Mein neues Buch NOVEMBER

Das kleine Buch ist während des gesamten Novembers 2022 entstanden. Auch wenn es in Form eines Tagesbuches geschrieben ist und es den Charakter von tagebüchernen Aufzeichnungen hat, ist es kein Tagebuch, kein Nur-Tagebuch. Denn November findet in irgendeiner Weise immer statt. Mögen sich die Themen der Tage leicht verändern, mögen die Nebel einmal lichter und dann wieder dichter sein, mag durch sie hin und wieder ein Fortschritt durchkommen, dann wieder ein Stillstand oder gar Rückschritt, mag es einmal wärmer und dann wieder kälter sein: November, Herbst ist immer. Wir sind immer auf dem Weg zum Verwelken. Aber genauso ist immer Mai, Frühling. Wir sind immer auch in der Lust, zu blühen und gegen das Verwelken neue Knospen auszubilden. …

In NOVEMBER sinniere ich zu Erfahrungen, Erlebnissen, Geschehnissen und Vermutungen der Novembertage 2022. Aus den Nebeln treten Erinnerungen heraus und verbinden sich mit Aktuellem, werden zu Deutungen. …

In – den Tagen des Novembers entsprechenden – 30 kurzen Kapiteln schreibe ich auf 112 Seiten über aktuelle Ereignisse, die mich nachdenklich stimmen und Erinnerungen in mir wecken. Der Themenbogen ist gespannt von Allerheiligen bis zum Krieg gegen die Ukraine, von Fake News bis zur kirchlichen Strukturreform, von Theologie bis zum Stammtisch. Es ist ein sehr persönliches Buch geworden, mit dem ich anstößig sein will, diskussionsanstößig zu mehr Gemeinsinn und einem respektvollen Diskurs.

Ich verkaufe das Buch nicht, schicke es aber gerne gerne gegen Erstattung der Versandspesen zu, solange der Vorrat reicht. Die EmpfängerInnen sollen mir nicht das Buch abkaufen, sondern an Bedürftige in ihrem Umfeld einen Betrag spenden, den ihnen das Buch wert ist.

ernst.gansinger@gmail.com

Leseprobe aus dem Buch

Eintrag 29. November

Die Not von überall laden die Medien vor unserer Tür ab

INFORMIEREN

Die Schlagzeile ist heute, was in der Sage die Pfeife des Hamler Rattenfängers war. Sie soll anlocken, möglichst magisch in den Bann ziehen, alle Skepsis und Vorsicht ausschalten. Dem Rattenfänger folgten zunächst Ratten und Mäuse, dann die Kinder von Hameln. Die Ratten stürzten ins Wasser und ertranken. Die Kinder verschwanden für immer in einem Berg. Der von den medialen Schlagzeilen angelockte Mensch von heute läuft auch Gefahr zu ertrinken – in einem See von Schocknachrichten. Oder seine Gedanken verlieren sich in einem Berg von Tragik und Horror.

Wer die vielen Sensationen des Unglaublichen und Schrecklichen in sich stopft, die im Internet oder in den Medien – vor allem im Boulevard – schreierisch angepriesen werden, muss aufpassen, nicht an Kopf-Verstopfung zu erkranken. Das ist aber nur die eine Seite der Medienmedaille, die über die Befeuerung der Angst, dass auch mir und dir so Schlimmes wie das Berichtete zustoßen könnte, größere Reichweiten und höhere Umsätze erreichen will. Die zweite Seite ist, dass diese Veröffentlichungen des Schreckens persönliche Schicksale an eine gierende, laute Öffentlichkeit zerren, die viel mehr Stille bräuchten. Dazu kommt, dass von überall her die Meldungen des Schreckens und Wahnsinns kommen, was bei den Medienkonsumenten das Gefühl nährt, selbst in Dauer-Bedrohung zu sein. Früher erreichten die Menschen die Nachrichten aus der unmittelbaren Umgebung. Da geschah schon auch dann und wann Fürchterliches, und es wurde darüber berichtet. Aber heute ist es kein Dann und Wann, sondern ein Immer, weil sich der Ort zum Überall geweitet hat. Der Mensch nimmt das Immer wahr, ohne das Überall zu bedenken. Sein Gefühl kann mit der Geschwindigkeit der Informationsgesellschaft nicht Schritt halten. Früher wurden die meisten Nachrichten aus den umliegenden Teichen gefischt und meist mit weniger Eile zugestellt, heute kommen sie aus allen Weltmeeren und werden in Sekundenschnelle geliefert. Die Unglücke, die persönlichen Schicksalsschläge nehmen rasant zu, sagt das Gefühl. Es ist aber die weltweite Informations-Weitergabe, die zunimmt, und die Lust am Geschäft mit der Sensation.

Ich starte einen Streifzug durch das Internet, schau, welche Horror-Happen mir die unterschiedlichen Medien vor Augen halten: Schrecklicher Unfall mit tödlichem Ausgang. Tödlicher Unfall: Autofahrer erfasst Frau. Nach Sturz von der Leiter gestorben. Medizinischer Notfall: Autolenker stirbt vor den Augen seiner Beifahrerin. Tragischer Unfall kurz nach der Hochzeit. Ohne es zu wissen: Rettungssanitäterin behandelt ihre eigene Tochter am Unfallort – Mädchen stirbt. …  Diese Nachrichten beziehen sich auf Ereignisse innerhalb der letzten zwei Tage. Sie stammen aus Kanada, Deutschland und Österreich.
Auf meiner Recherche-Tour durchs Internet stoße ich auf ein Liste, die fast 5000 „News“ zum Thema Tödlicher Unfall anführt. Die Neu-Gier der Menschen muss es lohnen, so eine Zusammenstellung anzubieten.

Vor vielen Jahren hat eine Frau, die in dem Haus gearbeitet hat, in dem ich gewohnt habe, am Arbeitsplatz von einem schweren Brandunfall ihres Mannes erfahren. Sie hat die Arbeit unterbrochen und ist nach Hause. Sie war noch nicht lange daheim, war schon ein Reporter an ihrer Tür. Die vom Unfall geschockte Frau konnte die frechen Anliegen des Reporters nicht abwehren. Er wollte ein Bild ihres Mannes. Sie händigte es ihm aus, obwohl sie es nicht wollte. Groß machte die Zeitung tags darauf die Geschichte vom Unfall mit dem Bild auf. Die Frau ärgerte sich noch lange, dass sie das Foto aus der Hand gegeben hat. Aber die BezieherInnen der Zeitung werden die Story mit Schaudern gelesen und ihr Gefühl genährt haben: so schnell kann etwas passieren, man kann nicht genug aufpassen! … Die Trauer der Frau und wie es zum „Raub“ des Bildes gekommen ist, wird die Menschen beim „Zeitungs-Konsum“ wohl kaum berührt bzw. interessiert haben.

Medien stellen Privates in die Auslage, private Dinge, die nicht wichtig sind zu wissen, nur der Befriedigung der Neugier dienen. Mir ist bewusst, dass es auch ein öffentliches Interesse gibt und nicht alles Private unter Verschluss gehalten werden soll. Aber die Guckloch-Neugierde, die von vielen Medien bedient wird, indem sie die Nachrichten darüber, was es an Not und Üblem gibt, in großem Umfang auswälzen, achtet zu wenig den Schutz der Privatsphäre. So frage ich mich etwa aktuell, warum man mich informieren sollte, wer die Autolenkerin war, die in einen tödlichen Unfall verstrickt war, und darüber, dass ihr Alkotest einen Wert knapp über der 0,5 Promille Grenze angab?

Indem die Medien die Sensationslust stillen (wollen), zündeln sie auch unter Wut-BürgerInnen. Jede ungerechtfertigte oder scheinbar ungerechtfertigte Leistung, die jemand vom Staat bekommt, der es „gar nicht nötig“ hätte, nährt die Wut auf „diesen“ ungerechten Staat. Was heißt Staat? – Die PolitikerInnen sind ungerecht! Und jede Hilfe, die Behörden jemandem nicht zukommen lassen, obwohl das Schicksal, das dieser Mensch zu tragen hat, förmlich nach Unterstützung schreit, vermehrt genauso die Wut. Das Gefühl vom Wahnsinn der Politik wird reichlich versorgt, weil von den vielen hilfreichen und treffsicheren Unterstützungen bei weitem nicht so ausführlich und häufig in persönlichen Berichten und Reportagen zu lesen oder hören ist. Würde das Verhältnis Gutes zu Schlechtem, „funktioniert“ zu „versagt“ in der Berichterstattung richtig abgebildet, fände die Wut viel weniger Futterplätze. Aber das lernt man schon in der Journalisten-Ausbildung: „Hund beißt Mann“ ist keine Nachricht; „Mann beißt Hund“ – das gibt etwas her. Die Sensation, das Außergewöhnliche ist der mediale Alltag!

Wieder die Vernunft, wieder mehr Solidarität

Es finden in diesen Tagen an mehreren Orten stille #YesWeCare-Kundgebungen der Solidarität mit den durch Corona und die Folgen stark belasteten Menschen statt. #YesWeCare und unsere Initiatie „Wieder die Vernunft“ solidarisiert sich in dieser gespaltenen Gesellschaft vor allem mit den in Pflege- und Gesundheits-Berufen Tätigen, aber auch mit allen betroffenen Berufsgruppen.
Die nächsten Veranstaltungen:
Heute schon, 30. Dezember 2021, 17.45 bis 18.15 Uhr, Leonding, Stadtplatz.
2. Jänner 2022, 17.30 bis 18.30 Uhr, Linz, Hauptplatz.
7. Jänner 2022, 18.30 bis 19.15 Uhr, Braunau, Oberer Stadtplatz

Zur zvilgesellschaftlichen Initiative „Wieder die Vernunft“ siehe
https://wieder-die-vernunft.at/
https://www.facebook.com/Wieder-die-Vernunft-102836885604008

#YesWeCare @LandauDaniel Unterstützung aus Linz. Hier entsteht in diesen Tagen eine neue Initiative „Wieder die Vernunft“. Ich werde Euch auf meiner Homepage auf dem laufenden halten und zum Mitmachen einladen.

Es ist Zeit, laut zu sein

Heute sind wieder Menschen, die lange in Österreich und integriert waren, abgeschoben worden. Darunter auch Kinder, die kaum ein anderes Land kennen als Österreich. Mitschülerinnen protestierten gegen die Abschiebung. … Seit Monaten weigert sich die österreichische Regierung, Kinder, Jugendliche und Familie etwa aus den katastrophalen Lagern in Griechenland in Österreich aufzunehmen. – Diese Tatsachen sind Anlässe für diese Stellungnahme.

ÖSTERREICH IST „MIT RECHT“ UNMENSCHLICH

Wir sind ein ordentliches Land. Alles hat seine Ordnung, vor allem auch das Abschütteln von Menschlichkeit, wenn es zum Beispiel darum ginge, Schutz bedürftigen Kindern und Erwachsenen diesen zu geben. Wir schieben mit „Recht“ ab, wir nehmen mit „Recht“ nicht auf. Wir sind ordentlich kalt. Ordentlich mächtig. Mächtig kalt. Mächtig abscheulich. Mächtig in Worten wie „wir können nicht alle aufnehmen“ und „ein paar hundert Menschen aus den Lagern aufzunehmen, wäre nur Symbolpolitik.“ Wenn solche Argumente gerade von „christlichen“ PolitikerInnen kommen, werde ich ordentlich zornig: Hat Jesus alle Lahmen, Blinden, Kranken, Verzweifelten geheilt? Oder hat er gar nur Symbolpolitik gemacht, weil er nur einige geheilt hat? Ja, es wäre ein schönes, ein ordentliches, ein mächtiges Symbol, würde Österreich wenigstens ein paar hundert Kinder, Familien aus den Lagern aufnehmen, die reichlich durch Bilder und Berichte bezeugt sind, dass dort katastrophale Bedingungen herrschen. Ein Symbol, das zur Nachahmung anstiftet. Und es wäre ein schönes, ein ordentliches, ein mächtiges Symbol. Wenn wir die schon lange bei uns lebenden Kinder, Jugendlichen, Erwachsenen nicht abschieben. Ein Symbol der Humanität. Ein Symbol, das zur Nachahmung einlädt.

Was die „Symbolpolitik“ betrifft, finde ich es geradezu kühn, frech, grauslich, wenn diejenigen, die einige hundert österreichische Aufnahmen aus den Lagern abwehren und sagen, das sei nur Symbolpolitik, auch jene sind, die rundum in Europa eine vielfache „Symbolpolitik“ verhindern, weil sie sich gegen eine europäische Politik der Verteilung sträuben.

Wir sind ein unordentliches Land. Die Menschlichkeit ist unordentlich untergegangen! Wir sind ein erschreckend kaltes Land. Das ist leider nicht nur ein Merkmal der Regierung; es ist auch in der Bevölkerung ein verbreitetes Merkmal. Das Entsetzliche ist, dass die Regierung mit dieser Kälte in breiten Bevölkerungsschichten gemeinsame Sache macht und nicht für eine menschliche Stimmung ihren notwendigen Beitrag leistet. Entscheidende PolitikerInnen lassen sich von Umfragedaten leiten. Das macht die Sache noch schlimmer: es geht nicht um eigene Positionen, sondern um die Positionen der Vielen. Politik ist dann das haltungslose Umsetzen der Mehrheitsmeinung. Dann braucht es auch kein Parteiprogramm mehr. Es genügt ein Satz: wir richten unser Fähnchen nach der Mehrheit bzw. danach, was uns Umfragen sagen, dass die Mehrheit denkt.
Ordentlich katastrophale Aussichten sind das!
28. Jänner 2021

Schreiben an die Verantwortlichen von Caritas, Katholischer Aktion und KirchenZeitung in Oberösterreich sowie an die Direktorin der Diakonie Österreich, 19. Jänner 2021

KIRCHENZEITUNG, KATHOLISCHE AKTION, CARITAS UND DIAKONIE KÖNNTEN ZUM GEMEINSAMEN AUFRUF/AUFSCHREI EINLADEN

Es ist nicht auszuhalten, dass sich die politisch Verantwortlichen in Österreich so gar nicht anrühren und bewegen lassen, Menschen auf der Flucht zu helfen, die auf griechischen (auch spanischen) Inseln unter katastrophalen Bedingungen leben. Ich bitte und dränge die katholische und die evangelische Kirche, über ihre entsprechenden Einrichtungen die Menschen dieses Landes einzuladen, einen Aufruf, einen Aufschrei zu unterzeichnen. Zumindest in Oberösterreich sollte das gelingen, warum aber nicht in ganz Österreich. Vorlage für einen Text könnte Bischof Glettlers Appell sein. Er ist auf der Homepage der Diözese Innsbruck (auch bei Kathpress) nachzulesen; ich stelle ihn (in der Fassung, wie er am 10. Jänner veröffentlicht worden ist) an den Schluss dieser Mail. Egal aber, mit welchem Text, mit welchen Formulierungen die Menschen eingeladen werden, die Regierung wachzurütteln und zu zeigen, dass viele das Anliegen unterstützen – tut etwas zum Druck-Verstärken!
Das wünsche ich mir von der Kirche. Nicht nur Livestream-Gottesdienste sondern Livestream-Aufstand! Alle Kanäle nutzen, um der Regierung klar zu machen, was sie tut, ist nicht christlich; Christen wollen Anderes!
Liebe Grüße,
Ernst

Brief an Alt-Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer, 15. Jänner 2021

DIE TAUBHEIT DER REGIERUNG

Zum Skandal Lesbos und die Taubheit von Kurz und anderen Regierungsverantwortlichen: Wir müssen – Doro Blancke weist auch darauf hin – ÖVP-Mandataren, zu denen wir Zugang haben, mit unserer Abscheu gegen diese Politik und mit dem Appell von Bischof Glettler konfrontieren (siehe hier etwas weiter unten, Eintrag zum 10. Jänner). Ich hab zB an den früheren LH Dr. Josef Pühringer geschrieben:

