erde
Die Schwachen werden an den Rand gedrängt
Die Flüchtlinge kippen vom Bootsrand ins Meer
Dunkel liegt über den Völkern
Das Haben hat das Sein
in die Kälte gejagt
Doch in diese Kälte strahlst Du
Dein Glanz ist Barmherzigkeit
Die Strahlen wärmen das verstoßene Sein
Deine Herrlichkeit ist machtlos
aber aufrichtend und zuwendend
und ruft die Schwachen in die Mitte
Ohnmächtige wandern dem Licht zu
und werden zu Königen Deines Glanzes
Du kippst die Ordnung
Dein Licht zeigt den Weg
und leuchtet den Festsaal aus
Die Maßlosen sitzen im Dunkeln
Ernst Gansinger
Anrührer statt Anführer
(Text, veröffentlicht vom Bibelwerk Linz in der Reihe „aufatmen“ – Advent 2020, 30. November 2020)
Mir nach!
Welch ein Ruf. Welch ein ins Verderben führender Ruf!
Mir nach – plärren Anführer und Aufrührer.
Mir nach – der Ruf sammelt zu Raub und Verwüstung.
Mir nach!
Welch ein sanftes Wort. Welch ein Zutrauen zum Aufleben!
Mir nach – ist die Einladung eines Anrührenden.
Mir nach – sammelt zum Fest des Miteinanders und Füreinanders.
Kommt her!
Bin ich gemeint?
Ruft ein Führer oder ein Mitgeher?
Soll ich einen Führer stärken oder will mich ein Mitgeher bestärken?
Kommt her – ich hör den Ruf, aber …?
Kommt her!
So rufen Flüchtlinge, die im Meer gegen das Ertrinken kämpfen.
Mir nach, sagt der, der ihnen übers Wasser zugeht.
Kommt her – ruft ein einsamer Mensch im Seniorenheim.
Mir nach, sagt der, der schon in seiner Seele wohnt.
Kommt her! Mir nach!
Jetzt und immer entscheidet sich:
Folge ich dem Locken Mächtiger
oder dem Werben eines Ohnmächtigen der Liebe?
Ernst Gansinger
Tageslesungen vom Sonntag, 15. November 2020, 33. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr A, samt meiner „Zurechtbiegung“
1. Lesung, Spr 31,10–13.19–20.30–31
Eine tüchtige Frau, wer findet sie? Sie übertrifft alle Perlen an Wert. Das Herz ihres Mannes vertraut auf sie und es fehlt ihm nicht an Gewinn. Sie tut ihm Gutes und nichts Böses alle Tage ihres Lebens. Sie sorgt für Wolle und Flachs und arbeitet voll Lust mit ihren Händen. Nach dem Spinnrocken greift ihre Hand, ihre Finger fassen die Spindel. Sie öffnet ihre Hand für den Bedürftigen und reicht ihre Hände dem Armen. Trügerisch ist Anmut, vergänglich die Schönheit, eine Frau, die den HERRN fürchtet, sie allein soll man rühmen. Gebt ihr vom Ertrag ihrer Hände, denn im Stadttor rühmen sie ihre Werke.
2. Lesung,, 1 Thess 5,1–6
Über Zeiten und Stunden, Schwestern und Brüder, brauche ich euch nicht zu schreiben. Ihr selbst wisst genau, dass der Tag des Herrn kommt wie ein Dieb in der Nacht. Während die Menschen sagen: Friede und Sicherheit!, kommt plötzlich Verderben über sie wie die Wehen über eine schwangere Frau und es gibt kein Entrinnen. Ihr aber, Brüder und Schwestern, lebt nicht im Finstern, sodass euch der Tag nicht wie ein Dieb überraschen kann. Ihr alle seid Söhne des Lichts und Söhne des Tages. Wir gehören nicht der Nacht und nicht der Finsternis. Darum wollen wir nicht schlafen wie die anderen, sondern wach und nüchtern sein.
Evangelium, Mt 25, 14-30
Das Gleichnis von den anvertrauten Talenten Silbergeld
Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Mann, der auf Reisen ging. Er rief seine Diener und vertraute ihnen sein Vermögen an. Dem einen gab er fünf Talente Silbergeld, einem anderen zwei, wieder einem anderen eines, jedem nach seinen Fähigkeiten. Dann reiste er ab. Sofort ging der Diener, der die fünf Talente erhalten hatte hin, wirtschaftete mit ihnen und gewann noch fünf weitere dazu. Ebenso gewann der, der zwei erhalten hatte, noch zwei weitere dazu. Der aber, der das eine Talent erhalten hatte, ging und grub ein Loch in die Erde und versteckte das Geld seines Herrn. Nach langer Zeit kehrte der Herr jener Diener zurück und hielt Abrechnung mit ihnen. Da kam der, der die fünf Talente erhalten hatte, brachte fünf weitere und sagte: Herr, fünf Talente hast du mir gegeben; sieh her, ich habe noch fünf dazugewonnen. Sein Herr sagte zu ihm: Sehr gut, du tüchtiger und treuer Diener. Über Weniges warst du treu, über Vieles werde ich dich setzen. Komm, nimm teil am Freudenfest deines Herrn! Dann kam der Diener, der zwei Talente erhalten hatte, und sagte: Herr, du hast mir zwei Talente gegeben; sieh her, ich habe noch zwei dazugewonnen. Sein Herr sagte zu ihm: Sehr gut, du tüchtiger und treuer Diener. Über Weniges warst du treu, über Vieles werde ich dich setzen. Komm, nimm teil am Freudenfest deines Herrn! Es kam aber auch der Diener, der das eine Talent erhalten hatte, und sagte: Herr, ich wusste, dass du ein strenger Mensch bist; du erntest, wo du nicht gesät hast, und sammelst, wo du nicht ausgestreut hast; weil ich Angst hatte, habe ich dein Geld in der Erde versteckt. Sieh her, hier hast du das Deine. Sein Herr antwortete und sprach zu ihm: Du bist ein schlechter und fauler Diener! Du hast gewusst, dass ich ernte, wo ich nicht gesät habe, und sammle, wo ich nicht ausgestreut habe. Du hättest mein Geld auf die Bank bringen müssen, dann hätte ich es bei meiner Rückkehr mit Zinsen zurückerhalten. Nehmt ihm also das Talent weg und gebt es dem, der die zehn Talente hat! Denn wer hat, dem wird gegeben werden und er wird im Überfluss haben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat. Werft den nichtsnutzigen Diener hinaus in die äußerste Finsternis! Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein.
Was mir dazu durch den Kopf geht:
Welcher Gott wird mir in diesen Lesungstexten vorgestellt? Wie kann ich ihn mir denken? – Der kurze Text aus dem Alten Testament stellt mir eine Frau vor, die aus Glaube (Gottes-Ehrfurcht) Gutes tut und vom Ertrag ihres Gutseins selber etwas abbekommen soll. Dort, wo die Menschen zusammenkommen, wo die Torwächter stehen. Die den Himmel öffnenden Türsteher rühmen ihre Werke.
In der zweiten Lesung aus dem Ersten Brief an Menschen in Saloniki wird Gottes Handeln mit dem Handeln eines Diebs verglichen. Er kommt und nimmt, nimmt ohne auf irgendetwas zu achten. Gott zwingt uns dadurch, nicht zu ruhen, damit uns der Tod nicht überraschen kann. Zwingt er uns wirklich dazu? Geht es nicht viel mehr darum, nicht zu ruhen, täglich ein Stück des Himmels mitten in unser Sein, mitten in unsere Welt zu holen. Gott ist mitten unter uns, holen wir den Himmel nach!
Und das Evangelium vergleicht Gott mit einem zornigen, niederdrückenden, ungerechten Diktator. Wer nicht zur Mehrung seines Ruhms beiträgt wird der Vernichtung preisgegeben, wer das meiste beiträgt, bekommt noch einen Extra-Orden. Und zudem sind die Möglichkeiten von Anfang an ungleich verteilt. Es gibt also Liebkinder. Aber nein. Ich weigere mich, das so zu lesen.
