Ich habe seit Jugendtagen Probleme mit der Emmaus-Geschichte (Lk 24,13-35). Die kommt mir an den Haaren herbeigezogen vor. Da geht der auferstandene Jesus mit zwei Jüngern, die um ihn weinen, und sie erkennen ihn nicht … Und dann (nach wie vielen Stunden?) unerkannt bleiben, erkennen sie ihn an einer Geste, am Brot-Brechen. Nun hat mich die Pastoralassistentin Magda Froschauer herausgefordert und gemeint, ich solle die Geschichte schreiben, wie ich sie verstehen würde, – Das ist daraus geworden:
Und siehe, am gleichen Tag waren zwei von den Jüngern auf dem Weg in ein Dorf namens Emmaus, das sechzig Stadien von Jerusalem entfernt ist.Sie sprachen miteinander über alles, was sich ereignet hatte.
Und es geschah, während sie redeten und ihre Gedanken austauschten, dass ihnen immer deutlicher das Bild von diesem Jesus, der ihnen so nahe war, vor Augen stand. Sie erinnerten sich an viele Begebenheiten mit Jesus und kamen geradezu ins Schwärmen von Jesus, dem Propheten, der mächtig in Tat und Wort vor Gott und dem ganzen Volk war. Je mehr sie in ihren Erinnerungen kramten und diese austauschten, desto schwerer wurde ihnen ums Herz. Sie weinten darum, was sie alles verloren hatten. Dass da in ihnen nicht nur Erinnerung war, sondern auch Zukunft, waren sie sich nicht bewusst. Zu schwer lag die Trauer auf ihnen. Zu groß war die Enttäuschung, dass ihre Hoffnung auf einen Erlöser nun ans Kreuz genagelt wurde und begraben ist. Es waren schlimme drei Tage des Erkennens, dass alles aus ist. – So redeten die zwei miteinander und waren sich einig, dass das Gerede da und dort, diese Hoffnung lebe weiter, nur ein Geschwätz sein kann. Das Grab sei leer vorgefunden worden. Das war nicht zu glauben. Und sicher wieder eines dieser Hirngespinste, das Hoffnung aufscheucht und dann fallen lässt. Während sie so redeten, kamen ihnen auch Schriftstellen in den Sinn, die vom Leiden und von der Überwindung des Todes handelten. Davon, dass dem Leiden die Herrlichkeit folge. Aber wie sollen diese Stellen mit Jesus zu tun haben? Schöne Geschichten, aber kein Trost, sagten sie sich gegenseitig.
Während sie so miteinander sprachen, verging rasch die Zeit. Sie erreichten das Dorf und das Haus, das ihr Ziel war. Das Gespräch unterwegs hatte sie so sehr aufgewühlt, dass sie unbedingt weiterreden wollten, dazu aber auch Stärkung brauchten.
Als sie mit dem Mahl beginnen wollten, nahm einer das Brot, sprach den Lobpreis, brach es und teilte es aus. So wie es ihnen Jesus vorgelebt hat. Da ging ihnen ein Licht auf und es wurde ihnen klar, dass sie nachfolgen sollen und können. Nicht mehr Erinnerung allein ist es, was sie nährt, sondern das Tun jetzt und in Zukunft. Das Herz brannte ihnen wegen dieser Einsicht und es hielt sie nicht mehr länger an diesem Ort. Sie mussten zurück zu den anderen und ihnen davon erzählen, was ihnen aufgegangen war. Als sie die Jünger in Jerusalem trafen, erzählten viele ganz Ähnliches. Sie haben begriffen, dass es mit dem Tod Jesu nicht damit aus ist, wozu Jesus ermutigt hat: die Menschen, insbesondere die am Rand in die Gemeinschaft zu holen und Gott als unendlich Liebenden zu verstehen. Ins Reich Gottes sind alle berufen!