„Ich kann nicht schweigen. Es ist ein Skandal, wie taub und herzlos Kurz und viele politische Verantwortliche in dieser Frage agieren. Du bist in der ÖVP gewiss immer noch eine wichtige Stimme und Du bist auch kirchlich beheimatet. Trag bitte Bischof Glettlers Appell hin zu den verstopften Ohren der türkisen Bundespolitiker. Solange in dieser Frage Österreich nicht menschlich und die sogenannten christlichen Politiker nicht christlich werden, wende ich mich mit Abscheu von diesen Politikern und der Partei ab. Ich fürchte, das Kalkül wird bei Kurz und denen, die wie er diese Politik zu verantworten haben, anders sein: Sie werden die sich aus christlichen oder humanitären Gründen aufregenden Stimmen abwägen gegen die Zustimmung aus dem FPÖ-Wählerkreis und aus sonst kalten Wählerteichen. Wenn es so ist, ist es christlich ein Riesenärgernis. Man trägt das Christliche wie eine Monstranz vor sich her, aber man handelt nicht danach. Wo und wie gibt es mehr WählerInnen zu gewinnen bzw. zu verlieren, ist ein Taktikspiel, das Leiden und Sterben von Menschen in Kauf nimmt.
Ich werde meine Stimme mit denen vieler weiter erheben, um dieser Politik eine Absage bei kommenden Wahlen zu erteilen!
Traurige, zornige Grüße,
Ernst“

Facebook-Posting zum Impfstreit, 1§. Jänner 2021

STIMMUNG, IN DER NIEMAND ETWAS RICHTIG MACHEN KANN

Wer von mir eine Mail bekommt, findet am Schluss der Mail derzeit ein Zitat der 1943 im KZ Auschwitz ermordeten holländischen Jüdin Etty Hillesum. Es lautet: „Viele Leute, die sich heutzutage über die Ungerechtigkeit entrüsten, sind nur deshalb entrüstet, weil diese Ungerechtigkeit ihnen widerfährt. Es ist daher keine echte, tief verwurzelte Entrüstung.“
An dieses Zitat erinnert mich der gegenwärtige Impf-Streit. Es ist eine Stimmung, in der niemand etwas richtig machen kann. Die Salzburger Sozialstadträtin wird zum Rücktritt aufgefordert, weil sie sich schon impfen hat lassen (sich vorgedrängt hat, lautet der Vorwurf). Teddy Podgorski kritisiert im Kommentar der Anderen im Standard Kardinal Schönborn, der auch schon geimpft ist (Eliten werden bevorzugt, lautet der Vorwurf). Und immer wieder höre ich in meinem Bekanntenkreis von ImpfskeptikerInnen: Sollen sich doch zuerst die PolitikerInnen impfen lassen …. Also, was jetzt.
Ich finde diese Empörung beobachtet und analysiert die Jüdin Etty Hillesum (im KZ Auschwitz 1943 ermordet) sehr treffend: „Viele Leute, die sich heutzutage über die Ungerechtigkeit entrüsten, sind nur deshalb entrüstet, weil diese Ungerechtigkeit ihnen widerfährt. Es ist daher keine echte, tief verwurzelte Entrüstung.“
Man müsste sich über die Ichsucht aufregen, die hinter diesen Kritiken steckt. Es geht nicht um Solidarität, man schimpft, weil man nicht zu den Ersten, zu den Bevorzugten gehört. Ich stelle dem nur gegenüber: Und wann kommen die Menschen in den armen Ländern dran? Wie wichtig ist uns deren Schicksal, wie wichtig ist uns, dass sie auch rasch geimpft werden? …

Dazu meine Antwort auf einen Kommentar eines Facebookers, der einigem zwar zustimmte, aber beharrte: Nicht pardoniert werden kann aber das Managementversagen. 10 Monate nachdem man die Impfung als Heilsbringer benannt hat, gibt es keine verständliche Strategie und keine Beschreibung des Gesamtkonzeptes samt Zeitplan. Geht gar nicht
„Ich bin nicht der Advokat der Regierung und sehe auch mir völlig unverständliche Mängel – vor allem die Ankünderei und folgende Zurücknahmen bzw. Änderungen. Was die Sache mit der Impfstrategie betrifft, ist es eine unlösbare Erwartung an die Regierung: niemand wusste, wann die Impfstoffe verfügbar sind und auch nicht welche in welchen Mengen. Zudem erleben wir in Österreich und auch anderswo ein Gerangel darum, wer darf/soll zuerst. Da kann ich leicht Fehler finden und zuordnen. Wenn ich höre/lese, dass Vorarlberg viel mehr Impfstoff pro Einwohner gesichert hat als zB OÖ, kann das in einem föderalen Staat wohl nicht der Regierung in die Schuhe geschoben werden. Es ist das Ergebnis von „erfolgreichem“ Egoismus. Bei aller Rangelei vergessen wir auf all die anderen. Wir – das sind nicht nur die Regierung, die Landesregierungen, die Sozialeinrichtungen … – das sind die allermeisten Menschen in den Wohlfahrtsländern.“

Und eine weitere von mir gepostete Ergänzung, die Bezug nimmt auf einen Beitrag in tagesschu.de:
Ich gebe eine deutsche Diskussion zu bedenken:
Gibt es ein „Impfchaos“ in Deutschland?
Von Sandra Stalinski, tagesschau.de
Kritik an einem ’schleppenden Impfbeginn‘ in Deutschland kommt aus unterschiedlichen Richtungen. SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil sprach im ARD-Morgenmagazin von „chaotischen Zuständen“. Deutschland stehe „viel schlechter da als andere Länder“. Es sei zu wenig Impfstoff bestellt worden und gebe „kaum vorbereitete Strategien mit den Bundesländern zusammen“. Ähnlich äußerten sich unter anderem Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig, Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und Gesundheitspolitiker anderer Parteien. Auch die Leopoldina-Forscherin Frauke Zipp hatte zuvor die Bestellstrategie der Bundesregierung scharf kritisiert. Sie sprach in einem Zeitungsinterview von „grobem Versagen der Verantwortlichen“ und fragte, warum man nicht im Sommer mehr Impfstoff auf Risiko bestellt habe. Gesundheitsminister Jens Spahn verteidigte das Vorgehen der Bundesregierung in einem Interview mit der „Rheinischen Post“: „Das Problem ist nicht die bestellte Menge. Wir haben genug bestellt. Das Problem ist die geringe Produktionskapazität zu Beginn – bei weltweit extrem hoher Nachfrage.‘ Dass es am Anfang knapp sein würde, sei klar gewesen. – Soweit der tagesschau.de Beitrag

„Wo man hinschaut und hinhört – es ist fast überall das Gleiche! Für mich ist erschreckend, was so gleich daherkommt, weil die Argumente aus dem fatalen Karostoff „wir zuerst“ und „die Politiker sind alle mies“ geschneidert sind. Man hätte halt drauflos bestellen sollen. Ich kann da nicht mit – drauflos heißt an jeglicher abgestimmter, weltumspannend halbwegs sozial gerechter Verteilung vorbei. Ich sage nicht, dass der Grund für das kritisierte Management der Regierung in diesem Solidaritätsbewusstsein liegt. Ich sage: die Kritik am Handeln der Regierung lässt völlig außer Acht, dass es viele gibt, die geduldig am Rand der Weltgemeinschaft zu warten haben! Hauptsache wir haben Impfstoff, wird quer durch Österreich, quer durch Europa und quer durch die USA gerufen, und ihr Schläfer an den Schalthebeln habt das verbockt! Wir sind eine Schlag-Gesellschaft: wo ein Fehler gerochen wird, wo ein Fehler passiert sein könnte, wird drauflos geschlagen. Denn es gilt, den ‚Feind‘ herzuklopfen. Das geht auch auf Kosten einer halbwegs versuchten und so oft eingemahnten Solidarität!“

Facebook-Posting am 10. Jänner 2021 zur österreichischen Politik der Nicht-Aufnahme von Flüchtlingen aus Lesbos

ICH SCHEUE IMMER, …

…  in der Öffentlichkeit und auf facebook kräftig zu zürnen. Aber die Nicht-Flüchtlingspolitik unserer Regierung, das Ignorieren der Pflicht, Menschen in Not zu helfen, sind ein unerträglicher Skandal, der nicht zornig genug beantwortet werden kann. Der Kanzler, der Innenminister und andere Regierungsmitglieder müssen endlich und rasch menschlich handeln. Es gibt nichts, was noch ein Zaudern rechtfertigt. Und für christliche Politiker: Es gibt eine Zeit zum Beten – nicht unbedingt inszeniert – und eine Zeit zum Helfen. Diese Zeit ist seit Wochen da! Es ist zum Schämen, wie schwerhörig und hartherzig die verantwortlichen Politiker sind!

FLAMMENDER APPELL VON BISCHOF HERMANN GLETTLER, Innsbruck 

Die Zeit des geduldigen Wartens geht zu Ende
Sonntag, 10. Jänner 2021, 17:00

Heute geht mit dem Fest „Taufe des Herrn“ die Weihnachtszeit zu Ende. Erschüttert von den aktuellsten Berichten und Fotos aus dem Flüchtlingslager auf Lesbos habe ich heute aufgehört, an ein Weihnachtswunder der österreichischen Bundesregierung in der Causa Lesbos zu warten und auf ein solches zu hoffen. Jetzt braucht es ein entschlossenes Handeln. Alles andere verkommt zu einem unverantwortlichen Alibi. Ich wende mich mit diesem Statement an alle politischen Verantwortungsträger/innen, Hilfsorganisationen und Menschen guten Willens – an alle, die bereit sind, ihrem Gewissen zu und einer Ethik zu folgen, die einer Not-wendenden Verantwortung entspricht.
Die neuesten Fotos aus dem Notlager Kara Tepe verbieten allen, die sich eine Restmenge an Empathie bewahrt haben, ein politisches Taktieren. Eine Woche mit anhaltenden Regenfällen hat auf der Insel begonnen. Die Temperaturen während der Nacht werden laut Prognose in den kommenden Tagen auf 5° fallen. Und in der 16-Tage Prognose bleiben sie auf diesem erschreckenden Tiefstand. Die Rede von einer „Hilfe vor Ort“ als Ersatz für eine Evakuierung des Lagers ist angesichts dieser winterlichen Temperaturen nur mehr zynisch.
Wo ist denn die Hilfe vor Ort, wenn auf den Wegen zwischen den Zelten das Wasser steht, die Feuchtigkeit und Kälte nicht mehr aus den Notzelten zu entfernen ist und schlimmste Erkrankungen zu befürchten sind? Wo ist denn die Hilfe vor Ort, wenn sich über 7000 Menschen immer noch mit einem Kübel Wasser kalt duschen müssen, weil die 37 (!) Warmwasser-Duschen nicht ganz ausreichen? Wo ist denn die Hilfe vor Ort, wenn eine magere Mahlzeit pro Tag (an einigen Tagen ist diese auch noch kalt!) den Hunger der Menschen nicht wirklich stillen kann?
Es ist schon längst nicht mehr verständlich, dass unzählige Österreicherinnen und Österreicher, politische Gemeinden, Pfarren und kirchliche Gemeinschaften, Solidaritätsgruppen und unzählige Engagierte sich der politischen Haltung des Bundeskanzlers zu beugen haben.
Ich wiederhole eindringlich meinen Appell: 100 Familien jetzt aufnehmen – ohne Wenn und Aber! Über alle Parteigrenzen hinweg sollte Österreich den längst fälligen Beitrag zur Beendigung der elendigen Situation auf Lesbos leisten. Jedes politische Kalkül auf Kosten dramatisch notleidender Menschen ist ein Hohn jeder christlich sozialen Politik. Es geht nicht um diese oder jene Position in der Debatte um mehr oder weniger Flüchtlinge, die aufzunehmen sind, sondern um einen humanitären Anstand. Was gehört sich und was gehört sich nicht. Der humanitäre Anstand verpflichtet dazu, in einer akuten Notlage rasch und effektiv zu helfen. Diesen humanitären Anstand hat Österreich in vielen Katastrophenfällen seit dem Krieg immer gezeigt. Auch aktuell geschieht dies Gott sei Dank in Kroatien. Es geht also nicht um eine Asyldebatte, sondern um die Notwendigkeit einer sofortigen „humanitären Aufnahme“ von Menschen in Not.
Die Aufnahme von 100 Familien (Man beachte: mindestens 250 Familien im Lager haben einen positiven Asylbescheid!) wäre ein deutliches Zeichen, dass ganz Europa handeln muss. Lesbos und die anderen griechischen Inseln, die eine ähnliche Misere zeigen, sind mittlerweile Synonym für das Versagen einer gemeinsamen europäischen Flüchtlingspolitik. Das ist nicht mehr zu entschuldigen. Es geht um das Schicksal Tausender Menschen. Sie dürfen nicht der Spielball einer europäischen Abschreckungspolitik bleiben. Nach den positiv abgeschlossenen Asylverfahren müssen die Leute fair in Europa verteilt werden.
Das wiederholte Argument von den zu fürchtenden Pull-Faktoren verkommt zu einem unerträglichen Gerede, wenn man die Situation vor Ort auch nur annähernd kennt und ernstnimmt. Mein dreitägiger Besuch auf der Insel hat in mir die Überzeugung reifen lassen: Wir müssen entschlossen die Fluchtursachen bekämpfen und nicht die Flüchtenden! Ja, alle Mitgliedsstaaten der EU sind zum Handeln aufgefordert! Der humanitäre Schandfleck Lesbos ist für unser gemeinsames Europa, das einer Menschenrechts- und eine Flüchtlingskonvention verpflichtet ist, einfach nicht zu tolerieren.
Worauf warten? Bis es Erfrorene in den Lagern gibt? Bis die Zustimmungsquote für eine längst fällige Entscheidung den Bundeskanzler überzeugt? Unzählige Einzelpersonen und Aktivgruppen wollen sich nicht mehr damit abfinden. Die Zeit des geduldigen Wartens geht zu Ende – weil es um konkrete Menschen mit ihren unerträglichen Schicksalen geht!
Mit Gebet und energischen Segenswünschen für alle Beteiligten!
Bischof +Hermann Glettler

Facebook-Posting am 8. Jänner 2021 zur Erstürmung des Kapitols in Washington am 6. Jänner

RÄUBERLEITER IN DIE KAPITOLE DIESER WELT

Was vorgestern in Washington geschehen ist, lässt uns einen Blick in eine drohende Zukunft auch in den anderen „entwickelten“ Demokratien werfen: Wenn ich seit Jahren besorgt und dann und wann auch zornig auf die Stammtisch- und social-media-Diskussionen reagiere, dann hängt es mit meiner Sorge zusammen, dass der Hass, die Gehässigkeit, das Heruntermachen anderer, die eigene Zweifelbefreitheit und der Glaube an Verschwörungstheorien zunehmen. Ich kenne etliche friedliche/gutmütige Menschen, die dieser gegenwärtigen Sammlung der Gegner der als Diktaturen oder Korruptionshaufen verschrienen „Regime“ positiv gegenüberstehen. Die etwa selber zB in Linz mitdemonstrieren. All mein Reden dagegen, meine Hinweise, dass dahinter rechtsradikale Strippenzieher stehen oder Chaoten, die aus Lust am Chaos das Feuer anfachen, hilft nichts. Wir in Europa, so fürchte ich, sind auf einem Marsch nach Washington. Viele Facebook-Hass-Spreader sorgen für ausreichend Marschproviant. Und im Hintergrund muss wohl ein rechtsverseuchter Teil der Exekutive dem gegenüber Sympathien oder zumindest Gleichgültigkeit haben. Anders ist nicht erklärbar, dass die gewaltbereiten Demonstranten den Kongress stürmen konnten. Auch bei uns nehme ich tatenloses Sich-nicht-vom-Fleck-Rühren der Polizei wahr, wenn etwa Journalisten bei Demos der Querulanten (die sich mit dem an sich positiven Wort „Querdenker“ schmücken) attackiert und bedroht werden.
Ich glaube, die Gefahr, dass die Demokratie schwer verletzt wird, wächst auch hierzulande. Nicht, weil es so viele angriffsbereite Radikale gäbe, sondern weil überaus viele Enttäuschte oder An-den-Rand-Gedrückte oder auch nur Grantler das böse Spiel der „Querdenker“ und anderer Geister nicht durchschauen. Sie laufen mit ihnen mit, applaudieren ihnen und machen so die Räuberleiter ins Kapitol. Wenn die, die diese Sorge annähernd teilen, nicht dauernd dagegen aufstehen, werden wir noch viele Erstürmungen demokratischer Einrichtungen und Symbole erleben.
Die Räuberleiter wird in Österreich schon herangeschleppt, wie zB ein Bericht von heute zeigt, der seit gestern Nachmittag online zu lesen ist:
Nach der Gewaltnacht und dem Sturm auf das Capitol in den USA bereiten Wortmeldungen von Österreichern Sorgen. Sie träumen von ähnlichen Szenen. „Machen wir das gleiche“ ist von einem Mann, der sich gerne mit FPÖ-Politikern auf seinem Profil zeigt und FPÖ-Logos in seine Profilbilder einbaut, zu lesen – auf der Seite einer FPÖ-Politikerin aus Sierning (Bezirk Steyr-Land) unter einem Posting zur Gewaltnacht in den USA. … Offenbar kein Einzelfall, wie die Plattform „FPÖ Fails“ mitteilt. Sie schreibt von „Mordfantasien gegen die Bundesregierung.“ … „Hängt sie“, „Sprengts die Schweine in die Luft“ und „Stürmen wir das Parlament und jagen die Regierung aus unseren Österreich“ werden da als Beispiel-Kommentare eingeblendet. … Tatsächlich scheinen viele vor allem Rechte von Szenen wie in Washington auch in Österreich zu träumen.
Ich rufe dazu auf, in der Kritik sachlich zu bleiben und damit keinen Krieg gegen Menschen zu führen. Das wäre ein Neujahrs-Vorsatz für facebook-Postings!