Auf „Vatikan News“ habe ich Betrachtungen eines Pfarrers zu den Evangelien im November gelesen. Er stellte zur Bergpredigt das Leben der Heiligen als „Betriebsanleitung“ auf dem Weg zu unserer persönlichen Heiligkeit vor. Betriebsanleitung also. Und was sagt die Betriebsanleitung zum obigen Evangelium, zunächst über die von Anfang an unterschiedliche Verteilung der Talente: „Jeder Mensch hat von Gott eine unterschiedliche Anzahl von Gaben, eine unterschiedliche Anzahl von Talenten erhalten. Oder anders ausgedrückt: Jeder Mensch hat von Gott einen individuellen Lebensauftrag erhalten, der nur ihm gilt.
Wenn wir einen Lebensauftrag haben, einen ungleichen, dann ist Gott also von Anbeginn der Ausstatter, der Eingreifer. Dann ist er aber auch der, der unser Sein lenkt, Glück und Unglück über uns bringt. Zumindest am Anfang. Nein, nicht nur am Anfang, denn der Pfarrer erläutert weiter: Der auf Reisen gehende Mann, mit dem Jesus dem Evangelium nach das Himmelreich vergleicht, „ist Christus selbst. Und wir als Getaufte sind die Diener, denen er Sein Vermögen anvertraut hat. Das können beispielsweise Gesundheit, Begabung, Ausbildung, Fähigkeiten, Amt und Stellung sein.“ – Also auch im Werden nach der Geburt hat Gott seine Finger im Spiel. –
Ich hab ein ganz anderes Gottesbild. Aber dazu später. Vorerst lesen wir weiter in der „Betriebsanleitung“, die der Pfarrer erkennt:
Gott „gibt uns volle Freiheit und Verantwortung im Umgang mit unseren Begabungen und Fähigkeiten. Wir müssen also die Initiative ergreifen und etwas aus unseren Talenten machen. Damit tragen wir aber auch die volle Verantwortung für das Gelingen. Und die Erwartung ist hoch. Der Herr erwartet einen hohen Gewinn: nämlich 100 %. Und diese 100 % sind nur mit einem 100-prozentigen Einsatz zu gewinnen. Dienst nach Vorschrift: das reicht nicht.“ (Dass er da „Dienst nach Vorschrift“ als Bild heranzieht, ist wahrscheinlich seinem ursprünglichen seelsorglichen Einsatz – bei der Bundeswehr – geschuldet). – Die Betriebsanleitung weiß also von einem Gott, der auf höchsten Gewinn aus ist, Gott als maximaler Kapitalist. Das Kapital (und sei das Kapital die Begabung) gelte es zu mehren, und nicht den Menschen als Abbild Gottes zu sehen, als sein von Anfang an geliebtes und von ihm liebend umworbenes Geschöpf. –
Ich hab ein ganz anderes Gottesbild. Aber dazu später. Vorerst lesen wir weiter in der „Betriebsanleitung“.
„Nichts“, so liest der Pfarrer weiter aus der Betriebsanleitung, „nichts von dem, was Gott gegeben hat, geht verloren. Das eine Talent wird dem gegeben, der sich zehn Talente erarbeitet hat. Gottes Gaben gehen also niemals verloren! Verloren gehen kann nur der Mensch, der Gottes Gaben nicht gebraucht. Denn eines Tages wird der Herr kommen, um Rechenschaft über die Verwaltung der Talente zu fordern. Hier entscheidet sich dann der Wert unseres irdischen Lebens. Das heißt: auf den Tod folgt die Verantwortung.“ – Verlorengehen kann nur der Mensch. Nicht einmal ein verlorengegangenes Schaf kann für einen guten Hirten verlorengehen, er geht ihm nach. Der Mensch aber schon, der hat sich das selber zuzuschreiben. Er hat zu verantworten, nichts getan, außer sich gefürchtet zu haben. Er hat dann keinen Wert mehr. – Pfarrer, glaubst Du das wirklich?
Ich hab ein ganz anderes Gottesbild. Aber dazu später. Vorerst lesen wir weiter in der „Betriebsanleitung“.
Das Gute unterlassen stehe in der Rangordnung vor den bösen Taten, liest der Pfarrer aus der Betriebsanleitung heraus. Mit diesem Satz kommt der Pfarrer auf die Einleitung seiner Auslegung zurück, in der er die Kurzgeschichte von Don Pedro Calderon de la Barca „Der gute Mensch am Höllentor“ erzählt: Viele Menschen stehen vor dem Eingang zur Hölle. Es gibt aber nur noch einen freien Platz, darum will der Teufel den Allerschlimmsten finden, der des Platzes würdig wäre. Die gröbsten Täter sind ihm zu wenig schlimm. Der letzte in der Reihe ist einer, der von sich überzeugt ist, nichts Schlimmes getan zu haben, sich an keinem Raub, Mord, Diebstahl, halt an nichts Bösem beteiligt zu haben. Er habe einfach nichts gemacht. Der Schlussder von ihm ausgedeuteten Betriebsanleitung liest sich dann so: „Damit wäre nun auch klar, warum der Teufel am Höllentor nicht irgendeinem Schwerverbrecher den letzten Platz in der Hölle gibt, sondern dem guten Menschen, der nichts getan hat.“ –
Dieser Schlussfolgerung kann ich viel abgewinnen, wenn ich die Höllenphantasien beiseite lasse. Doch insgesamt geht es nicht um eine Betriebsanleitung, wie man in den Himmel und nicht in die Hölle kommt, sondern um die Einladung, die dringende Bitte Gottes, füreinander da zu sein. Jetzt schon mitzuhelfen, ein Stück Himmel auf die Erde zu holen.
Ich versuche daher, das Evangelium aus diesem meinem Gottesbild-Blickwinkel heraus zu formulieren. Ich gebe zu, es ist eine ziemliche Zurechtbiegung. Aber dieser Gott der Liebe will, davon bin ich überzeugt, unsere liebende Zurechtbiegung. Stellen wir unser Gottesbild in das Licht seiner Menschenfreundlichkeit! Und verkünden wir im Stadttor, wie Gott in uns wirkt!
Ich würde in diesem Stadttor den Text dann so lesen: Mit dem Himmel ist es wie mit einem Mann, der auf Reisen ging. Er rief seine Belegschaft und vertraute ihr seine Anlagen, sein Anliegen an. Einem übergab er den Außendienst, einer anderen die Buchhaltung, wieder einer anderen die Personalleitung und so weiter. Allen übergab er, wofür er sie für befähigt hielt. Und alle versuchten nun, nach ihren Vorstellungen, ihren Fähigkeiten und den ihnen anvertrauten Aufgaben das Unternehmen weiterzuführen. Einer aber war überfordert. Von klein auf damit konfrontiert, ein Nichtsnutz zu sein, lebte er in der Angst, auch jetzt wieder zu versagen. Nur ja kein Risiko eingehen, dachte er bei sich, und das bewahren, was mir übergeben worden ist.
Als nach langer Zeit der Chef zurückkam, ließ er sich berichten, wie die Teamleitung des Unternehmen funktioniert hat. Alle berichteten von ihren Erfolgen und dass das Unternehmen gewachsen sei. Dafür gab ihnen der Unternehmer Extra-Boni und lud sie zu einem großen Fest, einem Gala-Diner ein. Der eine Mitarbeiter aber, der sich aus lauter Angst vor dem Versagen mitsamt seinem Auftrag versteckt hatte und darüber wachte, dass niemand den ihm anvertrauten Teil beschädigen konnte, stand kleinlaut vor seinem Chef und gab ihm den unerfüllten Auftrag zurück. Da reute es den Unternehmer, diesem Mitarbeiter so viel Last aufgeladen zu haben, er hätte wissen müssen, dass er diesen damit überfordere. Du warst nicht der richtige Mann an diesem Platz, sagte er! Haben dir denn die anderen, die ich mit so vielen Befugnissen ausgestattet hatte, nicht geholfen? – Wie hätten sie helfen können, ich wagte sie nicht anzusprechen, sagte der Erfolglose. – Gib mir Deinen Auftrag, ich geb ihm jenem, der am belastbarsten ist, antwortete da der Chef. Denn wer leisten kann, dem wird zugemutet, aber er wird auch die Kraft dazu haben; wer aber zu schwach ist, der soll von überfordernden Erwartungen entlastet sein. Werft die uneinlösbaren Erwartungen weg, hinaus von den Orten, an denen sie überfordern, hinaus in die Finsternis, ich will von ihnen nichts mehr wissen. Wir aber, und auch Du, mein schwacher Freund, wir feiern ein Fest, weil wir es zusammen gut haben und uns gemeinsam entwickeln können.