Facebook-Posting zum Impf-Egoismus, 8. Jänner 2021

IMPFMORAL?

Ich bin ein Impfbefürworter und will mich gegen Covid 19 impfen lassen. ABER: Ich finde es unmoralisch, dass wir in den reichen Ländern ausschließlich auf uns schauen und für die armen Länder gilt: bitte warten. Wir haben eine WHO und reden gern von internationaler Solidarität. Das wäre eine konkrete Umsetzung: alle betroffenen Länder dieser Welt werden gleich berücksichtigt. Ich halte es für unmoralisch, mich als Mitglied eines privilegierten Landes impfen zu lassen, bevor in dieser Angelegenheit nicht eine weltweite Solidarität mit den Armen gelebt wird.

Brief an Bundeskanzler Kurz am 23. Dezember 2020
(E-Mail: kabhbk@bka.gv.at) geschrieben.

IN DER HERBERGE IST PLATZ!

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler!
Ich bin erschüttert über Ihre und Ihrer türkisen Regierungsmitglieder Flüchtlingspolitik, die auch von den Grünen geduldet werden muss. Sie betonen gerne ihre christliche Verwurzelung. In einem ORF-Interview haben Sie ein Gespräch mit einem Priester erwähnt, dem Sie ihre Situation dargestellt hätten, einerseits – so Ihre Schilderung – sei da der menschliche Reflex, jemandem helfen zu wollen, und gleichzeitig würden Sie, wenn Sie aufs große Ganze schauen, ganz viel Schlechtes damit auslösen. Ich muss aufs große Ganze schauen, dachten wohl auch der Priester und der Levit, die am Mann, der unter die Räuber fiel, vorbeigegangen sind. Das große Ganze ist eine blasphemische Umschreibung von Egoismus. Ihr großes Ganzes ist der Egoismus der Gesellschaft, besser einer Gesellschaft, von der Sie vermuten, dass sie nicht teilen will. Es ist der gleiche Egoismus, der vor mehr als 2000 Jahren den werdenden Eltern Maria und Josef die Türen vor ihrer Nase zugeschlagen hat. Können Sie mit diesem Denken im Kopf Weihnachten als Fest des Fühlens im Herzen gut feiern?Nennen Sie beim Namen, was Ihre Flüchtlingspolitik ist: Schutz einer egoistischen Wohlstandsgesellschaft! Und berufen Sie sich nicht auf christliche Werte: Das göttliche große Ganze hat Jesus in der Bergpredigt, in den Seligpreisungen, vermittelt. Unter welcher Seligpreisung würden Sie ihre Flüchtlingspolitik einordnen? Wenn Sie wieder einmal ans große Ganze denken, dann denken Sie an die Bergpredigt. Nennen Sie wirklich groß und ganz, was groß und ganz ist: die Nächstenliebe. Und nennen Sie klein und partikular, was klein ist und nur einen Teil des Ganzen im Blick hat: die verlorene Solidarität. Sie können dem großen Ganzen, einer solidarischen Gesellschaft, zuarbeiten: Sorgen Sie dafür, dass Österreich ein paar hundert Flüchtlinge aus den griechischen Lagern aufnimmt. Viele Bürgerinnen und Bürger sind bereit, in Solidarität mitzuhelfen bei den Aufgaben von Betreuung und Integration.

Besorgte Grüße,
Ernst Gansinger
KirchenZeitungsredakteur in Pension

Facebook-Eintrag vom 17. November 2020
Selbstdarstellung statt demokratischer Kultur

Ich zögerte, diesen Kommentar auf FB zu stellen, weil ich FB vielfach (wenn nicht als Ort des Austausches von Belanglosigkeiten) als Ort der Befeuerung von Hass, Zorn und Menschenverachtung erkenne, nicht als Ort der Diskussion und einer die anderen nicht heruntermachenden Auseinandersetzung. Ich will kritisieren, diskutieren, nicht niedermachen. Und schon gar nicht will ich, dass die Kanoniere des Facebooks ihre Kanonen mit meinen Sätzen laden. – Dennoch stelle ich nun den Kommentar auf Facebook, weil ich merke, dass viele Freunde wie ich zornig über das Geschehen sind. Und ich bitte alle, die sich an der Debatte beteiligen um einen guten Ton:

Heute ist der erste Tag des strengen Lockdowns und der mehrfachhundertste des angestrengten Versuchs von Bundeskanzler Kurz, sich als den Einzigen darzustellen. Ich sag nicht, dass die Lockdown-Maßnahmen keinen Sinn haben. Aber Kurz benutzt selbst die Pandemie als Bühne der Selbstdarstellung. Ich sehe es als unmoralisches Regieren, wenn in einer verdammt schwierigen Situation jemand sich vom Ziel leitet lässt zu glänzen, statt vom Ziel, miteinander möglichst gut und schnell die Situation zu bewältigen. Die Massentestungen, die Kurz jetzt angekündigt hat, sind das jüngste Beispiel: er will uns damit ein Weihnachten wie früher schenken. So ein Edler! Er hat damit nicht nur wieder einmal besonders Anschober übergangen/überrascht, sondern sich auch offensichtlich nicht mit Menschen beraten, die etwas von der Sache verstehen. In der Slowakei – in diesem Fall sein Vorbild – waren die Massentestungen mit dem freiwilligen Zwang verbunden, dass in Quarantäne muss, wer sich nicht testen lässt. Nein, Zwang, sagt Kurz, sei nicht angedacht. Wenn sich aber, weil kein Druck besteht, nicht die meisten testen lassen, hat die Testerei auch wenig Sinn. Außer den, dass uns der Weihnachtsmann Kurz Weihnachten wie früher angekündigt hat.

Um es aber klar zu sagen: Ich bin nicht gegen Massentestungen, kann mir schon vorstellen, dass sie, wenn wirklich Massen getestet werden, Sinn machen. Doch ich erwarte, dass das nicht als kurzlich hundertster Schnellschuss abgefeuert wird, sondern dass vorher mit den Regierungspartnern, mit den Parlamentsfraktionen und vor allem breit mit den ExpertInnen besprochen wird: Wie groß muss die Teilnahme sein, damit die Tests sinnvoll sind? Wie kann eine so große Teilnahme erreicht werden, ohne dass Zwang ausgeübt wird? Oder, wie groß muss der Sinn sein, dass auch Zwang ein erlaubtes Mittel ist?

Eine Idee darf man schon haben, aber sie gleich als kommendes Ereignis zu verkünden, ist die Methode nicht einmal der Engel des Weihnachtsgeschehens. Sie verkünden erst, nachdem das Geschehen geschehen war. Die Kurzen Verkündigungen sind Verkurzungen der demokratischen Spielregeln.
Ernst Gansinger

Facebook-Eintrag vom 11. November 2020
Martinsfest

Heute feiern wir Martin. Nur zwei Gedanken dazu.
Wir feiern etwas, was wir lieblich verzwecken (Martinsfest, Lichterfest, Martinigansl), aber was vielen Feiernden in seiner Grundaussage eigentlich wurscht ist. Wir feiern Martin und schotten uns gleichzeitig gegen ihn ab, gegen sein Beispiel, wie es die Legende überliefert:
Er teilte mit Frierenden den Mantel. Wir teilen nicht einmal mehr unsere Aufmerksamkeit mit den Frierenden zB auf Samos. Er trat für Schwächere ein, für Gerechtigkeit und Barmherzigkeit, nicht nur nach Samariter-Art, sondern auch protestierend. Er nahm für diesen Protest eine beschwerliche Nacht im Freien auf sich. Unsere Gesellschaft weiß oft nicht einmal, wer die Schwächeren sind, wil es gar nicht wissen und weiß dann aber, dass diese selber schuld an ihrer Lage sind. Falls auch noch jemand auf die Idee kommt, für eine soziale Gesellschaft und gegen die Ausgrenzung zu protestieren, wehren dies viele als ungehörig ab … Wir ziehen mit Licht tragenden Kindern, singen und essen Gansl. Aber wir tragen selber kein Licht, lassen das Lied der Solidarität nicht in uns hinein sickern und kümmern uns nicht, ob alle etwas zu essen haben.
Ernst Gansinger

Facebook-Eintrag vom 8. November 2020
Ich fühl mich wohler

Ich fühl mich wohler
bei den Leisen als bei den Lauten
bei den Zweifelnden als bei jenen, die felsenfest wissen
bei denen, die sich überzeugen wollen, als bei den Überzeugten
bei denen, die Sachkritik üben als bei denen, die Menschen verdammen

Ich mag
Diskussion, nicht sture Behauptung
den Widerspruch, nicht die Ausgrenzung
die tapfer Ringenden, nicht die sich auf Seilschaften Verlassenden
die Verlierer oft mehr als die Sieger
jene, die Erklärungen suchen, nicht die, die für alles Erklärungen haben
Ich wünsche mir
Verstehen statt Dagegentreten
Hinschauen statt Wegschauen
Meinung statt Deinung
Mund aufmachen statt Ohren zuhalten
Gemeinschaft, nicht Feindschaft

Ich fühl mich wohler
in Gemeinschaft als in Gesellschaft
bei den Schwachen als bei den Starken
im Raum des Zuhörens als im Raum des Hinsagens
wenn Menschen beherzigen statt behaupten
und sich eher etwas gefallen lassen, als sich zu gefallen.
Ernst Gansinger

Facebook-Eintrag vom 7. November
Schuld!

Da werde ich mir jetzt Widerspruch einhandeln, aber mir liegt das Thema seit Jahren am Herzen oder im Magen: dass wir eine Gesellschaft der Schuldsuchenden sind. Und der aktuelle Anlass verleitet mich, das auch zu posten.

Um es gelinde auszudrücken: Mir ist es Nehammer nicht, vor allem seine Asylpolitik ist kalt und parteitaktisches Kalkül Aber ich mag auch nicht den kalten Reflex, der sofort Schuldige braucht, wenn schwere Fehler offenkundig werden wie, der Terrorakt in Wien hätte verhindert werden können. Für die Verhinderbarkeit spricht vieles. Aber eine Gesellschaft, die rasch nach einem schlimmen Ereignis zu wissen meint, wer schuldig ist, hat wenig Gedenkraum für unterschiedliche, verschiedene Rollen im Ursachen-Folge-Gefüge. Wir gehen schnell auf die Jagd nach Schuldigen und zerren sie auf den Marktplatz der Öffentlichkeit, um sie mit Worten zu steinigen. So schaukeln wir eine Politik des Anschuldigens und Abstreitens hoch. So machen wir die Tür zur konsequenten Aufklärung samt breit getragenen Strategien zur Verbesserung immer weiter zu. „Du bist schuld, du allein bist verantwortlich“, zeigt immer auf andere, immer von mir weg. Gerade in der Politik folgt dem Schuldruf sehr wahrscheinlich die Zurückweisung, der Ruf kommt als Echo zurück. „Schuld!“ hallt es bald im ganzen Land.

Schreiben an Innenminister Nehammer (und etwas abgeändert an Außenminister Schallenberg), 29. September
Anfrage eines aufgebrachten Bürgers an den Innenminister!
Ich bin sprachlos über den Inhalt des Berichts im heutigen Mittagsjournal (und anderer Medien) und erwarte, dass Sie, Herr Innenminister eine „Sofort“-Sprache gegenüber der österreichischen Bevölkerung finden, dieses Übel aufzuklären. Sofort waren die Kameras dabei, als Sie Mitte September höchstpersönlich einen Hilfstransport nach Athen brachten. Wo sind Ihre „Sofort“-Aktionen jetzt? Was verstehen Sie unter „sofort“ in Zusammenhang von Soforthilfe? Da frage ich noch gar nicht, was die türkisen Regierungsmitglieder – und damit auch Sie – unter „Hilfe“ verstehen, wenn sie kategorisch eine Aufnahme von Flüchtlingen aus dem Lager Moria in Österreich ablehnen.
Die Meldung im Mittagsjournal:
Österreichische Hilfslieferung noch nicht auf Lesbos
Zwar hat Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) vor knapp zwei Wochen die Hilfslieferungen für Geflüchtete aus dem abgebrannten Camp Moria auf Lesbos persönlich in die griechische Hauptstadt Athen begleitet. Auf der Insel sind die 55 Tonnen Hilfsgüter, darunter 400 Familienzelte, aber noch nicht angekommen, berichtete das Ö1-Mittagsjournal heute. Das Rote Kreuz kritisierte indes die prekären Zustände in dem neu aufgebauten Lager auf der Ägäis-Insel.
Als eines der ersten Länder sagte Österreich nach dem verheerenden Brand in Moria, durch den rund 13.000 Menschen temporär obdachlos wurden, Hilfe zu. Die österreichischen Güter seien ebenso wie Hilfslieferungen anderer Staaten bis dato eingelagert, berichtete die österreichische Botschafterin in Athen, Hermine Poppeller, gegenüber Ö1.
Ernst Gansinger, fassungslos über diese Politik!

Mein Facebook-Eintrag vom 21. September 2020
Ich kann nicht mehr schweigen, die Not der Menschen auf der Flucht berührt mich. Dringend braucht es eine Politik, die empathisch wahrnimmt und reagiert auf die Tragödien, in die Krieg und Terror, Katastrophen und weltweit versagte Solidarität Menschen treiben. Ich verstehe schon, dass wir nicht aller armen Welt zuwinken können: komm! Aber jenen muss Europa (und damit auch Österreich) die Hand reichen, die unter miserablen Bedingungen auf der Flucht feststecken oder in großer Gefahr sind, noch dazu, wenn sie krank oder Kinder oder sonst hilfsbedürftig sind. So denke ich aus meinem Verständnis von „christlich“ oder „christlich-sozial“. Das ist agieren als Feuerwehr, aber nicht vorgehen gegen die Brandstifter sowie helfen vor Ort. Das wäre natürlich überdringlich notwendig! Man hört das Bekenntnis zu dieser Überdringlichkeit auch immer wieder aus dem Mund verantwortlicher Politiker. Aber seit Jahrzehnten sind dies kaum mehr als Wortspenden, nie folgen ernsthafte Konsequenzen. Dass es das bessere Konzept ist, vor Ort zu helfen, wird kaum jemand bestreiten. Aber dieses Konzept schafft die Pflicht, auch Feuerwehr zu sein, nicht ab. Wir (Österreich, Europa, die reichen Länder) müssen ohne lange und Tod bringende Diskussionen denen helfen, die auf der Flucht sind. Zum Helfen vor Ort hat Österreich schon unendlich viel Zeit verschwendet. Allein zum Thema Anteil der Gelder für die Entwicklungszusammenarbeit am BIP ist seit Jahrzehnten Österreich schändlich viel schuldig geblieben.
Zum Christlichen (ich bin ja bekennender Christ und bekennendes Mitglied der katholischen Kirche): Ich kann nicht glaubwürdig Weihnachten, Ostern und Pfingsten feiern und mich vom Weg Jesu berühren lassen, ohne diese Rührung auf meine Beziehung zu den Mitmenschen heute zu übertragen: Viele von ihnen finden wie die hl. Familie keine Herberge, viele sind wie Josef, Maria und Jesus auf der Flucht, sind wie sie gezwungen, in fremdes Land zu gehen, um zu überleben. Viele von ihnen werden verfolgt und wie Jesus am Ölberg unbarmherzig allein gelassen. Viele von ihnen sorgen für ein Sprachengewirr, aber die Sprache der Versöhnung und Liebe verstehen sie, wie einst die vielen Menschen anderer Sprache, die zu Pfingsten die Apostel gehört und verstanden haben. Das alles loben Christen ganz selbstverständlich, denken aber nicht daran, dass das für heute auch Konsequenzen hätte! Ich bin insgesamt also auch enttäuscht von der Laschheit vieler KirchgeherInnen und Christen.