Ernst Gansinger, 15. November 2020
Tageslesungen vom Sonntag, 8. November 2020
und was mir dazu durch den Kopf geht
Erste Lesung
Buch der Weisheit; Weish 6, 12–16
Strahlend und unvergänglich ist die Weisheit; wer sie liebt, erblickt sie schnell, und wer sie sucht, findet sie.
Denen, die nach ihr verlangen, kommt sie zuvor und gibt sich zu erkennen.
Wer sie am frühen Morgen sucht, braucht keine Mühe, er findet sie vor seiner Türe sitzen.
Über sie nachzusinnen, ist vollkommene Klugheit; wer ihretwegen wacht, wird schnell von Sorge frei.
Sie geht selbst umher, um die zu suchen, die ihrer würdig sind; freundlich erscheint sie ihnen auf allen Wegen und kommt ihnen entgegen bei jedem Gedanken.
Zweite Lesung
Erster Brief des Apostels Paulus an die Thessalonicher; 1 Thess 4, 13–18
Schwestern und Brüder, wir wollen euch über die Entschlafenen nicht in Unkenntnis lassen, damit ihr nicht trauert wie die anderen, die keine Hoffnung haben.
Denn wenn wir glauben, dass Jesus gestorben und auferstanden ist, so wird Gott die Entschlafenen durch Jesus in die Gemeinschaft mit ihm führen.
Denn dies sagen wir euch nach einem Wort des Herrn: Wir, die Lebenden, die noch übrig sind bei der Ankunft des Herrn, werden den Entschlafenen nichts voraushaben.
Denn der Herr selbst wird vom Himmel herabkommen, wenn der Befehl ergeht, der Erzengel ruft und die Posaune Gottes erschallt. Zuerst werden die in Christus Verstorbenen auferstehen;
dann werden wir, die Lebenden, die noch übrig sind, zugleich mit ihnen auf den Wolken in die Luft entrückt zur Begegnung mit dem Herrn. Dann werden wir immer beim Herrn sein.
Tröstet also einander mit diesen Worten!
Evangelium
Evangelium nach Matthäus; Mt 25, 1–13
In jener Zeit erzählte Jesus seinen Jüngern das folgende Gleichnis:
Mit dem Himmelreich wird es sein wie mit zehn Jungfrauen, die ihre Lampen nahmen und dem Bräutigam entgegengingen.
Fünf von ihnen waren töricht und fünf waren klug.
Die törichten nahmen ihre Lampen mit, aber kein Öl,
die klugen aber nahmen mit ihren Lampen noch Öl in Krügen mit.
Als nun der Bräutigam lange nicht kam,wurden sie alle müde und schliefen ein.
Mitten in der Nacht aber erscholl der Ruf: Siehe, der Bräutigam! Geht ihm entgegen!
Da standen die Jungfrauen alle auf und machten ihre Lampen zurecht.
Die törichten aber sagten zu den klugen: Gebt uns von eurem Öl, sonst gehen unsere Lampen aus!
Die klugen erwiderten ihnen: Dann reicht es nicht für uns und für euch; geht lieber zu den Händlern und kauft es euch!
Während sie noch unterwegs waren, um es zu kaufen, kam der Bräutigam. Die Jungfrauen, die bereit waren, gingen mit ihm in den Hochzeitssaal und die Tür wurde zugeschlossen.
Später kamen auch die anderen Jungfrauen und riefen: Herr, Herr, mach uns auf!
Er aber antwortete ihnen und sprach: Amen, ich sage euch: Ich kenne euch nicht.
Seid also wachsam! Denn ihr wisst weder den Tag noch die Stunde.
Meine Gedanken dazu
Schon sehr früh begann ich, gegen diese Evangelium zu rebellieren. Es vermittelte und vermittelt mir einen ganz anderen als den Barmherzigkeit verkündenden und einladenden Jesus. Die Sprache diskriminiert auch, wenn jemand als töricht bezeichnet, die Klugheit gepriesen wird, und die Nicht-so-Klugen dumm dastehen. Zudem muss es nicht dumm sein, etwas nicht bei sich zu haben, was man dringend braucht. Es kann auch Vergesslichkeit sein und meinetwegen auch Faulheit. Aber auch diese beiden Gründe – Vergesslichkeit oder Faulheit – rechtfertigen das kalte Verhalten nicht und schon gar nicht die „Höchststrafe“ – Ausschluss vom Fest. Und dann sind da noch die Musterschülerinnen, die mit einziehen dürfen in den Festsaal. Ich habe ein Leben lang aus der christlichen Botschaft herausgehört: teilen, zuwenden, helfen – mit anderen zu teilen, sich den Schwachen zuzuwenden, auch Fremden zu helfen … Und dieses Evangelium gibt der Kälte des Nicht-Teilens, dem Egoismus, der Nicht-Teilnahme am Schicksal anderer Recht.
Die erste Lesung preist für mein Sprachempfinden auf sehr schöne Art eine ganz andere Klugheit. Sie preist die Weisheit. Und damit das Sehen, Erkennen, Erfahren. Nicht das Wissen. Blättern wir zunächst im Duden, was Weisheit ist: Sie ist „auf Lebenserfahrung, Reife [Gelehrsamkeit] und Distanz gegenüber den Dingen beruhende, einsichtsvolle Klugheit.“
Verfolgt man das Wort „Weisheit“ in der Sprachgeschichte zurück, gehen Weisheit und Wissen seit jeher Hand in Hand. Weisheit hat die gleiche indogermanische Wurzel wie „Wissen“. Ursprünglich, so kann man in Nachschlagwerken über Wortherkünfte lesen, „meinte diese Wortform vermutlich zuerst ‚sehen‘ oder ‚gesehen haben‘.“ Im Deutschen verweisen heute noch verschiedene „Weisen“ darauf, dass im Wortstamm „weisen“ das Sehen fundiert ist: jemanden unterweisen, ihm also zeigen, ihn führen, belehren“. Auch das ist interessant: Ein weiser Mensch tut sich leichter, ein gewitzter zu sein. Im Wort „gewitzt“ steckt auch „weise“.
Mit der Weisheit des Sehens gelesen
Wenn ich vor diesem Sprachhintergrund die erste Lesung „sehend“ lese, öffnen sich mir die Augen: Strahlend und unvergänglich ist das Erkennen-Können; wer es liebt, erblickt es schnell, und wer es sucht, findet es. Denen, die sehen und erkennen möchten, kommt sie zuvor und gibt sich zu erkennen. Wer es am frühen Morgen sucht, braucht keine Mühe, er findet es vor seiner Türe sitzen. Wenn er sie hereinlässt, öffnen sich ihm die Augen. Dem Sehen- und Verstehen-Wollen nachzusinnen, ist vollkommene Klugheit; wer dessentwegen aufmerksam ist, wird schnell von Sorge frei. Ihr braucht es aus euch heraus nicht erkennen, ihr brauch nur erkennen wollen. Das Erkennen-Können geht selbst umher, um die zu suchen, die es wollen; freundlich erscheint es ihnen auf allen Wegen und kommt ihnen entgegen bei jedem Gedanken.
Man nennt es auch Einsicht. Die Verweigernden sind die Uneinsichtigen.
Nicht im Wissen liegt unsere Möglichkeit, sondern im Wunsch zu sehen und zu erkennen, im Wunsch nach Nähe zum Augen-Öffner. In der Einsicht liegt die Klugheit, in der Uneinsichtigkeit die sich selbst ausgrenzende Torheit, die nicht bereit ist, am Fest teilzunehmen. Jetzt schon.
Und einmal werden auch die Uneinsichtigen zu Sehenden!