Mein Facebook-Eintrag vom 11. September 2020
„Auch Gleichgültigkeit ist eine Aggressionsform“, sagt Eugen Drewermann im Gespräch mit Jörg Dieter Kogel, das im Herder-Buch „Gestalten des Bösen“ in schriftlicher Form zugängig gemacht worden ist. Es ist 2018 erschienen. In dem Buch geht es um den „Teufel – ein theologisches Relikt“, das insgesamt empfehlenswert ist. Ich greife daraus eine – nicht so sehr theologische, denn humanitäre – Passage auf und lege sie allen als Denkanstoß ans Herz, die meinen in der Asylfrage, insbesondere nach dem Brand im Flüchtlingslager Moria, hart sein zu müssen. – Drewermann führt, unmittelbar bevor er den Satz sagt „Auch Gleichgültigkeit ist eine Aggressionsform“, zum Thema ‚Umgang mit Flüchtlingen‘ (fernhalten von Europa) aus: „Wir sind gerade dabei, mit Diktaturen zu verhandeln, dass am besten doch die Leute bleiben, wo sie sind; auf gar keinen Fall dürfen sie ‚Schleusern‘ in die Hände fallen; Schleuser sind Verbrecher. Aber was sind dann wir, wenn wir Flüchtlinge zu Tausenden im Mittelmeer ertrinken lassen?“
Noch einmal das Eingangszitat von Drewermann: „Auch Gleichgültigkeit ist eine Aggressionsform!“
Drewermann (wieder aus „Gestalten des Bösen“). Und denken wir bei Drewermanns Mahnung an die Haltung der Europäer, besonders auch des österreichischen türkisen Regierungsteams, in Bezug auf Asylsuchende, aktuell die Flüchtlige in Moria:
„Das Brutale, alltäglich Böse liegt darin, dass wir mit Menschen umgehen wie mit Zahlenspielen, wie mit Nummern, nicht wie mit Menschen, wie mit Rechenoperationen, nicht wie mit Schicksalen. …“

Mein Facebook-Eintrag vom 10. September 2020
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Mein Facebook-Eintrag vom 9. September 2020
Skandal, was türkis sagt und was es verweigert: Aufnahme in Österreich von Geflüchteten, die in Moria unter schlimmsten Umständen leben. Aber noch schlimmer, wie der Innenminister das argumentiert: er will keine gewaltbereiten Flüchtlinge nach Österreich lassen. – Als ob dort viele Asylsuchende gewaltbereit wären. – Es ist höchste Zeit, dass die Menschen die christlich ticken, endlich den Türkisen zu verstehen geben: euer Zynismus reicht uns, von uns bekommt ihr keine Stimme mehr!

Mein Facebook-Eintrag vom 24. August 2018
Ich schreibe ganz selten auf Facebook. Doch nun muss ich mich zu Wort melden: ich bin zutiefst erschüttert und schäme mich für die Aussagen und die Politik unserer politischen Verantwortlichen, mit denen sie gegen Hilfe für Flüchtlinge mobil machen. Keine Schiffe in EU-Ländern anlegen lassen zu wollen, ist der Gipfel dieser zutiefst unchristlichen und unmenschlichen Politik. Ich rufe alle, die sich als Humanisten oder/und Christen empfinden, auf, gegen diesen Wahnsinn auf die Barrikaden zu steigen. Meine Stimme werden diese angeblich christlichen Politiker/innen sicher nicht (mehr) bekommen, solange sie nicht zurückkehren zu einer christlichen Politik!!! Haben wir denn eine andere Möglichkeit, gegen diesen Wahnsinn aufzustehen, als von unserer Weigerung zu erzählen, Euch, ihr Politiker/innen der Kälte gegen Menschen, zu wählen? Und eine Ergänzung vom 25. August 2018 Mich treibt die Frage um, was dagegen zu tun ist. – Parteien können da zu wenig ausrichten, fürchte ich. Ich versuche seit einigen Jahren, in verschiedenen Stammtischen die Stimme zu erheben. Jede/r von uns müsste an den vielen kleinen Orten, den Mut zur Gegenrede aufbringen. Das Tragische ist, viele ticken, wie es die Politik umsetzt. Ob’s die Kirche sein kann, ohne nicht-kirchlich Engagierte und ob der Stimmung im Land Entsetzte draußen zu lassen? Zumindest wünsche ich mir eine viel lautere Kirche. Nicht nur oben müsste sie laut sein, nicht nur der Kardinal und der Caritas-Präsident, nicht nur die Bischöfe und die anderen diözesanen Verantwortlichen müssten endlich dauerschreien. Jeden Pfarrgemeinderat, jede Gottesdienstgemeinde müsste es umtreiben und unruhig sein lassen, jede Bibelrunde, jeden Gebetskreis. Wenn der Gottesdienst mit dem Schuldbekenntnis beginnt, müssten wir immer wieder ein Schuldbekenntnis gegenüber den Menschen, die Hilfe suchen, sprechen. Wenn wir im Kyrie das Erbarmen erbitten, müssten wir bekennen, dass wir eine erbärmliche Gleichgültigkeit zulassen. Wenn wir Fürbitten formulieren, müssten wir nicht Gott meinen, er soll bitte was richten, sondern uns in die Pflicht nehmen

Christi Himmelfahrt in Zeiten des Hochfahrens

Der Gründer der Pfadfinder, Baden Powell, hat uns Pfadis in seinem Abschiedsbrief ermutigt: „Lebt so, dass ihr die Welt ein Stück besser hinterlässt, als ihr sie angetroffen habt!“ – Ich hab das für mich übersetzt: holt ein Stück Himmel auf die Welt oder rückt sie ihm ein Stück näher. Heute könnte man, weil wir es so oft hören, sagen: fahrt die Welt hoch!

Ich bin Pfadfinder und zitiere anlässlich Christi Himmelfahrt Baden Powells Abschiedsbrief an die boy scouts in fast voller Länge. Baden Powell, der 1941 gestorben ist, hat den Brief wahrscheinlich schon 1929 – „für alle Fälle“ – geschrieben. (Ein bisschen Geschichte muss sein: Das erste Pfadfinderlager mit Buben organisierte Baden Powell 1907; schon 1909 fuhren auch Pfadfinderinnen auf Lager).
Der etwas gekürzte Abschiedsbrief:

„Mein Leben war glücklich, und ich möchte nur wünschen, daß jeder von Euch ebenso glücklich lebt.
Ich glaube, Gott hat uns in diese Welt gestellt, um darin glücklich zu sein und uns des Lebens zu freuen. Das Glück ist nicht die Folge von Reichtum oder Erfolg im Beruf und noch weniger von Nachsicht gegen sich selbst. Ein wichtiger Schritt zum Glück besteht darin, daß Ihr Euch nützlich erweist und des Lebens froh werdet, wenn Ihr einmal Männer sein werdet.
Das Studium der Natur wird Euch all die Schönheiten und Wunder zeigen, mit denen Gott die Welt ausgestattet hat. Euch zur Freude. Seid zufrieden mit dem, was Euch gegeben ist, und macht davon den bestmöglichen Gebrauch. Trachtet danach, jeder Sache eine gute Seite abzugewinnen.
Das eigentliche Glück aber findet Ihr darin, daß Ihr andere glücklich macht. Versucht, die Welt ein bisschen besser zurückzulassen, als Ihr sie vorgefunden habt.
Wenn dann Euer Leben zuende geht, mögt Ihr ruhig sterben im Bewußtsein, Eure Zeit nicht vergeudet, sondern immer Euer Bestes getan zu haben.
Seid in diesem Sinn „allzeit bereit“, um glücklich zu leben und glücklich zu sterben. – Haltet Euch immer an das Pfadfinderversprechen, auch dann, wenn Ihr keine Buben mehr seid.
Euer Freund
Baden Powell of Gilwell

Emmaus – als ihnen ein Licht aufging

Ich habe seit Jugendtagen Probleme mit der Emmaus-Geschichte (Lk 24,13-35). Die kommt mir an den Haaren herbeigezogen vor. Da geht der auferstandene Jesus mit zwei Jüngern, die um ihn weinen, und sie erkennen ihn nicht … Und dann (nach wie vielen Stunden?) unerkannt bleiben, erkennen sie ihn an einer Geste, am Brot-Brechen. Nun hat mich die Pastoralassistentin Magda Froschauer herausgefordert und gemeint, ich solle die Geschichte schreiben, wie ich sie verstehen würde, – Das ist daraus geworden:

Und siehe, am gleichen Tag waren zwei von den Jüngern auf dem Weg in ein Dorf namens Emmaus, das sechzig Stadien von Jerusalem entfernt ist.Sie sprachen miteinander über alles, was sich ereignet hatte.
Und es geschah, während sie redeten und ihre Gedanken austauschten,
dass ihnen immer deutlicher das Bild von diesem Jesus, der ihnen so nahe war, vor Augen stand. Sie erinnerten sich an viele Begebenheiten mit Jesus und kamen geradezu ins Schwärmen von Jesus, dem Propheten, der mächtig in Tat und Wort vor Gott und dem ganzen Volk war. Je mehr sie in ihren Erinnerungen kramten und diese austauschten, desto schwerer wurde ihnen ums Herz. Sie weinten darum, was sie alles verloren hatten. Dass da in ihnen nicht nur Erinnerung war, sondern auch Zukunft, waren sie sich nicht bewusst. Zu schwer lag die Trauer auf ihnen. Zu groß war die Enttäuschung, dass ihre Hoffnung auf einen Erlöser nun ans Kreuz genagelt wurde und begraben ist. Es waren schlimme drei Tage des Erkennens, dass alles aus ist. – So redeten die zwei miteinander und waren sich einig, dass das Gerede da und dort, diese Hoffnung lebe weiter, nur ein Geschwätz sein kann. Das Grab sei leer vorgefunden worden. Das war nicht zu glauben. Und sicher wieder eines dieser Hirngespinste, das Hoffnung aufscheucht und dann fallen lässt. Während sie so redeten, kamen ihnen auch Schriftstellen in den Sinn, die vom Leiden und von der Überwindung des Todes handelten. Davon, dass dem Leiden die Herrlichkeit folge. Aber wie sollen diese Stellen mit Jesus zu tun haben? Schöne Geschichten, aber kein Trost, sagten sie sich gegenseitig.
Während sie so miteinander sprachen, verging rasch die Zeit. Sie erreichten das Dorf und das Haus, das ihr Ziel war. Das Gespräch unterwegs hatte sie so sehr aufgewühlt, dass sie unbedingt weiterreden wollten, dazu aber auch Stärkung brauchten.
Als sie mit dem Mahl beginnen wollten, nahm einer das Brot, sprach den Lobpreis, brach es und teilte es aus. So wie es ihnen Jesus vorgelebt hat. Da ging ihnen ein Licht auf und es wurde ihnen klar, dass sie nachfolgen sollen und können. Nicht mehr Erinnerung allein ist es, was sie nährt, sondern das Tun jetzt und in Zukunft. Das Herz brannte ihnen wegen dieser Einsicht und es hielt sie nicht mehr länger an diesem Ort. Sie mussten zurück zu den anderen und ihnen davon erzählen, was ihnen aufgegangen war. Als sie die Jünger in Jerusalem trafen, erzählten viele ganz Ähnliches. Sie haben begriffen, dass es mit dem Tod Jesu nicht damit aus ist, wozu Jesus ermutigt hat: die Menschen, insbesondere die am Rand in die Gemeinschaft zu holen und Gott als unendlich Liebenden zu verstehen. Ins Reich Gottes sind alle berufen!

Audio-Dokumente

Seit Herbst 2019 arbeitete ich beim Seniorenradio (ein Sendeplatz bei RADIO FRO – Freies Radio Linz) mit. Meine Sendungen (an vielen Donnerstagen, immer von 9 bis 10 Uhr) trugen den Titel „Unter uns – Besondere Menschen im Gespräch mit Ernst Gansinger“. Zu Silvester 2020 saß ich das letzte Mal hinter dem Mikrofon beim Seniorenradio.

Radio FRO ist im Großraum Linz auf 105 MHz zu hören, im Gebiet des Senders Goldwörth auf 102,4 MHz und sonst weltweit via Livestream unter www.fro.at/livestream.

Hier verlinke ich zu vielen der Sendungen zum Nachhören auf die Homepage von Radio FRO:

„Des gibt’s ja net, hearst!“- ist ein  oft zu hörender Satz von Fans, die ein Fußballspiel verfolgen, wenn auf dem Platz etwas nicht gelingt, was in ihren Augen tausendprozentig hätte gelingen müssen. Für den Mehrfach-Kulturschaffenden Rudi Habringer, der mit Freude Sprache und Figuren des Alltags beobachtet, liefert der Fußballplatz manche Vorlage für Charaktere in seinen Texten. „Das Schreiben beginnt mit dem Beobachten“, sagt er. Am 31. Dezember, Silvestertag, war Rudi Habringer zu Gast im Seniorenradio. Seine künstlerische Heimat hat mehrere Dächer – die Literatur, das Theater, das Kabarett, die Musik. So war er, der sich vorwiegend als Literat versteht, auch schon als Schauspieler und Regieassistent tätig. Sein Haupt-„Handwerk“ aber ist das Schreiben. Den Begriff Handwerk wählt er selbst für sein Schaffen. Einen Roman zu schreiben, ist anstrengendes Tun, sagt er, das braucht Ausdauer und Disziplin. Jetzt könnte man meinen, Habringer ist ein Vertreter des ernsten Faches. Ist er, doch pflegt er auch Ironie und Satire. Sie schimmern selbst in den Büchern mit ernstem Stoff durch. – „Des gibt es doch, hearst!“ – die Pflege sowohl von Ernsthaftigkeit als auch von Leichtigkeit und Humor. In der Sendung hören wir Humorvolles, und wir redeten über den Ernst des Schreibens.

Des gibt’s ja doch!

„Betlehem ist überall“ wählte ich als Titel für die Sendung vom 24 Dezember. Zu Gast war der Linzer Altbischof Maximilian Aichern. So nahe am Heiligen Abend, drehte sich das Gespräch zunächst natürlich um Weihnachten: Wie hat er, der 1932 geboren ist, nämlich am 26. Dezember (also war die Sendung fast an seinem 88. Geburtstag!), das Fest in seiner Kindheit erlebt? Und wie feierte man im Stift, dann im Bischofshof? Wir sprachen auch darüber, was uns Weihnachten heute bedeutet/bedeuten kann – theologisch, pastoral, kulturell, politisch. Wie feiern wir Weihnachten inmitten neuer ähnlicher Umstände, wie sie das heilige Paar vor über 2000 Jahren erlebt ha, als in der Herberge  kein Platz war? Der Bischof meint: in der Herberge ist Platz. Und er nannte Weihnachten ein Fest, das die besondere Würde der kleinen Leute in den Mittelpunkt rückt (die Hirten), ebenso die Besonderheit von Kindern. Weihnachten sei auch ein Fest, das der Frau ein besonderes Augenmerk schenkt. Was würde sein, wenn dieses Kind heute auf die Welt käme? – Die Frage lässt der Bischof so nicht gelten. Nicht „würde“, sagt er, Gott kommt immer und überall zur Welt, lebt unter uns, in den armen Vierteln der Welt, in den Flüchtlingslagern, bei den Außenseitern … Betlehem ist immer und überall!