Ernst Gansinger
Ernste(n)s Allerheiligen, 1. November 2020
Habt einen guten Allerheiligentag, einen Alles-heiligen-Tag. Einen Tag, der die innere Sicht frei macht darauf, was Euch alles heilig ist. Einen Tag, der Eure Hände und Füße wie auch Eure Stimmen öffnet, um vieles, was Ihr tut und sagt und nicht tut und nicht sagt, zu heiligen. Einen Tag, der Eure Gedanken bei den Geheiligten verweilen lässt. – Bei den Bescheidenen. Bei den Verlorenen und über Verluste Weinenden. Bei jenen, die ihre Ellbogen nicht einsetzen. Bei jenen, die nicht danach fragen, was ihnen zusteht, sondern danach, was anderen gut tut. Bei jenen, deren Tun einem warm ums Herz werden lässt. Bei jenen, die die Wahrheit nicht verbiegen. Und bei jenen, die nicht mit ihren Worten Krieg führen. Einen Tag, an dem die Hoffnung Eure Seelen aufhellt, dass da Einer ist, dem alles heilig ist, was lebt, weil es ein geliebtes und zur Liebe befähigendes Leben ist.
Heilig sein, heißt lieben, und in diesem Lieben geht der Tod in Leben auf. So wünsche ich Euch, dass Ihr die geheiligte, die geliebte, die liebende Welt atmen könnt!
Ernst
Laien unerwünscht
27. Oktober 2020
Aus der FAZ: „Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz wollte zusammen mit zwei führenden Laienvertretern zu Gesprächen in den Vatikan reisen. Aber der beschied Bischof Georg Bätzing jetzt: Vorerst rede man nur mit Bischöfen.“ – Ich bin zum zigsten Mal enttäuscht. Wie singen Pizzera und Jaus (Eine ins Leben): „Das Schöne an Enttäuschung ist, du bist dann ent-täuscht.“ Nein, es ist nicht schön. Jede dieser Hirten-Enttäuschungen ist ein Schlag mit dem Vorschlaghammer zB auf die beiden Aussagen: „Kirche sind wir alle“ sowie „… bei euch soll es nicht so sein ..“ – Hirten, Ihr lauft der Herde weg!
Wofür dankt, wer wankt?
Gedanken, inspiriert von der Schwierigkeit des Dankens und dem Evangelium vom Sonntag, 27. September, an dem viele Pfarren Erntedank feiern:
Zunächst wünsch ich allen: Erfahren Sie den Dank jener, um die sie sich sorgen, mit denen sie leben, für die sie da sind. Danken heißt wertschätzen, mehr noch: schätzen!
Erntedank ist das Fest der Dankbarkeit für die Früchte aus Anstrengung und für die geschenkten Früchte. Aber wie viele Menschen strengen sich an und es wird ihnen auch noch genommen! Was ist dann die Idee der Dankbarkeit? Der glauben könnende Mensch mag vielleicht für den Glauben danken, der ihm reiche Ernte in der Zukunft verspricht, nein: verhofft. Aber wer nicht glauben kann und nicht erntet, dem sogar genommen wird – Lebensfreude, Ansehen, Teilhabe, Grundlagen für den festen Stand …? – Wofür dankt, wer wankt? – Darüber mach ich mir oft Gedanken. Und immer wieder komme ich auf zwei Grundausrüstungen zum Rudern im Leben: die Erinnerung und die Hoffnung. Sie sind die Strohhalme des dürren Lebens und das Speicherkraftwerk von Leben und Lieben. Heute lese ich im Evangelium: „Die Zöllner und die Dirnen gelangen eher in das Reich Gottes als ihr.“ – Jesus meint die Hohepriester und Ältesten, jene, die am Gesetz, Buchstabe für Buchstabe, hängen. Und wenn Jesus der Verkünder des schon angebrochenen Reiches Gottes ist, dann heißt sein Wort, das diesen Sonntag in den Kirchen gelesen wird: Die „Frommen“ sind vor lauter Sturheit blind, das auch an sie schon heranreichende Reich Gottes zu sehen. Die Blindheit versagt ihnen, in es einzutreten. Sie bringen ihre Ernte nicht ins Licht der Freude. Bitterkeit legt sich über ihre Anstrengungen. Das Reich-Geschenk können sie nicht annehmen. Wofür sollten sie danken?
Wenn ich diese beiden Tonquellen in meiner Seele zusammenbringe – die Töne, die von der Erinnerung und der Hoffnung her klingen, und die Töne, die denen zuklingen, die vielfach scheitern: dass sie auf der Suche nach Gerechtigkeit sind, und diese Suche ins Reich Gottes führt – dann formen sich die Töne zu einer Melodie: zur Melodie der Dankbarkeit, der Gemeinschaft und der Entschwerung.
Ernst Gansinger
Gott fühlt und füllt mit
Gedanken zum Evangelium vom heutigen Sonntag – 23. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr A, 6. September 2020
Mt 18,15-20
Wenn dein Bruder gegen dich sündigt, dann geh und weise ihn unter vier Augen zurecht! Hört er auf dich, so hast du deinen Bruder zurückgewonnen. Hört er aber nicht auf dich, dann nimm einen oder zwei mit dir, damit die ganze Sache durch die Aussage von zwei oder drei Zeugen entschieden werde. Hört er auch auf sie nicht, dann sag es der Gemeinde! Hört er aber auch auf die Gemeinde nicht, dann sei er für dich wie ein Heide oder ein Zöllner. Amen, ich sage euch: Alles, was ihr auf Erden binden werdet, das wird auch im Himmel gebunden sein, und alles, was ihr auf Erden lösen werdet, das wird auch im Himmel gelöst sein. Weiter sage ich euch: Was auch immer zwei von euch auf Erden einmütig erbitten, werden sie von meinem himmlischen Vater erhalten. Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.
An diesen letzten beiden Sätzen – Vers 19 und 20 – reibe ich mich:
Warum müssen zwei einmütig bitten, damit die Bitte bei Gott Sinn macht? In der Einsamkeit wird der Mensch zum flehend Bittenden. Die Einsamkeit gebiert die Bitte. Wo nimmt der einsame und verlassene Mensch nur den zweiten Menschen her, der noch dazu eines Mutes mit ihm sein muss? Woher kommt zum unbesuchten siechenden Mann ins Altenheim der mitbittende Mensch? Woher kommt ein verstehender und mitbittender Mensch zu all den Verlassenen? Und wer hat an der Seite von Jägerstätter oder Spanlang oder Etty Hillesum oder Edith Stein oder … in den Torturstätten der Nazis einmütig mitbeten können? Ich kann nicht glauben, dass Gott des einsamen Bittgebets spottet und sagt: mach dich auf die Suche nach Mitbittenden!
Ich verstehe schon: Jesus drängt die, die mit ihm gehen und ihm nachfolgen zur Gemeinschaft. Gemeinschaft gibt Kraft und stärkt den Glauben. Aber die bittersten Stunden erfahren Menschen, die aus der Gemeinschaft gerissen werden und einsam ums Leben (oft nicht einmal um ein gutes, einfach ums bloße) kämpfen. Alfred Delp etwa im KZ oder Bruchpilot Antoine de Saint-Exupéry, der sich fünf Tage durch die Wüste bei Kairo schleppt. Auch Mutter Teresa war jahrelang einsam vom Gefühl gequält, von Gott verlassen zu sein. (An ihren Beichtvater schrieb sie 1961: „Seit den Jahren 49 oder 50 dieses furchtbare Gefühl der Verlorenheit, diese unbeschreibliche Dunkelheit, diese Einsamkeit. Der Platz Gottes in meiner Seele ist leer. In mir ist kein Gott. Er will mich nicht.“) … Außerdem: Ist‘s wirklich so, dass sich der Mensch bei Gott etwas erbitten kann? Jesus war am Ölberg auch ein einsam Bittender – Lk 22,42: „Vater, wenn Du willst, nimm diesen Kelch von mir.“ – Er fügt dann an: „Aber nicht mein, sondern dein Wille soll geschehen.“
Hat ein Mensch, für den und mit dem viele bitten, größere Chancen, bei Gott mit seinem Bedürfnis gehört zu werden. Und ist es dann so, dass um jene, um die kein Hahn kräht, auch Gott nicht wahrnimmt?
Mit dem Bittglauben, der aus Gott einen Zauberer für meine Wünsche macht, kann ich nichts anfangen. Dieser Glaube ist mir häretisch. Bitten aber ist mir vertraut: Wenn ich intensiv meine Not und meine Bedürftigkeit Gott mitteile, sie also mit ihm teile, kann es geschehen, dass ich sein Bei-mir-Sein spüre. Er wird zum Mitleidenden, aber nicht zum Leidwendenden. Das erfuhr auch Jesus am Ölberg. Die oben erwähnte Lukasstelle fügt an – Vers 43 und 44: „Da erschien ihm ein Engel vom Himmel und stärkte ihn. Und er betete in seiner Angst noch inständiger und sein Schweiß war wie Blut, das auf die Erde tropfte.“
Wenn ich so über meinen und aus meinem Glauben heraus nachdenke, reibe ich mich nicht mehr so sehr an den beiden Sätze des heutigen Evangeliums, denn ich interpretiere sie nun so: Gemeinschaft trägt, wie erst die Gemeinschaft mit Gott! Tragende menschliche Gemeinschaft hilft den Brunnen in mir zu füllen, den Gemeinschaftsbrunnen mit Gott, von dem Etty Hillesum schreibt. Aus ihm kann ich schöpfen, so einsam ich auch bin. Denn Gott füllt und fühlt immer mit.
Ernst Gansinger
Gott will nicht Opfer, aber Liebesmut
Evangelium 22. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr A, Mt 16,21-27
30. August 2020
In jener Zeit begann Jesus, seinen Jüngern zu erklären: Er müsse nach Jerusalem gehen und von den Ältesten und Hohepriestern und Schriftgelehrten vieles erleiden, getötet und am dritten Tag auferweckt werden.
Da nahm ihn Petrus beiseite und begann, ihn zurechtzuweisen, und sagte: Das soll Gott verhüten, Herr! Das darf nicht mit dir geschehen!
Jesus aber wandte sich um und sagte zu Petrus: Tritt hinter mich, du Satan! Ein Ärgernis bist du mir, denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen.
Darauf sagte Jesus zu seinen Jüngern: Wenn einer hinter mir hergehen will, verleugne er sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, wird es finden.
Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sein Leben einbüßt? Um welchen Preis kann ein Mensch sein Leben zurückkaufen?
Der Menschensohn wird mit seinen Engeln in der Herrlichkeit seines Vaters kommen und dann wird er jedem nach seinen Taten vergelten.
„Das darf nicht geschehen! Du hast die Macht, das kannst Du verhindern.“ -So ähnlich hab ich viele Jahre mit Petrus gedacht. Und die Antwort von Jesus war grob, ungerecht, jenen als Satan zu beschimpfen, der ihm Gutes will!
Was aber, wenn das Evangelium so zu lesen wäre:
In jener Zeit begann Jesus, seinen Jüngern zu erklären: Er müsse in unsere Stadt kommen. Dort werde er von den kirchlichen Amtsträgern, Zeremonienmeistern und den politischen Machthabern vieles erleiden, man werde ihm gar nach dem Leben trachten. Aber wenn das sein soll, dann wisse er sich bei Gott aufgehoben. Er müsse dem treu bleiben, was er verkündet: Gottes Sehnsucht nach den Menschen; das Himmelreich-Programm: Gemeinschaft, Füreinander-da-Sein, Barmherzigkeit, nicht Opfer! Nicht, um mich zu erlösen, müsse er sterben, sondern um sich treu zu bleiben, werde er sterben.
Da drängte ich mich an ihn heran und sagte zornig: Das soll Gott verhüten, dem Du so nahe bist! Das darf nicht mit dir geschehen, Gott darf das nicht zulassen!
Jesus aber sagte zu mir, der ich hinter ihm hermaulte: „Sag das nicht, das sind Gedanken der Unterwerfung an zerstörende Systeme: Nur ja nichts tun, was den Zorn der Mächtigen weckt. Was du sagst, ist ärgerlich, denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen. Verstehe es nicht falsch: Gott will nicht das Leid, er will, dass es überwunden wird. Es kann aber nur überwunden werden, wenn du und alle, die meine Botschaft im Mund führen, vor dem Leid nicht fliehen, das die an den Schalthebeln der Macht Sitzenden über die Machtlosen schütten.
Und Jesus fuhr fort: Wer hinter mir hergehen will, entsage dem bequemen Weg, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Das kann im Streit mit nahestehenden Menschen das Kreuz des Nachgebens um des Friedens willen sein, genauso kann es aber das Kreuz des Widersprechens sein, um Unterdrückung zumindest zu lindern. Es kann das Kreuz des Angefeindet-Werdens sein, wenn man nicht alles hinnimmt, was einem Menschen, die das Sagen haben, vorsagen, genauso aber kann es auch das Kreuz des Hinnehmens von ungerechter Behandlung sein, um sich selbst treu zu bleiben. Es kann auch das Kreuz sein, verspottet zu werden, weil man nicht mit der Masse schreit, genauso das Kreuz des Hohns, wenn man standhaft widerspricht. Das Kreuz hat tausend Formen, aber einen Grund: die Liebe. Wer sein gutes Leben über jenes der anderen stellt, wird sehr einsam werden; wer aber sein Leben mit anderen teilt, wird in göttlicher Gemeinschaft sein.
Was nützt es einem Menschen, wenn ihm die ganze Welt zu Füßen liegt, er aber nicht in die Herzen der Menschen findet? Liebe ist nicht zu kaufen, nur zu leben. Der Menschensohn wird dort sein, wo die Liebe ist, und die Liebe lohnt jedes gute Tun.
Ernst Gansinger
Wer ist Petrus?
Ich warne, wer weiterliest, soll wissen: ich bin kein Theologe. Aber ich denke viel über Theo-Logisches nach. Und ich glaube, wir sollten viel mehr selber denken und drüber reden, als uns ex cathedra verordnen zu lassen.
So habe ich mir zum heute in den katholischen Kirchen verkündeten Evangelium Gedanken gemacht:
Mt 16,13-20, Evangelium am 21. So Jk, Lj A, 23. August 2020
Der Text, wie er in der Einheitsübersetzung zu lesen ist:
Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen.
Als Jesus in das Gebiet von Cäsarea Philippi kam, fragte er seine Jünger und sprach: Für wen halten die Menschen den Menschensohn? Sie sagten: Die einen für Johannes den Täufer, andere für Elija, wieder andere für Jeremia oder sonst einen Propheten. Da sagte er zu ihnen: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Simon Petrus antwortete und sprach: Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes! Jesus antwortete und sagte zu ihm: Selig bist du, Simon Barjona; denn nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel. Ich aber sage dir: Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Pforten der Unterwelt werden sie nicht überwältigen. Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; was du auf Erden binden wirst, das wird im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird im Himmel gelöst sein. Dann befahl er den Jüngern, niemandem zu sagen, dass er der Christus sei.
Und so würde ich ihn in unsere Zeit übertragen:
Ihr seid Felsen, und auf diesen wird die Botschaft weiterwirken.
Als Jesus in das Gebiet kam, wo die Katholiken wohnten, fragte er seinen engsten Kreis (Wer zählt da dazu, wer von der Hierarchie, wer vom „Volk“?) und sprach: Für wen halten die Menschen mich hier? Sie sagten: Die einen für einen Sonderling, andere für einen Übernatürlichen, wieder andere für einen Häretiker oder sonst vom Glauben Abgefallenen. Da sagte er zu ihnen: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Einer aus dem Kreis antwortete und sprach: Du bist der Gottgefällige, der uns die Vision vom Himmel vorlebt, der Gott-Bezeugende! Jesus antwortete und sagte: Glücklich seid ihr, wenn ihr das erkennt; denn das wisst ihr nicht aus euch, sondern durch die Nähe Gottes. Ich aber sage euch: Wer glaubt, wird zum Baustein der Gemeinschaft, die den Geist meiner Botschaft weiterträgt. Gegen alle Widerstände und Unterdrückungen wird diese Gemeinschaft Bestand haben. Gemeinschaft, wie ich sie euch vorgelebt habe, ist der Schlüssel zum Himmelreich, das schon mitten unter euch begonnen hat. Was ihr tut, wirkt über den Tod hinaus. Dann trug er den ihn Begleitenden auf, selber zu Gott Bezeugenden zu werden.