Betlehem ist überall

17. Dezember 2020: Die etwa 40jährige Autorin Elisabeth Stachl vom Diakoniewerk Gallneukirchen, Mitglied auch der dortigen Theatergruppe Malaria, ist mit der Dramaturgin Iris Hanousek-Mader Gast bei Ernst Gansinger im Studio. Frau Stachl ist Preisträgerin 2016 des Literaturpreises „Ohrenschmaus“ (und noch anderer Presie). Sie liest ein paar ihrer Texte mit Frau Hanousek-Mader, unter anderem das Gedicht „Herz“, aus dem diese Zeilen sind : – „Das Herz öffnet die Türen./Erst die Liebe zählt/Sie schaut mich mit blauen Augen an./Die Zärtlichkeit der Menschen umarmt mich./Die Liebe brennt wie Feuer im Herz …“ – Stachls Gedichte und Prosatexte leben von kräftigen Sprachbildern und einer knappen, einer wesentlichen Sprache, die vom Leben, Erleben und Wünschen aufgerüttelt ist. In der Sendung reden wir über die Inspiration zum Texten, über den Vorgang, etwas zu formulieren. Wir wenden uns auch dem Theater Malaria zu, zu dessen Ensemble Elisabeth Stachl gehört. Und wir hören, dass von Autoren des Diakoniewerkes derzeit an einem Buch gearbeitet wird. Schreiben ist Elisabeth Stachl lustig, ebenso das Theaterspielen, und da ganz besonders das Tanzen. Und das Wichtigste sind natürlich die Liebe und die Familie, die Mama.
https://cba.fro.at/483771

3. Dezember 2020: Ich  musste coronabedingt eine Wiederholung senden – das Gespräch vom 22. Oktober mit Sr. Maria Schlackl SDS. Darin geht es um ihr Engagement gegen Gewalt an Frauen, insbesondere in der Prostitution. Was Schwester Maria zu sagen hat, passt gut in die am 25. November begonnenen, bis 10. Dezember (dem Internationalen Tag der Menschenrechte) dauernden „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“. Schwester Maria Schlackl leitet die Initiative „Aktiv gegen Menschenhandel – Aktiv für Menschenwürde in OÖ“ und ist engagiert bei SOLWODI Österreich (Solidarity with women in distress), einer von Sr. Lea Ackermann 1985 in Kenia gegründeten internationalen Organisation. Beide Initiativen setzen sich für eine Verbesserung der Situation von Frauen ein, die in ihren Heimatländern oder in Europa in eine große Notlage bis in die Prostitution geraten sind. Am 18. Oktober, dem Europäischen Tag gegen Menschenhandel, lud die oö Initiative gemeinsam mit dem Hausherrn, Intendant Hermann Schneider, ins Musiktheater Linz ein zur Benefiz-Matinee „MENSCHENWÜRDE – Du spielst eine Rolle“. Persönlichkeiten aus Kultur, Kirche und Politik setzten sich dabei aufrüttelnden Zeugnissen einer Welt aus, in der der Mensch, besonders Frauen und auch Kinder, zur Ware gemacht werden. Allen Statements gemeinsam war die Einschätzung, dass Armut eine Wurzel für ausbeuterische Systeme ist. Ausbeutung, insbesondere auch die sexuelle Ausbeutung, kann nur mit politischem Willen, entsprechenden Gesetzen und einem veränderten (sexuellen) Selbstverständnis vieler Männer zurückgedrängt werden. Schwerpunkte des Gesprächs mit Sr. Maria Schlackl sind die Ursachen des Menschenhandels bzw. der Sklaverei, wovon Schätzungen zufolge weltweit 45 Millionen Menschen betroffen sind, und wie konkrete Schritte aussehen können, diese Entwürdigung von Menschen zu stoppen. Sr. Maria Schlackl berichtet an einem Beispiel einer von ihr begleiteten Frau vom schweren Weg von Frauen heraus aus dem Sexgeschäft, zu dem sie oft gezwungen oder in das sie mit falschen Versprechungen auf ein gutes Leben gelockt werden.
https://cba.fro.at/481019

26. November 2020. Ich habe den Waldviertler Schuhfabrikanten Heini Staudinger in Schrems besucht.  Er ist nicht nur Schuh-, Leder- und Möbel-Erzeuger. Er ist ganz allgemein ein „bunter Hund“, der Abenteuer nicht scheut. So fuhr er nach der Matura mit einem Freund – beide auf Mopeds – quer durch Afrika, ist bis heute geübt in spontanen Entscheidungen und Widerstandsaktionen. Er  legt sich immer wieder mit der Politik und ausbeuterischen Systemen an, streitet für eine Stärkung der regionalen Wirtschaft, für den Kauf heimischer Produkte und gegen den immer gigantischere Ausmaße annehmenden globalen Wettlauf, wonach die Großen die Kleinen fressen. „Nie ist zu wenig, was genug ist“, zitiert er Seneca, oder – wie es seine Eltern ausdrückten, die ein kleines Geschäft führten: „Solange wir s’Auskommen haben, gibt es nix zu jammern!“ Heini erzählt über die Anfänge seiner Schuhfabrikanten-Laufbahn und kritisiert ein globales Wirtschaftssystem, das die kleinen heimischen Betriebe erdrückt. Mit viel Herzblut schildert er sein Entwicklungszusammenarbeits-Engagement in Afrika, steigt gegen die Steuerprivilegien der großen internationalen Liefer-Unternehmen auf die Barrikaden und hält nicht hinterm Berg, was ihn antreibt, freut oder zürnt.
https://cba.fro.at/479618

19. November 2020: Für die Sendung war ich – coronabedingt – nicht im Studio, sondern besuchte in Gallneukirchen Christoph Mülleder, den Gründer von „WELTANSCHAUEN“. WELTANSCHAUEN organisiert einfache, sozial-ökologische Reisen in viele Regionen dieser Welt. Die Philosophie des Reiseorganisators mit 18 spezialisierten Reisebegleitern lautet: die Welt mit ihren Schönheiten anschauen, interessanten Menschen aus der Zivilgesellschaft und aus NGOs begegnen sowie die Augen und Ohren öffnen für nicht im gängigen Tourismus-Fokus liegende Verstehens-Quellen der jeweiligen Länder. Die Reisenden hinterlassen dabei einen möglichst kleinen ökologischen Fußabdruck. Christoph nahm die HörerInnen mit dem Vehikel dieser Sendung auf einige Reisen mit – ohne Corona-Schranken. So kamen auch Menschen, die nicht mehr reisen können, an Orte, die noch nicht viele kennengelernt haben: etwa nach einer Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn in die beeindruckende Großstadt Wladiwostok oder auf das Feld und in das Haus eines Safranbauern im Iran oder in den rumänischen Karpaten in eine Öko-Herberge. Wer weltanschaulich reist, entdeckt viel Nicht-Herkömmliches und Bereicherndes. Aber auch in der Heimat kann man weltanschauen!
https://cba.fro.at/479057

5. November 2020: Diese Sendung war ein bisschen anders als die bisherigen (die alle Studiogespräche waren): Ich habe den „Lern- und Gedenkort Ried im Innkreis“ – das „Charlotte Taitl Haus“ aufgesucht. Anlass war das am 9./10. November anstehende Gedenken an die Pogromnacht 1938, als es – organisiert vom NS-Regime – zu vielen gewalttätigen Exzessen gegen Juden in Deutschland und Österreich gekommen ist. Im „Rieder Charlotte Taitl Haus“ habe ich mit dem Zeitgeschichtler des Bezirkes Ried und „Vater“ der Gedenkstätte, meinem Bruder Gottfried Gansinger, sowie dem 16jährigen Schüler Daniel Burgstaller einen Gang durch die Ausstellung ton-dokumentiert (leider nicht mit optimaler Tonqualität): Welchen Eindruck macht diese Form der Aufbereitung und Präsentation des Gedenkens an NS-Opfer, wie sie der Gedenkort gestaltet hat, auf einen jungen Menschen? Darüber hinaus bringt die Sendung viele Fakten, Daten und Nachdenk-Impulse dazu, was wir aus der Beschäftigung mit der NS-Zeit lernen können, vermittelt durch das Gespräch zwischen Daniel und Gottfried.

Wir müssen die Erinnerung pflegen


29. Oktober 2020: Mein Gesprächspartner war OA Dr. Johann Peter Zoidl, Vorstand der Palliativstation des Krankenhauses der Barmherzigen Schwestern Linz und Vorstands-Mitglied des Landesverbands Hospiz OÖ. Am Vorvortag von Allerheiligen sprachen wir über das Leben, Sterben und den Tod. Darüber, was Menschen angesichts des nahen Todes bewegt. Wie schwer (oder gut) sterben Menschen? Dr. Zoidl ist überzeugt, dass die Medizin zu einem lebenswertes Leben im Angesicht des Todes beitragen kann.
Im Sterben werden tiefe Bedürfnisse des Menschen deutlich: Nähe, nicht allein gelassen zu sein. Menschen erinnern sich an Glücksmomente, an Schönes und daran, was offen blieb, nicht gelang. Bei manchen tauchen Ängste wegen des eigenen Versagens und dessen Konsequenz auf („Strafgericht“). Im Sterben taucht das Leben auf.
Wir sprachen auch über die Möglichkeiten von Medizin und Begleitung, sterbenskranken Menschen beizustehen, Schmerzen zu lindern und die Menschenwürde bis in den Tod zu gewährleisten. Palliativmedizin braucht auch Psychologie und ist auch spirituelle Begleitung. Dr. Zoidl sagt aus der Erfahrung seines Da-Seins an den Sterbebetten so vieler Menschen: jeder Mensch ist auch ein spiritueller Mensch, ob er an Gott glaubt oder nicht. Ein junger Mann, so erzählte Dr. Zoidl, fragte: Wohin falle ich, wenn ich sterbe? Und er gab sich selbst die Antwort: „Ich falle zurück auf den Urgrund meines Lebens.“

Wir müssen die Erinnerung pflegen


22. Oktober 2020: Gast in der Sendung war die Salvatorianerinnen-Schwester Maria Schlackl. Sie leitet die Initiative „Aktiv gegen Menschenhandel – Aktiv für Menschenwürde in OÖ“ und ist engagiert bei SOLWODI Österreich (Solidarity with women in distress), einer von Sr. Lea Ackermann 1985 in Kenia gegründeten internationalen Organisation. Beide Initiativen setzen sich für eine Verbesserung der Situation von Frauen ein, die in ihren Heimatländern oder in Europa in eine große Notlage bis in die Prostitution geraten sind. Am 18. Oktober, dem Europäischen Tag gegen Menschenhandel, lud die oö Initiative gemeinsam mit dem Hausherrn, Intendant Hermann Schneider, ins Musiktheater Linz ein zur Benefiz-Matinee „MENSCHENWÜRDE – Du spielst eine Rolle“. Persönlichkeiten aus Kultur, Kirche und Politik setzten sich dabei aufrüttelnden Zeugnissen einer Welt aus, in der der Mensch, besonders Frauen und auch Kinder, zur Ware gemacht werden. Allen Statements gemeinsam war die Einschätzung, dass Armut eine Wurzel für ausbeuterische Systeme ist. Ausbeutung, insbesondere auch die sexuellen Ausbeutung, kann nur mit politischem Willen, entsprechenden Gesetzen und einem veränderten (sexuellen) Selbstverständnis vieler Männer zurückgedrängt werden. Schwerpunkte des Gesprächs mit Sr. Maria Schlackl waren die Ursachen des Menschenhandels bzw. der Sklaverei, wovon Schätzungen zufolge weltweit 45 Millionen Menschen betroffen sind, und wie konkrete Schritte aussehen können, diese Entwürdigung von Menschen zu stoppen. Sr. Maria Schlackl berichtete an einem Beispiel einer von ihr begleiteten Frau vom schweren Weg von Frauen heraus aus dem Sexgeschäft, zu dem sie oft – begleitet von falschen Versprechungen auf ein gutes Leben -gezwungen werden, und wie sehr sie jahrelang unter dem Trauma ihrer verletzten Würde leiden.
https://cba.fro.at/475681

SOLWODI: https://www.solwodi.at
Aktiv gegen Menschenhandel: https://www.facebook.com/Initiative-Aktiv-gegen-Menschenhandel-Aktiv-für-Menschenwürde-100351445008958/

15. Oktober 2020: Mein Gast war Tobias Haas von Ärzte ohne Grenzen (MSF), einer privaten Organisation, die 1999 den Friedensnobelpreis erhielt. Tobias Haas ist einer der jährlich etwa 3000 Menschen, die über MSF außerhalb ihrer Heimat in etwa 80 Ländern im Einsatz sind. MSF ist gleichsam eine Medizin gegen die Armut.
Der 34jährige Tobias Haas stammt aus Zell am Pettenfirst und lebt in Wien, wenn er nicht in fernen Ländern auf Einsatz ist. Der Absolvent des Masterstudium Pflegewissenschaft war bisher –  jeweils für mehrere Monate – in der Demokratischen Republik Kongo und in der Zentralafrikanischen Republik tätig.
Haas berichtete von der Arbeit der „Ärzte ohne Grenzen“: wo und vor allem mit welchen Zielen die Organisation wie aktiv ist? Die Einsätze sind mit Risiko, zumindest mit einem Leben weit abseits von westlichem Luxus/Standard verbunden. Was motiviert Menschen wie Tobias Haas, solche Entbehrungen und auch Risiken auf sich zu nehmen? Was sind die besonderen Eindrücke, Erfahrungen und Erlebnisse seiner beiden afrikanischen Einsätze? Wir sprachen auch darüber, wie die Corona-Pandemie die Menschen in afrikanischen Ländern trifft. Und: verändern die Erfahrungen in armen Ländern den Blick auf das Leben in Österreich?
https://cba.fro.at/475339

01. Oktober 2020: Mein Gast war Univ,-Prof. Dr. Michael Rosenberger, Moraltheologe an der Katholische Privat-Universität Linz. Kurz vor dem Gedenktag des hl. Franziskus (4. Oktober), der auch „Welttierschutztag“ ist, sprachen wir über die Beziehung Mensch – Tier. Ein Kernsatz aus dem Gespräch: Tiere haben eine Würde!
Gerade für ältere Menschen ist ein Tier oft der treueste Freund, andererseits geht die Gesellschaft vielfach brutal mit Tieren um. Tiere werden ge- und benutzt. Die Schöpfungsethik hält den Menschen aber dazu an, in den Tieren nicht nur den Nutzen zu sehen, führte Prof. Rosenberger aus. Politik, Produzenten, Handel und Konsumenten sind gefordert, den Tieren, die Teil der Schöpfung sind, die daraus begründete Würde zu geben. Massentierhaltung und Industrialisierung der Nahrungsmittelproduktion beachten diese Schöpfungslogik viel zu wenig. Möglichst billig zu produzieren und zu konsumieren, lässt die Tiere auf der Strecke bleiben. Der Weg heraus? – Weniger Fleisch essen, dafür qualitativ höherwertiges und dafür auch bereit sein, mehr zu bezahlen. -Rosenberger wies darauf hin, dass das erste Fließband in der Geschichte der Warenproduktion nicht für die Herstellung einer Sache, sondern zur Mitte des 19. Jahrhunderts in den USA in einem Schlachthof in Betrieb genommen worden ist.
Die Schöpfung ist eins und geht als eins in die Vollendung, leitet Prof Rosenberger aus Bibelstellen ab und antwortete auf die Frage, ob Tiere auch in den Himmel kommen (auch wenn wir vielen von ihnen auf Erden die Hölle bereiten), er glaube an einen Miteinander-Himmel.
https://cba.fro.at/466877

24. September 2020: Meine Gäste waren Andrea Windpassinger und Sybille Perfler-Aichinger. Die beiden Frauen arbeiten bei „VertretungsNetz“ in Linz. Die Überschrift über ihre Arbeit könnte lauten: „Im Interesse eines anderen Menschen“. Die früher vor allem unter „Sachwalterschaft“ bekannte Einrichtung bündelt mittlerweile mehrere Aufgaben: Erwachsenenvertretung, Patientenanwaltschaft sowie Bewohnervertretung. Der Verein VertretungsNetz bietet  Registrierungen  für gewählte und gesetzliche Erwachsenenvertretungen neben den Notaren und Anwälten an. Weiters werden persönliche und telefonische Beratungen  sowie Schulungen von privaten Erwachsenenvertretern angeboten. Wir sprachen über Personen, die aufgrund einer psychischen Erkrankung oder kognitiver Beeinträchtigung, ihre Angelegenheiten nicht mehr entsprechend selbst erledigen können. Im Besonderen ging es um die vier Arten der Erwachsenenvertretung – Vorsorgevollmacht, gewählte, gesetzliche und gerichtliche Erwachsenenvertretung (letztere ist am ehesten zu vergleichen mit der früheren Sachwalterschaft).  Grundlage ihrer Arbeit ist das Erwachsenenschutzgesetz (Juli 2018). Die Zahl gerichtlicher Erwachsenenvertretung ist in den letzten zwei Jahren um 17 Prozent gesunken. Das Prinzip – so lange und so viel wie möglich vor einer gerichtlich angeordneten Vertretung andere Unterstützungen auszuschöpfen (Familie, soziales Umfeld, …) wirkt, und mehr Selbstbestimmung wird ermöglicht. Ratsam ist, möglichst bald, am besten, bevor die Entscheidungsfähigkeit eingeschränkt ist, die Vertretung zu regeln (Vorsorgevollmacht).