Ernst Gansinger
Eine g‘mahte Wies‘n, 16. August 2020
Wie Gras auf der Wiese stehen die Worte auf meinem Lebensfeld. Sie gruppieren sich zu kurzen und längeren Sätzen zusammen. Manche Worte sind kräftig, manche Sätze abgestorben. Manches Wort trägt eine Krone, in der Sprachbotanik Blüte genannt. Manche Sätze sind einfach weggefressen. Wortkiller, wie jene des Neids und Zorns, graben sich zu den Wurzeln vor und nagen, bis die Sätze haltlos werden.
Hitze und Hagel, Sturm und klirrende Kälte setzen den Wort-Gräsern auf dem immer größer aber nicht saftiger werdenden Lebensfeld zu. In der Hitze von Streit, im Hagel des Spotts, im Worte schluckenden Lärmsturm und in der Kälte der Gleichgültigkeit bräuchten die Worte auf der Lebenswiese einen guten Boden, um nicht abzusterben. Aber er ist an vielen Stellen ausgelaugt und von schweren Lasten versiegelt. Da wurzelt sich nicht leicht und das lebensspendende Wasser fließt viel zu rasch ab, um genug davon auffangen zu können.
Nun ist Zeit, das Lebensfeld zu mähen. Das Leben wird zur g‘mahten Wies‘n. Mähbalken werden in kurzer Zeit die Worte köpfen, nur noch Stoppeln werden überleben. Die Schnittmesser haben keine Achtung davor und keine Ahnung, wie sehr ich um manches Wort gerungen habe, wie lange manche Sätze brauchten, bis ich sie freigab, wie viel Mühe in den Geschichten steckt und ganz besonders in der einen – in meiner Lebensgeschichte. – Sie werden ihre Arbeit tun, die Mähbalken. Einst frische Worte werden dürr und vom Wender durcheinander gewirbelt, bis die zerfallenden Sätze allen Sinn verlieren. Schon in saftigen Zeiten wurden Worte, Sätze und Lebensgeschichten daran gewöhnt, gepresst zu werden. Nun werden sie noch einmal und endgültig gepresst, gebündelt und zu unverständlichen Buchstabenresten gewickelt. Ob sie irgendwann, irgendwen zu nähren vermögen?
Ernst Gansinger
Die kanaanäische Frau
20. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr A II, Mt 15,21-28
16. August 2020
In jener Zeit zog sich Jesus in das Gebiet von Tyrus und Sidon zurück.
Da kam eine kanaanäische Frau aus jener Gegend zu ihm und rief: Hab Erbarmen mit mir, Herr, du Sohn Davids! Meine Tochter wird von einem Dämon gequält. Jesus aber gab ihr keine Antwort.Da traten seine Jünger zu ihm und baten: Befrei sie von ihrer Sorge, denn sie schreit hinter uns her. Er antwortete: Ich bin nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt.
Doch die Frau kam, fiel vor ihm nieder und sagte: Herr, hilf mir! Er erwiderte: Es ist nicht recht, das Brot den Kindern wegzunehmen und den Hunden vorzuwerfen. Da entgegnete sie: Ja, du hast recht, Herr! Aber selbst die Hunde bekommen von den Brotresten, die vom Tisch ihrer Herren fallen.
Darauf antwortete ihr Jesus: Frau, dein Glaube ist groß. Was du willst, soll geschehen. Und von dieser Stunde an war ihre Tochter geheilt.
Das sollst Du gewesen sein, Jesus? – Da kommt jemand, bittet, und Du gibst nicht einmal eine Antwort? Dann auch noch die Betonung der Exklusivität: Du seist nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt. Aber es kommt noch schlimmer: der flehentlich bittenden Frau sollst Du entgegnet haben, es sei nicht recht, das Brot den Kindern wegzunehmen und den Hunden vorzuwerfen. Du sollst also die Tochter der Frau, die keine Israelitin war, mit Hunden verglichen haben? – Nein, das ist nicht Deine Sprache. NEIN, da hat der oder die Verfasser des Textes wie in so vielen anderen Stellen des Evangeliums eine Interpretation hineingefräst und Dich zurechtgestutzt.
Das Matthäus-Evangelium wurde in der Kirche lange dem Apostel Matthäus zugeschrieben, die Bibelwissenschaft aber betont, der Verfasser ist unbekannt, jedenfalls kein Augenzeuge Jesu. Und er sei ein Judenchrist, schreibt aus einer fundierten Kenntnis der jüdischen Tradition, hat Israel im Blick samt einer universiellen Öffnung. –
Die Evangelien überliefern an vielen Stellen keine wörtlichen/authentischen Jesus-Worte.
Ich stelle mir die Begegnung mit dieser Frau anders vor, Jesus meint da mich mit:
In jener Zeit zog sich Jesus in das Gebiet von Tyrus und Sidon zurück. Da kam eine kanaanäische Frau aus jener Gegend zu ihm und rief: „Schau uns an, erbarm‘ Dich, Herr, du Sohn Davids! Meine Tochter ist psychisch schwer krank.“ Jesus aber reagierte nicht. Hatte er es nicht gehört? Brauchte er Zeit zu überlegen? … Die Jünger, denen die Frau mit ihrem Flehen lästig wurde, drängten Jesus: Nimm ihr doch die Sorge, denn sie schreit penetrant hinter uns her. Er antwortete: Es ist schon so mühsam, die kleingläubigen Menschen rund um mich zur Versöhnung mit sich, den Menschen und Gott zu ermutigen, wie schwer ist es erst, Fernstehende aus ihrem In-sich-gefangen-Sein zu befreien!
Doch die Frau kam, fiel vor ihm nieder und sagte: Herr, hilf mir! Er erwiderte: Du weißt, wie ein Sprichwort bei uns lautet: Es ist nicht recht, das Brot den Kindern wegzunehmen und den Hunden vorzuwerfen. Da entgegnete sie: Ja, schon! Aber selbst die Hunde bekommen von den Brotresten, die vom Tisch ihrer Herren fallen. Und Jesus antwortete: Frau, du bist ein großer Mensch, du verstehst mehr davon als viele um mich, wozu die Menschen gerufen sind: Füreinander und miteinander da zu sein. Das ist glauben. Dein Glaube ist groß. Was du willst, soll geschehen. Von dieser Stunde an pflegten Tochter und Mutter sowie Zeugen des Geschehens einen heilsameren Umgang miteinander.
Ernst Gansinger
Das Magnifikat auch als innerkirchliches Trauerlied verstehen!
Mariä Himmelfahrt, 15. August, Ev.: Lk 1,39-56
Das Evangelium am Festtag Mariä Aufnahme in den Himmel erzählt vom Besuch der mit Jesus schwangeren Maria bei ihrer hochschwangeren Cousine Elisabet. Höhepunkt des Textes ist das Magnifikat, das schon in ähnlicher Form in den alttestamentarischen Schriften zu finden ist (1 Sam 2,1-6; das Loblied Hannas):
„Da sagte Maria: Meine Seele preist die Größe des Herrn und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter. Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut. Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter. Denn der Mächtige hat Großes an mir getan und sein Name ist heilig. Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht über alle, die ihn fürchten. Er vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten: Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind; er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen. Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben und lässt die Reichen leer ausgehen. Er nimmt sich seines Knechtes Israel an und denkt an sein Erbarmen, das er unsern Vätern verheißen hat, Abraham und seinen Nachkommen auf ewig. (Lk 1,46-55)
Dieser Text vermittelt mir einen Gott, der auf der Seite der Kleinen, Verachteten und Ohnmächtigen steht. Unter anderem verdichtet dies Jesus im Gleichnis vom Gericht des Menschensohnes über die Völker (Mt 25,31–46): „… Denn ich war hungrig, und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig, und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd, und ihr habt mich aufgenommen; ich war krank, und ihr habt mich besucht; ich war im Gefängnis, und ihr seid zu mir gekommen …“ (Mt ,35-36).
Gott fürchten, meint nicht, in Angst und Schrecken vor Gott zittern, sondern es meint eine ehrfürchtige Gottesbeziehung, einen Gottes-Respekt. Dieser drückt sich im Umgang mit den kleinen Menschen aus. Sie hinaufzuheben in die heute so oft bemühte „Augenhöhe“ mit den Großen, ist christliches Tun in der Nachfolge Jesu. Hochmut und Macht-Bewusstsein kämen nie auf die Idee, das Magnifikat zu singen. Und der von den Evangelien verkündete Gott bliebe unverstanden, wenn wir uns dem Pomp, dem Thron, der Macht in Ehrfurcht nähern. Das gilt auch innerkirchlich. Kirche ist für mich dann magnifikanisch, wenn sich der Klerikalismus endlich vom Thron herabbegibt. Marias und Hannas Loblied kann nicht im Glanzkegel von Tiara, Mitra, Pastorale, Pektorale, Birett, Kathedra … gesungen werden. Diese sind Insignien von Macht.
Ernst Gansinger
Kirche, Du bist zwanghaft
8. August 2020
Es ist schlimm, welche Probleme meine Kirche hat! – Der Vatikan (der Präfekt der Glaubenskongregation, Kurienkardinal Luis Ladaria, gutgeheißen vom Papst) hat am Donnerstag mitgeteilt, dass eine Taufe exakt mit den vorgegebenen Worten erfolgen muss. Die Taufformel lautet: „Ich taufe dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ Auch kleine Veränderungen eines Wortes sind untersagt. Also nicht „ich“ durch „wir“ ersetzen! Wo kämen wir auch hin, wenn sich in die Taufe formelhaft einmal mehrere einmischen, gar die ganze Gemeinde!
Kirche, was hast Du für Probleme! Nicht eine Lebens-Förderin bist Du, sondern eine Organisation des Verbietens. Frauen am Altar, viri probati, … und jetzt sogar ein Wort. Du bist eine Wortklauberin. Aber bald werden die Wortklaubereien nur noch wenige hören, denn die Kirchen leeren sich in raschem Tempo.
Wie heißt es im 2. Korintherbrief (3,6): „Er hat uns fähig gemacht, Diener des Neuen Bundes zu sein, nicht des Buchstabens, sondern des Geistes. Denn der Buchstabe tötet, der Geist aber macht lebendig.“ Und wie sagte Karl Rahner einmal: „Dogmen sind wie Straßenlaternen. Sie wollen den Weg beleuchten, aber nur Betrunkene halten sich daran fest.“ (Ich weiß schon, dass die von mir kritisierte vatikanische Mitteilung kein Dogma ist – aber in unserer Kirche wird alles, was von oben dekrediert wird, als unverrückbar bekräftigt)
Ein Pfarrer hat heuer im Juni auf der Internetseite „Katholische Hörfunkarbeit“ zur oben zitierten Stelle im 2. Korintherbrief gefragt: „Wie kann ein Buchstabe töten?“ – Seine Antwort: „Wenn der Buchstabe des Gesetzes, eines Dogmas oder der Buchstabe der inneren Prägung zur bloßen Formel erstarrt ist. Wenn der Buchstabe das reale Leben immer weniger abbildet und zum Zwang wird.“
Kirche, du bist zwanghaft. In Dir wird der Zwang groß geschrieben. Und das Leben?
In einer Reaktion auf diesen Beitrag wies jemand darauf hin, dass es nicht die Kirche sei, denn Kirche sind wir alle, es seien also einzelne, vielleicht auch viele schwarze Schafe in der Kirche …
Dem halte ich entgegen: Kirche sind wir alle, darum passiert in mir, was in der Kirche passiert!
Es ist nicht „die Kirche“ … ich mag das nicht mehr hören, dass es nicht die Kirche sei, denn Kirche sind wir alle. Ich schreib bewusst von „meiner Kirche“. Ja wir alle sind Kirche. Und wir sollten nix beschönigen oder weichschreiben. Diese Kirche, die wir alle sind, könnte nach dieser „Wir-alle-sind-Kirche“-Diktion (die offenbar nur von d e r Kirche reden darf, wenn alle Mitglieder im Einklang sind) nie mit großer Sorge darüber bedacht werden, was nicht gut ist: Wenn nicht im Sinne von Tischgemeinschaft gehandelt wird, was dem Jesuanischen nicht folgt, was dem ein gutes Leben Verkündenden und Lebenden zuwider läuft. Nicht von allen in der Kirche, aber von der Kirche gesamt, so wie sich zum Beispiel nicht alle ÖsterreicherInnen, aber Österreich gesamt, also die ÖsterreicherInnen, sagen lassen müssen, auf die Umwelt und die Nachhaltigkeit (die nachfolgenden Generationen) viel zu wenig Rücksicht zu nehmen.
Zurück zur Kirche: Kirche sind wir alle, so ist es auch meine Kirche und darum schreie ich gegen den gemeinschaftlichen unjesuanischen Wahnsinn, der in immer rascherem Tempo in dieser unser aller Kirche passiert. Der also – weil wir alle Kirche sind – wenn er in der Kirche passiert, auch in mir passiert!
Ernst Gansinger
Mit dem Himmelreich ist es wie …
Mt 13,44-46
Aus dem Evangelium vom 17. Sonntag, Lesejahr A,
22. Juli 2020
Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Schatz, der in einem Acker vergraben war. Ein Mann entdeckte ihn und grub ihn wieder ein. Und in seiner Freude ging er hin, verkaufte alles, was er besaß, und kaufte den Acker. Auch ist es mit dem Himmelreich wie mit einem Kaufmann, der schöne Perlen suchte. Als er eine besonders wertvolle Perle fand, ging er hin, verkaufte alles, was er besaß, und kaufte sie.
Mit dem Himmelreich auf Erden ist es wie …
Mit dem Himmelreich auf Erden ist es wie mit einem Schatz, der in einem Acker vergraben war. Ein Mann entdeckte ihn und grub ihn wieder ein. Und in seiner Freude ging er hin, verkaufte alles, was er besaß, und kaufte den Acker. Als er aber später in einem anderen Acker einen noch viel schöneren Schatz entdeckte, verkaufte er den Schatz von vorhin, um sich den neuen Acker leisten zu können. Auch ist es mit dem Himmelreich auf Erden wie mit einem Kaufmann, der schöne Perlen suchte. Als er eine besonders wertvolle Perle fand, ging er hin, verkaufte alles, was er besaß, und kaufte sie. Als er aber später eine, wie er meinte, noch schönere Perle entdeckte, trennte er sich von der vorhin erworbenen Perle und kaufte die, die ihm noch glänzender schien. Der Mann mit dem Acker wird bald wieder meinen, es gibt noch tollere Schätze, und bereit sein, dafür alles herzugeben. Auch der Kaufmann wird bald wieder meinen, es gibt noch glänzendere Perlen, und sich von dem, was einst glänzte, trennen, um das neue Strahlen in seinen Besitz überzuführen.
Irdische Orientierung lässt rasch zweifeln, ob man schon das Beste besitze. Solche Zweifel treiben zur rastlosen Verzweiflung, das Beste möglicher Weise zu versäumen. Himmlische Orientierung kennt natürlich auch den Zweifel – „gibt es ihn?“ – aber dieser Zweifel gibt der Hoffnung Raum und dem Rasten.
Ernst Gansinger
Vielfache Hirtenentfernung
von der Herde
Zur neuen Vatikan-Instruktion zu Gemeindeformen,
veröffentlicht am 20. Juli 2020:
Nicht betonieren, sondern den Boden lockern!
Ich hab lange gebraucht, darauf zu reagieren und kann es auch jetzt noch nicht g’scheit: Ich bin fassungslos, enttäuscht und zornig. Die Obrigkeits-Kirche wehrt sich mit Händen und Füßen gegen das jesuanische Beispiel. Würde sie es leben, spielte das Weihe-Priestertum nicht diese dominierende und alles neben sich unterdrückende Rolle. Die Nachfolge würde aus der Gemeinde wachsen und wir würden vom Symbol-Feiern zur Feier einer handfesten Mahlgemeinschaft kommen. Wir würden nicht gemeindelose Gottesdienste über Livestream und Fernsehen übertragen, sondern unseren Glauben und unsere Anteilnahme dorthin tragen, wo Menschen sich nach Gemeinschafft und Berührt-Werden sehnen. Wir würden nicht die Weihe von „bewährten“ Männern und auch Frauen diskutieren, sondern uns in der Pflege von Diakonie und Verkündigung allgemein bewähren … wir würden Glaube leben und nicht verwalten oder organisieren. Ich bin maßlos enttäuscht, dass wir betonieren, statt den Boden lockern!