Im Interesse eines anderen Menschen

17. September 2020: Mein Studiogast war Mümtaz Karakurt, der Geschäftsführer des Vereins migrare. Migrares oberstes Ziel ist es, die Chancengerechtigkeit von MigrantInnen und ein faires Miteinander zu fördern. Migrare – das Zentrum für MigrantInnen – hat seinen Sitz in Linz und etwa zehn Außenstellen in OÖ und Salzburg. Es besteht seit 35 Jahren. Die MitarbeiterInnen können in etwa 15 Sprachen Beratung leisten.
Einer „multikulti“-Gesellschaft stehen viele ÖsterreicherInnen skeptisch gegenüber. Statt des kulturellen Reichtums wird eine Bedrohung gesehen. Mümtaz Karakurts Antwort auf solche Skepsis ist: Menschen nicht nach ihrer Herkunft „einkasteln“, sondern danach beurteilen, was sie tun, welchen Beitrag sie für das gemeinsame Österreich leisten (können) und wie bereichernd ein Zusammenleben der Kulturen sein kann. Eine solidarische, demokratische Gesellschaft profitiert von der Vielfalt und dass sie deren Wert erkennt. 
Wir sprachen über die Situation von Zugewanderten, auch die der zweiten und dritten Generation. Wie unterscheidet sich die Lebensrealität von zugewanderten Frauen und Männern? Mit welchen Hoffnungen/welchen Zusagen sind die Menschen zu uns gekommen („Arbeitskräfte haben wir gerufen, Menschen sind gekommen!“)? Wie leben die Menschen heute, wie ist ihre soziale Situation? Wie hindernisreich ist Integration? – Integration ist keine Aufgabe der einen, zu deren Einforderung die anderen berechtigt wären. Integration ist eine beidseitige Angelegenheit. – Was bedeutet Heimat? – Heimat sei dort, wo man sich wohl fühlt, sagt Mümtaz Karakurt und weist darauf hin, dass es nicht um Einheimische und Zugewanderte geht. Zugewanderte sind oft „zweiheimisch“ oder „mehrheimisch“. –  Wir sprachen auch über den politischen Islam, die Gefahren von Rechtsradikalismus und über die gemeinsame Pflicht, sich an Regeln zu halten. –  Eine Stunde Plädoyer für mehr Respekt und gegenseitige Achtung, für ein Ende von Ausgrenzung!
https://cba.fro.at/465433

3. September 2020: Mein Studiogast war der ehemalige EU-Parlamentarier (2011 – 2019) Joe Weidenholzer.  Weidenholzer war in verschiedenen Ausschüssen des EU-Parlaments tätig (ua mit den Materien Menschenrechte, Grundrechte, und Asyl befasst), war dort auch Vizepräsident der Fraktion der Sozialdemokraten und Sozialisten (S&D). Er hat sich schon vor seiner Zeit als europäischer Abgeordneter in vielen Bereichen engagiert – in Lehre und Forschung als Universitätsprofessor (Gesellschafts- und Sozialpolitik), als Präsident der Volkshilfe Österreich und Präsident der europäischen NGO-Plattform Solidar, als Obmann des Vereins Museum Arbeitswelt Steyr, als Mitinitiator von „Land der Menschen – Aufeinander zugehen“ und als Gründungsmitglied des Vereins Schloss Hartheim. Der gebürtige Innviertler (St. Florian am Inn) lebt heute vor allem in Bad Goisern am Hallstätter See, aber auch in Linz.
Das alles fließt in das Gespräch ein, das aber einen Schwerpunkt hat: die EU und ihre großen Herausforderungen, etwa eine Politik der Solidarität. Joe Weidenholzer war vielfach – auch im Auftrag der EU – in den Krisengebieten des Nahen und Mittleren Ostens sowie in europäischen Flüchtlingslagern. Schwerpunkte seiner parlamentarischen Tätigkeit waren unter anderem die weltweite Situation der Menschenrechte und der Schutz der Grundrechte (inklusive Asyl- und Migrationsfragen). Er setzte sich unermüdlich für eine humane Flüchtlingspolitik ein. Das tut er bis heute, jetzt halt nicht mehr als europäischer Abgeordneter, aber als Privatperson, der noch immer mit Gewicht das Wort ergreift.
https://cba.fro.at/464156

27. August 2020: Mein Gast war der Haslacher Adi Hohensinn. Flüchtlinge brauchen Hilfe. Europa, vor allem auch Österreich zeigen ihnen aber die kalte Schulter. Manche Menschen und NGOs zeigen ein warmes Herz. Einer dieser Menschen ist Adi Hohensinn aus Haslach. Er ist Gast meiner Sendung. Der heute 82jährige war in seiner Berufszeit mit der VOEST, Industrieanlagenbau, viele Jahre in Ländern des arabischen Raums, insbesondere in Syrien. Die Menschen in Syrien erlebte er als tolerant und gastfreundlich, die Gesellschaft war weitgehend offen. Die Tragik der kriegerischen, terroristischen Auseinandersetzungen mit dem ungeheuren Flüchtlingselend hat ihn zu einem besonderen Helfer für Flüchtlinge aus diesen Ländern, vor allem aus Syrien, und lange vorher vorher schon aus Bosnien werden lassen. Er unterstützt bis heute Flüchtlingsfamilien und hat neben seinen drei Enkeln auch sechs „Adoptiv“-Enkerl. Wir sprechen über die Tragödie von Hass und Feindschaft, über Flucht und die Unfassbarkeit, dass Österreich und Europa den Flüchtlingen die kalte Schulter zeigt, ihnen Hilfe verweigert.

Das warme Herz und die kalte Schulter

20. August 2020: Mein Gast war die Kirchschlager Pastoralassistentin Magdalena Froschauer-Schwarz. Sie hat in der Wochenendausgabe der OÖN vom 1. August einen Kommentar über „Spielen heilt die Seele“ geschrieben. Sie nimmt dabei den spielerischen Umgang in alltäglichen Situationen in den Blick und rät, „das Kind in mir zu zeigen und zu pflegen, sich spielend auf das Gegenwärtige einzulassen.“ Wasser, Steine, Wiese, Wald, Sterne,  … alles kann uns ins Staunen bringen. Staunen wie ein Kind. Offen sein für das, was mir rundherum offen steht. Magdalena Froschauer-Schwarz hat in der Sendung auch ein paar Lieder gesungen, die sie auf der Gitarre begleitete. Frohsinn-Lieder.
https://cba.fro.at/463612

6. August 2020: Mein Gast war Stefanie Weigerstorfer BA, die Leiterin der Servicestelle Pflegende Angehörige Linz von der Caritas für Betreuung und Pflege. Es war ein Gespräch über Sorgen, Probleme, auch schöne Erfahrungen pflegender Angehöriger und über die Situation der Menschen, die sie pflegen. In Österreich sind – diese Zahlen veröffentlichte die Interessensgemeinschaft pflegender Angehöriger – etwa 950.000 Menschen auf irgendeine Weise in die Pflege und Betreuung einer/eines Angehörigen eingebunden. Den überwiegenden Anteil an diesen Hilfs-, Betreuungs- und Pflegeleistungen erbringen Familienangehörige, knapp dreiviertel von ihnen sind Frauen. – Es gibt eine Menge Gründe hinzuhören, wie es den Pflegenden geht.
https://cba.fro.at/462023

30. Juli 2020: Mein Gast war die Pilgerbegleiterin Christine Dittelbacher. Die Themen der Sendung waren die stärker werdende Pilger-„Bewegung“. Pilgern ist in. Aber was ist Pilgern? Und was steckt hinter dem Boom – welche Erfahrungen, nein „Ergehungen“, machen Pilgernde?  Wir sprachen über Pilgerwege in Österreich und in Europa.
Warum schießen die Pilgerwege geradezu aus dem Boden, aus der Wiese, aus dem Fels? Ist es denn nicht egal, wo man geht, um mit sich ins Schweigen und ins Gespräch zu kommen? Was macht eine Pilgerbegleiterin/ein Pilgerbegleiter? Was unterscheidet pilgern von weitwandern? …
https://cba.fro.at/461236

23. Juli 2020: Mein Gast war Felicitas Zehetner, akademische Gerontologin und ehrenamtliche Obfrau der MAS Alzheimerhilfe (die sie 1997 gegründet hat). Frau Zehetner hat ihren an Alzheimer/Demenz erkrankten Mann zwölf Jahre begleitet. Damals gab es keine Hilfe oder Beratung, die sie so oft herbeigesehnt hatte. Aus dieser Erfahrung gründete sie 1995 die erste Selbsthilfegruppe für Angehörige von Menschen mit Demenz und zwei Jahre später die MAS Alzheimerhilfe. Sie ist mehrfach ausgezeichnet, unter anderem bekam sie im Jahr 2000 den Solidaritätspreis der KirchenZeitung. Heute blickt Frau Zehetner auf etwa 25 Jahre Engagement für Alzheimer/Demenz-Erkrankte bzw. deren Angehörige zurück. Sie schöpft aus einem reichen Erfahrungsschatz, von dem viele Betroffene profitieren können. Wir sprachen darüber, wie wichtig eine Diagnose ist und dass die Angehörigen wie die Erkrankten Hilfe in Anspruch nehmen (können). Ein Hilfsangebot sind die Demenz-Servicestellen von MAS und die Paar-Urlaube, die die MAS Alzheimerhilfe organisiert und betreut (https://alzheimer-hilfe.at/). Wir sprachen auch über Erscheinungsbilder von Demenz-Erkrankungen und was Angehörige tun können.
https://cba.fro.at/460654

16. Juli 2020 Mein Gast war Michi Haunold von der Caritas OÖ zum Thema „die Gesichter der Not“. Viele wollen die Gesichter der Not lieber nicht sehen. Michi Haunold von der Caritas – sie leitet dort die Abteilung Beratung und Hilfe – aber meint, es ist wichtig, der Not ins Gesicht zu schauen und sich davon berühren zu lassen.
Jahrelang war Michi Haunold besonders für obdachlose Menschen im Rahmen der Caritas tätig. – Das Gespräch nimmt Menschen am Rand in den Blick, zeigt auf, welche Probleme sie haben und welche Hilfen es gibt. Zur Sprache kommen Armut, Armutsgefährdung, Armutsgründe, Obdachlosigkeit, … und ob bzw. wie die Corona-Krise die Not verschärft hat.

https://cba.fro.at/460310

2. Juli 2020: Mein Gast war Christiane Sauer; sie ist Ansprechperson der unabhängigen Ombudsstelle der Diözese Linz für Menschen, die betroffen sind von Gewalt und sexuellem Missbrauch in Einrichtungen der katholischen Kirche sowie für Angehörige der Missbrauchsopfer. Wir sprachen über die Arbeit der Ombudsstelle, darüber wer die Opfer und wer die Täter sind, wie Täter die Tat anbahnen. Wir kamen auch auf die Folgen für die Opfer zu sprechen und darauf, wie Opfer es erleben, wenn ihnen nicht geglaubt wird oder die Institution, in der sie der Gewalt/dem Missbrauch ausgesetzt waren, versucht, das Geschehene zu vertuschen: Die Opfer erfahren dadurch eine weitere Gewalt.
Die Ombudsstelle der Diözese Linz ist erreichbar unter der Telefonnummer: 0676 8776 5525
https://cba.fro.at/458804

25. Juni 2020: Mein Gast war Willi Molterer, Geschäftsführender Direktor des Europäischen Fonds für strategische Investitionen (EFSI). Mit ihm, dem gebürtigen Steyrer, der schon seit früher Jugend seine oö. Heimat in Sierning hat, sprach ich über den Europäischen Investitionsfonds und die Europäische Investitionsbank, die Bank der EU: Was sind ihre Aufgaben, wie arbeiten EIB und EFSI? Es ging um Europa, um europäischen Zusammenhalt versus nationalstaatliche Eigenwege, um Finanzierungen von großen und kleinen Projekten sowie um die Ziele Nachhaltigkeit und Klimapolitik.
https://cba.fro.at/456648

18. Juni 2020: Mein Gast war Christian Schörkhuber, Geschäftsführer der Volkshilfe Flüchtlings- und MigrantInnenbetreuung. Aus Anlass des „Internationalen Tags der Flüchtlinge“ sprachen wir über Österreichs Asyl-Politik und das Schicksal von Flüchtlingen.
https://cba.fro.at/457331

4. Juni 2020: Mein Gast war Hans Ollmann, GF von Bioschwein Austria, Bad Leonfelden. Er ist von Beginn seines Arbeitslebens mit bio und Bio-Landbau verbunden. Wir sprachen über Lebensmittelkonsum, Fleischverzehr und die Frage bio oder regional.
https://cba.fro.at/453268

28. Mai 2020. Zu Gast bei einem Hirsch mit drei Werkzeugen!
Otto Hirsch – Pfadfinder, der viele Pfade zu Armen gefunden hat – ist mein Gesprächspartner in der Sendung. Nicht er war im Studio zu Gast, ich war Gast im Haus von Otto und Vera Hirsch. –
Hirn, Hand und Herz, das sind – laut seiner eigenen Aussage – die Werkzeuge, mit denen der jetzt 61jährige Linzer Unternehmer Otto Hirsch seit 30 Jahren eine enorme Anzahl von Sozialprojekten in Krisenregionen dieser Welt initiiert, aufgebaut und in gute Hände übergeben hat. So zog er eine Spur der menschlichen Entwüstung von Rumänien über Kroatien, Bosnien, Afghanistan und Kenia nach Griechenland.
https://cba.fro.at/454847

21. Mai 2020. Zu Gast war Martin Kranzl-Greinecker. Er ist seit etwa 20 Jahren ein „Gedenkarbeiter“. So holt er aus der Vergessenheit zum Beispiel das Schicksal von Kindern von Zwangsarbeiterinnen, die in der NS-Zeit in Oberösterreich zur Sklavenarbeit gezwungen wurden. Bekamen sie Kinder, wurden ihnen diese weggenommen – die Mütter mussten gleich wieder arbeiten – die Babys sind in Kinderheime gekommen. Dort kamen viele von ihnen zu Tode; schlecht versorgt und ohne dass sich jemand wirklich um sie gekümmert hätte. Darüber und im besonderen über die „Kinder von Etzelsdorf“ (eine Ortschaft am Rande von Pichl bei Wels) erzählt Martin Kranzl Greinecker in der Sendung. Auch über seine Arbeit im Mauthausen-Komitee und sein Engagement gegen rechtsradikale Positionen, das er schon als Redakteur bei der KirchenZeitung begonnen hat. Eine besondere Achtsamkeit widmet er auch dem KZ-Nebenlager Gunskirchen. Gedenken ist für Martin Kranzl-Greinecker eine wichtige Aufgabe, die auch in die heutige Gesellschaft hineinwirken muss.
https://cba.fro.at/453675

Während der Corona-Krise musste ich fast durchwegs auf Wiederholungen zurückgreifen, im Studio war keine Produktion möglich und auch außerhalb waren erschwerte Bedingungen, Sendungen aufzunehmen.

26. März 2020. Zu Gast ist der Linzer Markus Holzer bei Ernst Gansinger. Das Gespräch dreht sich um Europa. Holzer war 24 Jahre lang in Brüssel tätig, dem Zentrum der EU, und kennt die Europäische Union von der Innensicht eines mitgestaltenden Beamten – zunächst für Österreich, dann für die Europäische Kommission. Die Sendung wurde (coronabedingt) am 30. April wiederholt.
https://cba.fro.at/445274

19. März 2020. Wegen der Maßnahmen zur Eindämmung der Verbreitung des Corona-Virus‘ konnte die geplante Sendung nicht ausgestrahlt werden. Daher wiederholten wir die Sendung vom 5. März mit Prim. Kurosch Yazdi
https://cba.fro.at/446184

5. März 2020. Gast: Prim. Dr. Kurosch Yazdi, Klinik für Psychiatrie mit Schwerpunkt Suchtmedizin, Kepler Universitätsklinikum
https://cba.fro.at/445274

27. Februar 2020. Gäste: Gerda Mühlegger und Adelheid Wolf von EXIT-sozial, Thema: Hilfe bei psychischer Not. Die Sendung wurde am 23. April wiederholt.
https://cba.fro.at/444742

20. Februar 2020. Gäste: Werner und Gerlinde Rohrhofer,
Satirisches zum Faschings-Höhepunkt
https://cba.fro.at/443721

6. Februar 2020. Gast: Primar und Leiter des Instituts für Sinnes- und Sprachneurologie  Johannes Fellinger. Die Sendung wurde am 16. April wiederholt.
https://cba.fro.at/441973

16. Jänner 2020. Gäste: Schauspielerin Bettina Buchholz und Regisseur Johannes Neuhauser über Etty Hillesum, Harry Merl, Jehuda Bacon und ihre anderen Theater-Projekte
https://cba.fro.at/442065

19. Dezember 2019. Gast: Silvia Breitwieser, Telefonseelsorge
https://cba.fro.at/442245

Buch mit Themen, die mich 2016 beschäftigten und weiterwirken

 

 

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Ich lade Sie / Euch ein, mir Gedanken zu den Texten im Buch (Zitate daraus siehe weiter unten) zu schreiben: ernst.gansinger@gmail.com

 

Ernster Adventkalender 2019

Bis Weihnachten veröffentliche ich auch auf meiner Webseite meine täglichen „Adventtürchen“. Ich verbinde damit den Wunsch, dass Du Dich in den kommenden 24 Tagen nicht – fortlaufend – schleunigen musst, sondern – in Dir bleibend – entschleunigen kannst!

 

17. Türchen, 17. Dezember
Stille. In der Stille kann der Mensch zu sich kommen, in der Einsamkeit droht er, sich zu verlieren.

16. Türchen, 16. Dezember
Gold. Deuten ist Silber, Verstehen ist Gold. Liebende Menschen sind Goldschmiede.

15. Türchen, 15. Dezember, 3. Adventsonntag, Sonntag Gaudete: Freut Euch!
Freude. Zum Großmut kommt die Freude gerne auf Besuch, um die Gier macht sie einen Bogen.

Und ein Extratürchen für  KirchgängerInnen:
Frohe Botschaft. Schaut in unsere Gottesdienste! – Wie froh muss eine Botschaft eigentlich sein, damit wir unsere Freude auch zeigen?

14. Türchen, 14. Dezember
Vernunftbegabt. Menschen verstehen viel, doch wenige. – Denn e t w a s  zu verstehen, ist eine Frage des Verstandes; j e m a n d e n  zu verstehen, eine des Gefühls. – Vielleicht aber wären viele auch gefühlbegabt. Doch ihre Begabung wird kaum gefördert.

13. Türchen, 13. Dezember, Namenstag von Luzia „die Leuchtende“
Beleuchten. Die meisten Scheinwerfer der öffentlichen Aufmerksamkeit leuchten das Schlimme aus. Für das Gute stehen nur wenig Scheinwerfer zur Verfügung.

12 Türchen, 12. Dezember
Ansehen. Der Vollmundige will, indem er spricht, Ansehen erlangen. Der Vollohrige gibt, indem er zuhört, anderen Ansehen.

11 Türchen, 11. Dezember
Kostbar. Greifbar, vorstellbar, absetzbar … machbar also. – Kostbares aber ist nicht machbar. Das macht es so kostbar.

10. Türchen, 10. Dezember, Tag der Menschenrechte
Recht geschehen. Wenn Menschen recht geschieht, geschieht ihnen oft nicht Recht.
9. Türchen, 9. Dezember
Klima-Bedrohung. Es ist bekannt: Fernreisen bedrohen das Klima. Es wird aber nur wenig bedacht: viele Nahreisen vergiften es – die Nahreisen verächtlicher Worte.

8. Türchen, 8. Dezember, Marien-Feiertag
Entriegeln. Mit jedem Riegel, den wir zwischen uns abreißen, kann der Himmel näher kommen.

7. Türchen, 7. Dezember
Gut aufgestellt. „Wir sind gut aufgestellt!“ – Das können wir oft hören. – „Wir stellen uns gut an!“ – Haben wir das schon einmal gehört?

6. Türchen, 6. Dezember, Nikolo-Tag
Wandlung. Liebe wandelt trennendes Anderes in ergänzendes Besonderes.

5. Türchen, 5. Dezember
Schweigen. In der lärmend banalen Aufgeregtheit fällt das Schweigen über erschütternd Aufregendes nicht auf.

4. Türchen, 4. Dezember, Tag der hl. Barbara (mit dem Brauch der Barbarazweige)
Blühen. Zum Aufblühen braucht es das Licht des Zutrauens.

3. Türchen, 3. Dezember
Eingepanzert Wer könnte mich wärmen, wenn ich mir einen Panzer angelegt habe?
2. Türchen, 2. Dezember
Gleichgewicht. Wenn Menschen immer hinunter schlucken, was sie belastet, stopfen sie in sich hinein, bis sie übergewichtig das Gleichgewicht verlieren.
1. Türchen, 1. Adventsonntag, 1. Dezember
Anlachen. Der eilige Mensch hat keine Zeit; so viele Ziele lachen ihn an. Der Voreilige hat gar keine Zeit; so viele Ziele könnten ihn anlachen. Die Weilige hat Zeit – zum Anlachen.

 

Rettendes zu Weihnachten (2018)

Der Retter ist geboren!
Seine Schwäche feiern wir:
Eine mieselsüchtige Unterkunft –
ein ordentliches Quartier gibt es nicht für ihn –
kaum jemand nimmt Notiz,
es sind nur Hirten – Randexistenzen der Gesellschaft –
die Zentraleminenzen kommen viel später.

Noch heute ist er in mieselsüchtiger Umgebung.
Quartier bekommt er oft nur bei Menschen in Not.
Die flunkernde Welt nimmt wenig Notiz von ihm.
Wer Stärke sucht,
den irritiert Schwäche.
Im Zentrum ist die Irritation gering,
man sieht ja die Ränder nicht.

Gott ohne Macht, das ist eine Kern-Botschaft –
weit über Weihnachten hinaus. –
Sie birgt den Keim radikaler Veränderung,
gibt den Schwachen Würde, hebt sie über die Eminenzen.
Das Heilende braucht nicht Stärke.
Wir müssen uns nicht retten,
wir müssen nur Gott in uns retten.

Dazu ein paar Zeilen des Sonntagmorgengebetes (12. Juli 1942) aus dem Tagebuch von Etty Hillesum:

Es sind schlimme Zeiten, mein Gott.
Ich verspreche dir etwas, Gott, nur eine Kleinigkeit: Ich will meine Sorgen um die Zukunft nicht als beschwerende Gewichte an den jeweiligen Tag hängen, aber dazu braucht man eine gewisse Übung. Jeder Tag ist für sich selbst genug. Ich will dir helfen, Gott, dass du mich nicht verlässt, aber ich kann mich von vornherein für nichts verbürgen. Nur dies eine wird mir immer deutlicher: dass du uns nicht helfen kannst, sondern dass wir dir helfen müssen, und dadurch helfen wir uns letzten Endes selbst …
dass wir dir helfen müssen und deinen Wohnsitz in unserem Inneren bis zum Letzten verteidigen müssen …

In diesem Sinn wünsche ich uns allen eine rettende Gesinnung – zu Weihnachten und für die kommende Zeit!
Ernst Gansinger

 

Ernster Adventkalender 2018

Auch im heurigen Advent öffne ich hier täglich ein Text-Türchen –
knappe adventliche Anstö
ße

23. und letztes Türchen, Hl. Abend, 24. Dezember
Berührt unberührt. Alle Jahre berührt uns der armselig Mensch-Gewordene, das Kind in der Krippe. Und dann? – Streben wir weiter nach einem reichseligen Leben.

22. Türchen, 4. Adventsonntag, 23. Dezember
Leben in Fülle. Menschen sehnen sich nach einem Leben in Fülle und füllen das Leben mit tausend Dingen an, sodass die Fülle keinen Platz mehr hat.

21. Türchen, 22. Dezember
Leisten. Die reiche Gesellschaft leistet sich viel – sogar die Armut in ihr.

20. Türchen, 21. Dezember, Winterbeginn
Gehen. „Wie geht‘s dir denn?“ und „Ich muss wieder gehen!“ – Die Frage am Beginn einer Begegnung und der oft bald darauf folgende Hinweis, das Gespräch wieder beenden zu müssen, tragen den gleichen Schuh. Es ist ein Laufschuh.

19. Türchen, 20. Dezember
(V)erinnern. Wenn sich das Gedächtnis an ein gutes Gespräch längst nicht mehr gut erinnert, hat es das Gefühl gut verinnert.

18. Türchen, 19. Dezember
Zu. Vielen fällt es leichter zu schauen, als zu hören. Das gilt besonders, wenn sich das Schauen und das Hören an das Wort „zu“ anhängenzuschauen, zuhören.

17. Türchen, 18. Dezember
Teilen. Würde alles geredet, was auf elektronischem Weg mitgeteilt und geteilt wird, wäre auf dieser unendlich geteilten Welt ein ungeteilter Höllenlärm.

16. Türchen, 17. Dezember
Wüste. Manche Menschen führen ein tristes Wüstenleben. Sie sind Verirrte in  einer seelischen Wüste. – Fallen die Rufe aus der Oase vernehmbar aus?

15. Türchen, 3. Adventsonntag, Sonntag Gaudete „Freuet Euch!“, 16. Dezember
Freude. Die Freude kennt keinen Geiz; sie wächst an der Mitfreude anderer.

14. Türchen, 15. Dezember
Pferd oder Mut.Wer die Wahrheit sagen will, braucht ein schnelles Pferd!“ – So weiß es ein mongolisches Sprichwort. – Es ginge aber auch ohne Pferd: mit Mut!

 

13. Türchen, 14. Dezember
Lauter. Ein lauter Mensch kann sich Sprachbreschen schlagen. Ein lauterer Mensch springt in die Bresche, wenn diese in die Mauer des Anstands geschlagen ist.

12. Türchen, 13. Dezember, Luzia
Scheinwerfer. Wer auf andere den Scheinwerfer richtet, ist im blendenden Versteck, aus dem sich leicht richten lässt.

11. Türchen, 12. Dezember
Zeihen. Sind wir nicht oft wie Windhunde beim Zeihen und lahme Enten im Verzeihen?

10. Türchen, 11. Dezember
Zustehen. Was mir zusteht, ist nicht so bedeutend. Wozu ich stehe, ist bedeutender. Noch viel wichtiger ist, dass jemand zu mir steht.

9. Türchen, 10. Dezember, Tag der Menschenrechte
Schwäche. Es braucht auch ein Menschenrecht auf Schwäche. 

8. Türchen, 2. Adventsonntag, 9. Dezember
Verstanden sein. Verstanden wird man nicht mit dem Verstand.

7. Türchen, 8. Dezember, Marien-Feiertag, für viele der Einkaufstag
Einkauf. Es heißt einkaufen, aber viele haben es zum Hundertkaufen entwickelt.

6. Türchen, 7. Dezember
Ruhe.  Wir wollen in Ruhe gelassen werden, und bedenken nicht, dass wir gar nicht in Ruhe sind.

5. Türchen, 6. Dezember, Nikolo
Schenken. Mit jedem Geschenk erzählen wir viel über uns.

4. Türchen, 5. Dezember
Zeit haben. Kann es sein, dass viele deswegen so wenig Zeit haben, weil sie diese totgeschlagen haben?

3. Türchen, 4. Dezember, Barbara
Wärme. Wir schenken kahlen Zweigen Wärme, weil wir wissen, dass sie dadurch aufblühen können. – Das kann auch bei Menschen funktionieren!

2. Türchen, 3. Dezember
Aufhören. Wenn wir aufhören, aufeinander zu hören, hört sich alles auf.

1. Türchen, 2. Dezember, 1. Adventsonntag
Warten. Das Warten ist reich. Es hat zum Beispiel eine Bank, einen Saal, ein Häuschen, sogar eine eigene Zeit. Doch nicht viele lockt dieser Reichtum.

 

Ernster Adventkalender 2017

Auch im heurigen Advent öffne ich hier täglich ein Text-Türchen –
knappe adventliche Anstö
ße

22. Türchen, 24.12., 4. Adventsonntag, der zum Heiligen Abend wird
Heilen. Ein wehrloses Kind soll der Welt Heil bringen? – Die streitbaren Großen haben schon tausendfach Unheil gebracht!
21. Türchen, 23. 12.
Schenken. Je mehr sich ein Mensch selbst heraushält, desto eher stopft er das entstehende Loch mit Geschenken.
20. Türchen, 22. 12.
Türme.
Wir kennen Aussichtstürme, aber keinen einzigen Einsichtsturm.
19. Türchen, 21. 12., Winterbeginn
Solidarität. Solidarität ist Glühwein bei sozialem Frost.
 
18. Türchen, 20. 12.
Warten. Warten ist wortverwandt mit der Warte, dem Ausguck. Mit Einguck – der Schau nach innen – ist „warten“ nicht verwandt.
17. Türchen, 19. 12.
Nicht fürchten. Die Menschenkennerin Bibel ermutigt 366 mal: fürchte dich nicht! – Furcht kapselt das Vertraute ein, Vertrauen ermöglicht Neuem, vertraut zu werden. 

16. Türchen, 18. 12.
Ziele. Überall kommen wir hin, nur kaum noch zu uns.

15. Türchen, 17. 12., 3. Adventsonntag
Stille. Zwischenmenschliche Funkstille taucht im Lärm der stillsten Zeit unter.

14. Türchen, 16. 12.
Geben. Vorgeben fällt leichter als nachgeben.

13. Türchen, 15. 12.
Schweigen. Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. – Geht es um Mut, haben wir uns schon eine Schatzkammer erschwiegen.

12. Türchen, 14. 12.
Vollmundig. Mit vollem Mund spricht man nicht, sagt der gute Ton. Vollmundigen aber geht es um den lauten Ton.

11. Türchen, 13. 12., Gedenktag der hl. Luzia
Licht. Die Lichtflut erhellt die Auslagen, aber nicht unsere Innenlagen.

10. Türchen, 12. 12.
Schein. Hinter dem grellen Licht des Scheinbaren ist das Unscheinbare verborgen.

9. Türchen, 11. 12.
Hetzen. Es wird so viel gehetzt. Selbst auf Weihnachten zu hetzen Menschen – und vergehen sich so am Fest.

8. Türchen, 10. 12., 2. Adventsonntag
Umkehr. Zum Umkehren müssen wir vom Gas steigen.

7. Türchen, 9. 12., am Vorabend des Tages der Menschenrechte
Aufreißen und dicht machen. O Heiland, reiß die Himmel auf; auf Erden machen wir dann dicht. Reiß ab, wo Schloss und Riegel für; und Zäune hier errichten wir.

6. Türchen, 8. 12., Feiertag, den viele als Einkaufstag nutzen
Konsequenz. Der Wein aus Südafrika, die Äpfel aus Chile, die Schuhe aus China … der Jammer aus der Region.

5. Türchen, 7. 12.
Miteinander. Jeder und jede ist anders. – Es könnte ein gutes miteinanderes Leben sein.

4. Türchen, 6. 12., Nikolo-Tag
Verschenken. Mancher meint, er hätte nichts zu verschenken. – Nicht einmal Aufmerksamkeit?

3. Türchen, 5. 12.
Dahinter. Hinter den Zäunen und Mauern taumelt das Glück der Abgeschiedenheit leicht ins Unglück der Einsamkeit.

2. Türchen, 4. 12., Tag der hl. Barbara, die – so die Legende – einen verdorrten Zweig wieder blühen ließ..
Aufblühen. Zuwendung ist der Dung, der Menschen zum Blühen bringt.

1. Türchen, 3. 12., 1. Adventsonntag
Erwarten. Menschen erwarten viel und können’s nicht erwarten.

 

Weihnachten 2016

Der Zwiespalt von Weihachten

Glaubende rühmen Gott, der sich klein und schwach macht,
und wollen selber groß und stark sein.

Glaubende besingen die stille, ruhige Nacht
und bleiben in der Lärmwelt, hetzen bis zum Schluss.

Glaubende loben die Hirten, die sich als erste auf den Weg machen,
und bleiben in ihren Schutzräumen.

Glaubende sind ergriffen von der Ermunterung „fürchtet euch nicht“
und werden immer ängstlicher zu verlieren.

Glaubende hören von den Engeln
und erkennen sie mitten unter ihnen nicht.

Glaubende feiern die Menschwerdung
und leben sie nicht.

Ich wünsche Euch eine glaubensstarke Weihnachtszeit: Mut zur Kleinheit und zur Schwäche, Gelassenheit und Ruhe, ein Herz zum Verlassen der Schutzräume, weniger Angst, den Sinn für Engeln mitten unter uns und den Mut zum Leben und Lieben, zur Menschwerdung.

Ernst

Ernster Adventkalender 2016

Im Advent öffne ich hier jeden Tag ein Text-Türchen: knappe adventliche Anstöße

28. und letztes Türchen, Samstag, 24. Dezember
Aufbrechen.  Fürchtet euch nicht! – Diese Engelsbotschaft kann uns allen Mut machen aufzubrechen … unseren Panzer aufzubrechen.
27. Türchen, Freitag, 23. Dezember
Putzen. Christbäume werden aufgeputzt, die Wohnungen geputzt, Menschen putzen sich heraus. – Dass wir  uns nicht am Eigentlichen vorbeiputzen!

26. Türchen, Donnerstag, 22. Dezember
Zuwendung.  Ganz oben auf der Zuwendungs-Leiter: ich bin bei dir!  Darunter: ich schreib Dir. Dann: ich ruf Dich an. Und zuletzt: ich denk an Dich. – Zuwendung ist keine Denkaufgabe. Viele aber müssen sie sich denken.