Gottesdienst feiern / Messe „lesen“
Mir tut weh, wenn ich an die vielen WGF-LeiterInnen denke, deren Gottesdienste fast immer sehr gut vorbereitet sind, die sie auch seelsorglich behutsam/liebevoll feiern, und dann wird dies amtlich abgewertet gegen viele „gelesene“ Messen … Kirche erkenne endlich Deine Schätze und die pastoralen Charismen so vieler!
Kirchentreue
Kirchentreue ist eine beidseitige Angelegenheit: nicht nur die Gemeinschaft darf auf meine Treue zählen, sondern auch ich darf vertrauen, dass die „Hirten“ treu zur „Herde“ stehen. Als Mitglied der Herde aber weiß ich schon nicht mehr, über welches amtskirchliche Treueversagen der Herde gegenüber ich mehr klagen soll: Über jenes der Amazonas-Synode, die die längst fällige Ämteröffnung für „bewährte“ Männer und gar Frauen verweigerte? Oder über die undemokratische Vorgangsweise der österreichischen Biko in der Frage Relaunch der KSÖ? Oder über das jüngste Treueversagen der Kleruskongregation in Bezug auf die Laien-Mitverantwortung in der Kirche. Ich fühle mich als Herdenmitglied völlig missachtet. Da neige ich dazu, zum schwarzen rebellischen Schaf zu werden. – Es will zwar in der Herde bleiben, den Hirten aber kein Gehör mehr schenken die sich ihm, dem Schaf gegenüber so ungehörig/gehörlos verhalten.
Ernst Gansinger
Christi Himmelfahrt
in Zeiten des Hochfahrens
21. Mai 2020,
Ernst Gansinger
Ich bin Pfadfinder und stelle gerne Baden Powells Abschiedsbrief an die boy scouts in fast voller Länge anlässlich Christi Himmelfahrt auf Facebook:
Der Gründer der Pfadfinder, Baden Powell, hat uns Pfadis im Testament zugesprochen, zugemutet – uns ermutigt: „Lebt so, dass ihr die Welt ein Stück besser hinterlässt, als ihr sie angetroffen habt!“ – Ich hab das für mich übersetzt: holt ein Stück Himmel auf die Welt oder rückt sie ihm ein Stück näher. Heute könnte man, weil wir es so oft hören, sagen: fahrt die Welt hoch!
„Mein Leben war glücklich, und ich möchte nur wünschen, daß jeder von Euch ebenso glücklich lebt.
Ich glaube, Gott hat uns in diese Welt gestellt, um darin glücklich zu sein und uns des Lebens zu freuen. Das Glück ist nicht die Folge von Reichtum oder Erfolg im Beruf und noch weniger von Nachsicht gegen sich selbst. Ein wichtiger Schritt zum Glück besteht darin, daß Ihr Euch nützlich erweist und des Lebens froh werdet, wenn Ihr einmal Männer sein werdet.
Das Studium der Natur wird Euch all die Schönheiten und Wunder zeigen, mit denen Gott die Welt ausgestattet hat. Euch zur Freude. Seid zufrieden mit dem, was Euch gegeben ist, und macht davon den bestmöglichen Gebrauch. Trachtet danach, jeder Sache eine gute Seite abzugewinnen.
Das eigentliche Glück aber findet Ihr darin, daß Ihr andere glücklich macht. Versucht, die Welt ein bisschen besser zurückzulassen, als Ihr sie vorgefunden habt.
Wenn dann Euer Leben zuende geht, mögt Ihr ruhig sterben im Bewußtsein, Eure Zeit nicht vergeudet, sondern immer Euer Bestes getan zu haben.
Seid in diesem Sinn „allzeit bereit“, um glücklich zu leben und glücklich zu sterben. – Haltet Euch immer an das Pfadfinderversprechen, auch dann, wenn Ihr keine Knaben mehr seid.
Euer Freund
Baden Powell of Gilwell
Emmaus – als ihnen ein Licht aufging
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Ich habe seit Jugendtagen Probleme mit der Emmaus-Geschichte (Lk 24,13-35). Die kommt mir an den Haaren herbeigezogen vor. Da geht der auferstandene Jesus mit zwei Jüngern, die um ihn weinen, und sie erkennen ihn nicht … Und dann (nach wie vielen Stunden?) unerkannt bleiben, erkennen sie ihn an einer Geste, am Brot-Brechen. Nun hat mich die Pastoralassistentin Magda Froschauer herausgefordert und gemeint, ich solle die Geschichte schreiben, wie ich sie verstehen würde. – Das ist daraus geworden:
Und siehe, am gleichen Tag waren zwei von den Jüngern auf dem Weg in ein Dorf namens Emmaus, das sechzig Stadien von Jerusalem entfernt ist.Sie sprachen miteinander über alles, was sich ereignet hatte.
Und es geschah, während sie redeten und ihre Gedanken austauschten, dass ihnen immer deutlicher das Bild von diesem Jesus, der ihnen so nahe war, vor Augen stand. Sie erinnerten sich an viele Begebenheiten mit Jesus und kamen geradezu ins Schwärmen über ihn, den Propheten, der mächtig in Tat und Wort vor Gott und dem ganzen Volk war. Je mehr sie in ihren Erinnerungen kramten und diese austauschten, desto schwerer wurde ihnen ums Herz. Sie weinten darum, was sie alles und wen sie verloren hatten. Dass da in ihnen nicht nur Erinnerung war, sondern auch Zukunft, war ihnen nicht bewusst. Zu schwer lag die Trauer auf ihnen. Zu groß war die Enttäuschung, dass ihre Hoffnung auf einen Erlöser nun ans Kreuz genagelt wurde und begraben ist. Es waren schlimme drei Tage des Erkennens, dass alles aus ist. – So redeten die zwei miteinander und waren sich einig, dass das Gerede da und dort, diese Hoffnung lebe weiter, nur ein Geschwätz sein kann. Das Grab sei leer vorgefunden worden. Das war nicht zu glauben. Und sicher wieder eines dieser Hirngespinste, das Hoffnung aufscheucht und dann fallen lässt. Während sie so redeten, kamen ihnen auch Schriftstellen in den Sinn, die vom Leiden und von der Überwindung des Todes handelten. Davon, dass dem Leiden die Herrlichkeit folge. Aber wie sollen diese Stellen mit Jesus zu tun haben? Schöne Geschichten, aber kein Trost, sagten sie sich gegenseitig.
Während sie so miteinander sprachen, verging rasch die Zeit. Sie erreichten das Dorf und das Haus, das ihr Ziel war. Das Gespräch unterwegs hatte sie so sehr aufgewühlt, dass sie unbedingt weiterreden wollten, dazu aber auch Stärkung brauchten.
Als sie mit dem Mahl beginnen wollten, nahm einer das Brot, sprach den Lobpreis, brach es und teilte es aus. So wie es ihnen Jesus vorgelebt hat. Da ging ihnen ein Licht auf und es wurde ihnen klar, dass sie nachfolgen können und sollen. Nicht mehr Erinnerung allein ist es, was sie nährt, sondern das Tun jetzt und in Zukunft. Das Herz brannte ihnen wegen dieser Einsicht und es hielt sie nicht mehr länger an diesem Ort. Sie mussten zurück zu den anderen und ihnen davon erzählen, was ihnen aufgegangen war. Als sie die Jünger in Jerusalem trafen, erzählten viele sehr Ähnliches. Sie haben begriffen, dass es mit dem Tod Jesu nicht damit aus ist, wozu Jesus ermutigt hat: die Menschen, insbesondere die am Rand in die Gemeinschaft zu holen und Gott als unendlich Liebenden zu verstehen. Ins Reich Gottes sind alle berufen!
Ernst Gansinger