25. Türchen, Mittwoch, 21. 12., Namenstag des „ungläubigen“ Thomas (vor der Liturgiereform, dann wurde es der 3. Juli)
Zweifel.  Die Ungläubigkeit der Zweifelnden regt an; die Gläubigkeit der Zweifellosen regt auf; sie sind Ich-Glaubende.

24. Türchen, Dienstag, 20. 12.
Verlassen.  „Darauf kann ich mich verlassen, dass ich am Heiligen Abend verlassen bin“, klagt ein einsamer Mensch. – Es ist die Verlassenschaft einer ausgelassenen Gesellschaft, die sich auf nichts einlässt.

23. Türchen, Montag, 19. 12.
Konsum. In der Konsum-Gesellschaft ist Konsum-Enthaltung verpönt … außer man konsumiert Enthaltung.

22. Türchen, Sonntag, 18. 12., 4. Adventsonntag
Munden.  Was uns schmeckt, mundet uns. Es ist seltsam: Für den Gefallen des Ohrs und des Auges gibt es kein ähnlich abgeleitetes Wort: Nichts ohrt uns, nichts augt uns. – Es käm‘ doch so vieles dafür in Frage!

 21- Türchen, Samstag, 17. Dezember 
Sehen.  Das Fernsehen hat dem Nahsehen das Nachsehen gegeben. Gesehen wird, was fern ist. Der ganzen Welt rücken wir nahe, nur nicht der nahen.
 20. Türchen, Freitag, 16. Dezember

Hören. Wem gehörst du denn? – So werden kleine Kinder gefragt. – Es heißt: Auf wen hörst du, wem vertraust du? Kinder wissen darauf eine Antwort. Und Erwachsene?

 

19. Türchen, Donnerstag, 15. 12.
Wie geht’s dir denn? Die Frage ist schnell gestellt. Eine Antwort zu erwarten ­- dafür fehlt oft die Zeit. Uns geht’s nicht mehr, uns eilt’s.

18. Türchen, Mittwoch, 14. 12.
Keine Zeit. Das Viele aufzählend, was er noch alles tun muss,  entschuldigt ein Mensch, keine Zeit zu haben. – Woher nimmt er eigentlich die Zeit für das Viele?
 17. Türchen, Dienstag, 13. 12., Luzia
Licht. Wer ins Licht schaut, sieht nicht dahinter. – Tausende Lichter, mit denen wir den äußeren Advent schmücken, schirmen manch dunklen inneren Advent ab.

16. Türchen, Montag, 12. 12.

Advent. Es ist immer weniger Advent und immer mehr Event.
15. Türchen, So, 11. 12., 3. Adventsonntag, Sonntag Gaudete – freut euch!
Freude. An der Lärmwand der Gaudi scheuert sich die Freude wund.
14. Türchen, Samstag, 10. 12., Tag der Menschenrechte, Advent-Halbzeit
Recht.  Weit hat es das Recht gebracht: Mir ist alles recht, sagt einer, und meint, es sei ihm egal.

13. Türchen, Freitag, 9. 12.
Kosten.  Menschen stürzen sich in hohe Kosten, um das Leben zu kosten. Doch kosten und Kosten stehen in keiner Beziehung.  Ein Verwandter von „kosten“ hingegen ist der Gusto. Lebensappetit ist nicht kaufbar, aber kostbar.

12. Türchen, Donnerstag, 8. 12.,Feiertag, für viele ein Einkaufstag
Kaufen.  Der Gabentisch am Heiligen Abend wird vielfach zum Tisch der Verausgabung.

11. Türchen, Mittwoch, 7. 12.
Takt.  Zum Walzertanzen braucht es Takt, sagte Van der Bellen in einer ersten Rede zu seinen Vorhaben als Bundespräsident. Zu ergänzen wäre: es braucht im ganzen Stammtisch-Land Taktschulen.

10. Türchen, Dienstag, 6. 12. 2016, Nikolotag
Schenken.  Was haben wir aus dem Schenken gemacht! – „Geschenkt!“ meint: ist nicht der Rede wert. „Das schenk ich mir“ bedeutet: das mach ich nicht. Einem wird nichts geschenkt außer Härte und einem anderen wird kräftig eingeschenkt.

9. Türchen, Montag, 5. 12. 2016
Erwarten.  Wir erwarten uns so viel und können es kaum erwarten.

8. Türchen, 2. Adventsonntag, Barbara, Tag der BP-Wahl, 4.12.
Stimmen. Wenn wir die Stimme gegen Unstimmiges nicht erheben, schaffen wir eine verstimmte Gesellschaft.

7. Türchen, Samstag, 3.12.
Kleinlaut.
 Kleinlaut wünsche ich uns mehr Kleinlaute! Während sie sich verhalten ausdrücken, sind Großmäuler anhaltend von sich beeindruckt.

6. Türchen, Freitag, 2.12.
Mut.
 Du brauchst mehr Mut,  spottete der Hochmut  über den Kleinmut.
Der nahm allen Unmut zusammen und sagte: Ja, Demut!
 

5. Türchen, Donnerstag, 1.12.
Verloren. Hier irrt die Sprache: „in Gedanken verloren“.  – Man findet sich in Gedanken. Ich wünsch uns eine große „Gedanken-Verlorenheit“.

4. Türchen, Mittwoch, 30. 11.
Besuch. Ich habe mich besucht. Ich habe Zeit mit mir verbracht.

3. Türchen, Dienstag, 29. 11
Stillen. Menschen wollen ihre Sehnsüchte stillen, machen aber das Gegenteil: sie lärmen sie.

2. Türchen, Montag, 28. 11.
Worte.  Der Mensch möchte beantwortet sein, wird aber bewortet.

1. Türchen, Erster Adventsonntag, 27. 11. 2016
Adventalarm. Lärm und Alarm  haben gemeinsame italienische Urgroßeltern: „alle arme!“ (zu den Waffen!) – Im Advent lärmt die Geldwaffe besonders.

 

Zitate aus den Texten des Buches
„Das Zeitliche segnen“               

Der fehlende Selbstzweifel in „Zweifellos“
„Der Mensch neigt dazu, sich als Maß zu nehmen, seinen Horizont als den für alle gewünschten Horizont zu erkennen. An diesem Maß und von diesem Horizont her wird die Welt gedeutet und verstanden: Meins ist richtig, Deins nur dann, wenn es ist wie meins. Es ist eine einfache Schnur, die durch das Leben führt. Ein Absperrband, das meinen Denkbezirk frei hält von Denkeintritten aus den umliegenden Bezirken.“

Tierliebe in „Der Hund des Königs“
“ Im Schreiben wurde mir immer deutlicher bewusst, wie groß das Vorbild Tier für den großen Mangel unserer Zeit sein kann: Beziehung.“

 Nicht heraushalten! in „Den Worten nachgehen“
„Ich verstehe für mich: Christsein ist unmöglich im unschuldigen Raum möglich. Es fordert mich mitunter auf, „schuldig“ zu werden.“

Die Haltung den Flüchtlingen gegenüber in „Der Fremde, ein Feind“
„Wie ein Wort – ‚Willkommen!‘ – so in Verruf kommen, so unwillkommen werden kann! Noch dazu ein Wort, das einen Wert vorstellt, von dem man sich verabschieden will, ohne ihn je wirklich als Gesamtgesellschaft praktiziert zu haben! Nun aber ist der Wert in Grund und Boden gestampft. Fortan soll es keine Kultur mehr sein, Fremde willkommen zu heißen. In uns stecken halt doch ein Indogermane und das Altertum, steckt das Gefühl, das Griechen und Römer in ein gemeinsames Wort für Gast und Feind gossen. Eben noch Gast, dann Feind, oder auch umgekehrt.“

Zuschauen und Alles-Kommentieren in „Teilnehmen statt Anteil nehmen“
„Die zur Teilnahme-Gesellschaft gewordene Medien-Muppet-Show hat die Anteilnahme verlernt. Vom Balkon der Heraushaltung werden Bilder vermeintlicher Ideale hochgehalten. Brot und Spiele verlangen Statler und Waldorf, koste es, was es wolle – bei den anderen … Zur Anteilnahme sind die Menschen am Boulevard der Adabeis nicht mehr fähig. Anteilnahme verkümmert zur bloßen Teilnahme am Marathon der vielen Sensationen oder zu Sensationen aufgemascherlten Ereignissen.“

Der Stammtisch in „Ihr Recht geht vom Volk aus“
„Der Stammtisch ist längst nicht nur ein Tisch, ein Ort, an dem sich die kollektiv am gleichen Meinungsstrang Ziehenden treffen, sich gegenseitig bestätigen, Themen aufschaukeln, Haltungen würdigen oder kreuzigen. Er ist nicht nur ein Tisch, an dem die Tischgesellschaft das Rote Meer der Meinungen teilt – links die guten, rechts die verdammten – und so nasser Zunge durch Vorurteile und Gerüchte in die Wüste unverrückbarer Meinungen eilt. Der Stammtisch ist überall, überall, wo seichtes Wasser ist, das sich leicht aufstauen lässt. Staumaterial liefern Medien vor allem damit, was sie an Fragezeichen zu Rufzeichen verbiegen. Dazu kommen Postings von Mediennutzer/innen, die ihre Rufzeichen zu Pfeilen spitzen, Einträge in social media, Entrüstungen in der Straßenbahn und beim Kaffeekränzchen, Liegewiesen-Welterklärungen und vieles mehr. Stammtisch ist überall dort, wo die „Volksseele“ kocht, alles verkocht, faschiert, filetiert, paniert, erhitzt, gardampft, was ihr gerade unterkommt.“

Der Umgang mit Außenseitern und Gestrandeten in „Der Liegende, an dem vielen nichts liegt“
„Heimat bedeutet: Nicht links liegen gelassen zu werden, eingehängt, gestützt zu sein, von sich reden zu können, von den Wünschen, Ängsten und Hoffnungen, Sinn und Platz zu haben, dazu zu gehören, sich wenigstens ein bisschen auch wohl zu fühlen. Solange diese Welt nicht für alle in diesem Sinn eine Heimat ist – und davon ist sie weit entfernt – solange müssen die Beheimateten unruhig wegen der vielen Heimatlosen sein. Unruhig auch über das Links-liegen-Lassen so vieler Außenseiter.“

Die Gier nach Sensationen in „Hoppala, so viele Superlas“
„Unsere Zeit ist süchtig nach Superlativen. Im weltweiten Surfnetz wird die Sucht optimal bedient. Gewöhnliches wird ins Gewöhnlichste gesteigert. Dann wird es als bestes, größtes, kleinstes, ältestes, jüngstes, häufigstes, seltenstes, schrecklichstes, gefährlichstes, schlimmstes, harmlosestes, dümmstes, g’scheitestes, unsinnigstes, sinnvollstes … Irgendwas der Neugierde präsentiert.“

Die Kälte der Mindestsicherungsdiskussion in „Was braucht der Mensch zum Leben?“
„Wie viel Geld braucht man, um sich durchs Leben schlagen zu können? Das ist eine schwierige Frage. Aber die österreichische Politik hat zumindest eine relative Antwort darauf: ein Flüchtling kommt mit weniger aus als ein Dasiger.“

Die Geschichte als Erinnerungs-Aufgabe in „Zwei sehr unterschiedliche Wahrzeichen“, ein Text zu Zettwing/Cetviny
„Erinnern ist vor allem eine gemeinschaftliche Aufgabe. Aus dem gemeinschaftlichen Erinnern wird das Versöhnen möglich, das weit über das Sich-damit-Abfinden hinausführt. Alle Anstrengung ins Ermöglichen von Erinnern ist ein Geschenk an die Zukunft. Was immer wir an Erinnerung verschlampen, schmälert die Chancen der Nachkommenden für einen versöhnlichen Start in ihre Zeit.“

Flüchtlinge und Kriminalität in „Das Böse ist immer und überall“
„Es gibt von verschiedenen Seiten ein Interesse in diesem Land, ein Bild der Gefährdung, der zunehmenden Gewalt, der sich zuspitzenden Bedrohungssituation zu zeichnen. Um Aufmerksamkeit heischende Massenmedien und rechtspopulistische Politiker sowie Stammtischler, die in der Runde was erzählen wollen, sowie „unsocial“ media user arbeiten an diesem Bild. An einem Bild, das Angst macht und machen soll.“

Feindselige Gesellschaft in „Vier Feind-Seligkeiten“
„Eine vierte Feindseligkeit pflegt der Stammtisch: die Feindseligkeit der Angst, zu kurz zu kommen. Die Feindseligkeit des Neids, der wie ein Fernglas wirkt: Was andere haben oder bekommen, darauf schaut man mit der Vergrößerungs-Optik. Wirft man aber den Blick auf sich, dreht man das Fernglas um und sieht sich ganz winzig. Aus der Optik-Verzerrung modelliert man Behauptungen, die den Zorn im Land verstärken.“

Das Gottesbild des Fürbitt-Betenden in „Muss ich Gott weichklopfen?“
Warum einem Gott einen Platz in mir gestalten, einem Gott der schwach mit mir ist (wie es Etty Hillesum im „Sonntagmorgengebet“ anspricht), einem Gott, der kein Zauberer ist, der mich aus der Bedrängnis rettet? – „Wenn ich gut zuhöre, betend bin, steigt in mir dazu eine Antwort auf: weil ich jemanden brauche, bei dem ich so aufgehoben bin, dass ich verstanden bin, auch wenn ich mich verstelle. Dass ich verstanden bin, auch dort, wo ich mich selbst nicht verstehe. Dass ich verstanden bin mit aller Freude und aller Not, die ich habe. Wo ich ganz ich sein kann, weil es ein riesengroßes Du gibt, ganz in meiner Nähe, in mir, das ich nicht erst lange suchen muss. Und ich darf in ihm sein. Über dieses Ineinander-Sein bin ich verbunden mit allen und allem, die mir am Herzen liegen. Gott in mir und ich in ihm, das stiftet Gemeinschaft. Stärkende Gemeinschaft.“

 

Buch „Das Zeitliche segnen“

Ernst Gansinger, Das Zeitliche segnen. Wahrnehmungen zum Jahr 2016, Eigenverlag, 164 Seiten, Din A5, broschürt,  unv. Preisempfehlung  12,80 EUR, ISBN 978-3-200-04851-5

Die 13 Texte, Reflexionen zum Jahr 2016, befassen sich mit dem Verlust des Selbstzweifels, mit der Tierliebe, dem unbedachten Gebrauch der Worte, der Fremdenfeindlichkeit, der „Balkon-Muppets“- Gesellschaft, dem elitären „demokratischen“ Verständnis, das Menschen mit Beeinträchtigungen vom Wählen ausgrenzen will, dem Vorbeigehen an Gestrandeten, der Kälte der Mindestsicherungsdiskussion, dem Heimatverlust und dem Erinnern, der Kriminalität samt dem Interesse, mit ihr die Angst zu schüren, der Pflege von Feind-Seligkeiten sowie dem Gottesbild hinter dem Beten, insbesondere dem Beten für jemanden.

Ich widme mich zum Beispiel der Asyldiskussion, der Fremdenfeindlichkeit, dem Umgang mit Außenseitern wie Obdachlosen und Bettlern, der Vorurteils-Bereitschaft, der medialen Sensationsgier, setze mich mit einem verbreiteten Beten auseinander und auch mit dem Umgang mit Tieren.

Alltags-Erfahrungen sind der Stoff  des Buches: Szenen vom Stammtisch oder in der Straßenbahn. Das Futter, das Medien in die Welt streuen. Wörter oder Phrasen, die ich im Vorübergehen aufklaube, und die in mir eine Gedankenlawine ins Rutschen bringen. Ereiferung und Gleichgültigkeit, Urteile und Vorurteile, Prahlen und Kuschen.

Leider ist mein Verleger Dietmar Ehrenreich, Resistenz Verlag, kurz vor Umsetzung des Buchprojektes plötzlich gestorben, sodass ich es, wegen der Notwendigkeit, es aus Aktualitätsgründen noch heuer zu publizieren, selbst die Herausgabe übernommen habe.

Buchbestellung: Ernst Gansinger, Baumgarten 61, 4209 Engerwitzdorf;
E-Mail: ernst.gansinger@gmail.com
Homepage: ernstgansinger.info

Buchpräsentation

Am 18. November präsentierte ich in Linz, Altstadt 17, 1. Stock, Mozartsaal, mein neues Buch „Das Zeitliche segnen. Wahrnehmungen zum Jahr 2016“.
Ich habe mich sehr gefreut, dass so viele gekommen sind. Die Veranstaltung war ausgebucht!